Budapest Régiségei 26. (1984)
VITA - Szakál Ernő: A budavári gótikus szoborlelet sérüléseinek és eltemetésének jelképrendszere 271-321
Der unvollendete Bischof (Abb. 17) wurde geradewegs aus der Werkstatt weggeworfen, wie auch ein bärtiger Männerkopf, an dem die Korrektion des Meisters und die Ausbesserungsarbeit klar zu erkennen sind (Abb. 58 und 60). Die die Schriftrolle haltende Hand (Abb. 61 und 62) kann ebenfalls als Studienarbeit betrachtet werden. Die kleinere, mit Fassung versehenen sakralen Statuen (Abb. 6—16, 18) konnten in der Kapelle der königlichen Burg aufgestellt gewesen sein. Ihnen wurden im Zuge eines hussitisch motivierten Bildersturmes die Hände. Attribute und auch Köpfe abgeschlagen. Auf Anweisung der weltlich-kirchlichen Macht wurden die verstümmelten Skulpturen in der Werkstatt wieder ausgebessert und kamen erneut an ihren Platz zurück, jedoch nur für kurze Zeit. Denn die Plastiken wurden noch ärger beschädigt, in grösserem Masse als das erstemal. Es ist annehmbar, dass bei diesen zweiten Bildersturm auch eine Königsfigur beschädigt wurde, sie erhielt Verstümmelungen an Händen und Füssen (Abb. 3). Alle Statuen wurden zwecks Reparatur in die Werkstatt gebracht. Es ist beweisbar, dass diese Arbeit nicht vollendet wurde, sodern im Gegenteil, zuletzt, vor der Bestattung, erreichten die Verstümmelungen ihren Höhenpunkt, um vollständig liquidiert, in eine Abfallgrube zu landen. Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Bestattung der zerstümmelten Skulpturenfragmente nach einem genau ausgearbeiteten Programm, einer geplanten Durchführung eines „concetto "-s ablief, mit einer symbolischen „vendetta". Der Gang des Geschehens ist ungeklärt. Vor der Bestattung wurden auch die unvollendeten Statuen verstümmelt. In die Stümpfe der abgeschlagenen Hände, Arme und Füsse wurden Löcher gebohrt, die abgebrochenen Teile wurden aber niemals angesetzt, sondern zersträut, dass alle Skulpturen unvollständig seien. Es sieht so aus, dass die Requisiten und die symbolischen Gegenstände, die begleitenden Funde zu dem Begrabungsschauspiel planmässig angeschafft wurden, alles wurde für eine wirkvolle symbolische Show vorbereitet, visuelle und materielle Gegenstände wurden zu einem rituellen Vergeltungsakt gesammelt. Die Vergrabungsstelle wurde gründlich vorbereitet. Ein kleiner Raum wurde tiefer als die angrenzenden Mauern vollständig gereinigt, tiefer als die Grundmauern waren, in einer beträchtlichen Tiefe von 4—5 m. Auf diesem gereinigten Grund lag eine cca. 1 m dicke Schicht, aus unterschiedlichem Lehm- und tonartigem Gemisch, mit unregelmässigen Brandschichten und säurehaltigen Stoffen, was an einigen Fragmenten bewiesen werden konnte (Abb. 63 und 64). Die Skulpturenbruchstücke lagen demnach nicht im Erdreich. Wenn man diese Tatsache symbolisch werten will, so bedeutet es, dass ihnen das Begrabenwerden in die Muttererde versagt wurde. Mehrere Statuenrümpfe wurden auf dem Bauch gelegt, sie ; auch damit erniedrigend, ihnen eine schmachvolle Msse'iaüfzwingend (Abb. 65-67). An einer unvollendeten Ritterskulptur war dies dadurch gesteigert, dass ihr Rücken ausgehöhlt wurde (Abb. 29Û 68). Man kann annehmen, dass diese Höhlung mit eckelerregenden Dingen gefüllt wurde, was darauf deutet, dass so die innere Hässlichkeit an ihrer Rückseite — die sonst an der von vorn gesehenen schönen Statue nicht zu Schau kam — veranschaulicht werden sollte (Abb. 70). Auch die Köpfe waren halbwegs oder vollständig auf ihr Gesicht gelegt. Nur einer, mit Ziegeln geschützt, blickte nach oben, und zwar der, dessen Nase umbeschädigt geblieben war (Abb. 69). Die Figuren der nie eingebauten Konsolen waren auch nach unten gekehrt, denn die Gestalten der Mithelfer sollten auch büssen (Abb. 71—73) wie ihre Herren, die sie bedienten. Den Fundumständen und Begleitfunden kommt eine sekundäre Rolle zu, so bei der Freilegung als auch bei der Wertung des Fundes, da der kunsthistorische Wert der Skulpturen alles andere in den Schatten stellt. Die Begleitfunde haben einen ganz geringen kunsthistorischen Wert, sind aber als Symbole äusserst aufschlussreich, denn jedem Gegenstand kommt im Symbolsystem eine Rolle zu, als Requisit eines Schauspieles, mit Beziehungen zur dramatischen Handlung. So können die verschiedenen Verschlusstöpsel eines Hypokaustums auf das höllische Feuer hinweisen, was auch die an einem Stöpsel angebrachte plastische Teufelsfratze versinnbildlicht. Die Brunnenfragmente und zerbrochenen Blei- und Kupferrohre symbolisieren eine Brunnenzerstörung, den Entzug des belebenden Wassers. Ein kleines Baumodell ist der Eckstein einer Kapelle (Abb. 54). Wenn man diesen Strebepfeilereckstern aus der Konstruktion enfernt, stürzt das Bauwerk zusammen. Der aus einem tiefen Schacht neben der Fundstelle zum Vorschein gekommene Ritterdegen, die Spore und die Gürtelschnalle weisen auf die symbolische Degradierung der Figuren hin. Das bronzene Glöckchen, die Buchecken und der Silberring mit der Inschrift Ave Maria Gracia Plena können auf die Verwerfung oder Verweigerung der kirchüchen Zeremonie deuten. Die Zerstückelung der Wappen war mit der Entrechtung gleich; und so kann man auch bei den zerbrochenen Ofenkacheln mit Wappendarstellungen eine Symbolisierung annehmen. Es waren auch vielerlei Tierknochen in der Aufschüttung, die als Speiseabfall zu betrachten sind. Ebendeshalb sind jene Knochen, die keinesfalls Speiseabfälle sind, hinsichtlich des Symbolsystems von besonderer Bedeutung. Solche sind die Knochen .und Schädel von Hund und Katze, Nebelkräheknochen, Schwanüberreste, Schildkröten- und Muschelstücke, Fesselbeine (Os phalangis I), Schulterblätter und Unterkiefer von Kaltblutpferden, Rinderbeinstücke von ausgefallenem Mass usw. János Matolcsy berichtet detailliert und gründlich über seihe archäozoologischen Forschungsergebnisse. So beschrieb er u. a. auch die Schädelreste eines Lammes, die mit vier Hörnern extrem wirken. Ein Lamm mit vier Hörnern kann wohl das Symbol einer Missgeburt, eines Monstrums sein, keinesfalls aber ein Speiseabfallstück. Dadurch, dass man den Figuren ihre Attribute nahm, wurden sie namenlos, durch ihre Verstümmelungen aus