Budapest Régiségei 22. (1971)

JELENTÉSEK - Wellner István: Leletmentések az aquincumi canabae déli szélénél 411-418

L WELLNER BERGUNGSGRABUNGEN AM SUDLICHEN RAND DER AQUINCUMER CANABAE Im II. Bezirk von Budapest, an der Ecke der Lajos- und Sajka-Gasse führten wir im Jahre 1964 zur Erforschung der Umgebung von den hier 30—40 m weit zum Vorschein gekommenen Wachttürmen (burgus) eine kleinere Ausgrabung durch. Unser Suchgraben durchschnitt einen etwa 5,40 m breiten, im grossen und ganzen NS orientierten, also mit der Donau parallel verlaufenden römerzeitlichen Fahr­damm. Vermutlich war dieser die Limesstrasse. Der Unterbau dieses Fahrdammes bestand aus grösseren, unregelmässigen, ohne Bodenvorberei­tung niedergelegten Steinen, auf welche kleinere Steine, Steinsplitt, sodann eine etwa 20 cm starke Schotterung verlegt wurde. In diese wurden, die gewöhnlichen 4—5 cm hohen Steinplatten unregel­mässiger Form eingebettet. Darüber fanden wir noch eine etwa 15 cm hohe, feste Schotterschicht. Bei ihrer in der Mittellinie der Fahrbahn verlaufen­den Krone dürfte sie etwa 75—80 cm stark gewesen sein. Den beiden Rändern zu nahm diese Höhe um etwa 20—25 cm ab. Die feste Schotterfläche über den grossen Steinplatten ist wahrscheinlich ein Überrest der späteren Wegaussbesserungen, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass dies das ursprüng­liche Niveau war. An der westlichen Seite des Fahr­dammes fanden wir auch die Randsteine an ihren ursprünglichen Platz vor. Die erste Bauperiode der Strasse können wir auf den Beginn des 2. Jahrhunderts setzen. Zur Ausbesserung dürfte es im ersten Drittel des 3. Jahr­hunderts gekommen sein. Anlässlich des Besuches von Caracalla im Jahre 214 und des angekündigten, jedoch unterbliebenen Besuches von Severus Ale­xander in 229—230 wurde aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Bereich von Aquincum die Limesstras­se wiederhergestellt. Laut Bezeugung der über dem römerzeitlichen Fahrdamm gefundenen mittelalter­lichen keramischen Funde und einer aus 1334 da­tierten Urkunde war der Weg auch im Mittelalter in Gebrauch. In der Nähe der Limesstrasse, gleichfalls im Sommer des Jahres 1964 wurde bei den Fundament­arbeiten eines modernen Gebäudes ein mit In­schriftversehener Sarkophag gefunden. Die äussere Länge der Grabkiste beträgt 194 cm, ihre Breite 82 cm, ihre Höhe 64 cm. Ihre Wand ist durchschnitt­lich 13 cm stark. Der obere Deckel ist, damit er sich besser anpasst, stufenförmig gegliedert. Etwa ein Drittel des Deckels fehlt; das Grab wurde gewiss noch im Altertum aufgebrochen und ausgeplün­dert; so konnten wir darin nicht einmal mehr Knochen vorfinden. Der Deckel des Sarkophags wurde hausdachförmig ausgebildet mit je 3 hervor­ragenden, nur angedeuteten Tegulae an den Längs­seiten und an den Ecken mit Akroterien. Die Andeu­tung des auf den Aquincumer Sarkophagen üblichen mittleren Akroterions bzw. Antefixums ist auf unse­rem Exemplar nicht vorhanden. Die volle Höhe des Sarkophags beträgt mit dem Deckel zusammen Im. Die drei Seiten der Grabkiste sind unverziert und roher bearbeitet. An der einen Längsseite fin­den wir in einer Tabula ansata-Umrahmung die Inschrift, mit Ausnahme der Abkürzung D M, die auf den unteren, senkrechten Rand des Deckels geraten ist. Die Darstellung der Tabula ansata weicht von den üblichen ab. Im wesentlichen ist sie lediglich deren stilisierte Andeutung mit je 3 eingetieften Dreiecken. Auch die „ansae", die Henkel sind höher und schmäler als auf den übrigen Aquincumer Sar­kophagen. Bei den eingemeisselten Buchstaben und auf der Umrahmung der Tabula ansata kann noch die Spur der roten Farbe wahrgenommen werden. Lösen wir die Abkürzungen auf, so erhalten wir den folgenden ergänzten Text: D(iis) M(anibvs) Ivl(ivs) Candidianvs mil(es) leg(ionis) II ad(ivtricis) stip(endiorvm) XXIIII qvi vix(it) ann(os) XXXX Clavdia Bonosa conivgi carissimo f(aciendvm) c(vravit) Der Name Candidianus kommt in Pannonién zumeist in den Zeiten nach Marcus vor. Auch aus Aquincum ist uns ein Beneficiarius, namens Iulius Candidianus bekannt. Auch der Name Bonosa kommt auf noch einem Aquincumer Sarkophag vor. Für das Kognomen Bonosus finden wir in Panno­nién zwei Beispiele. Auffallend ist an unserer Inschrift die hohe Anzahl der Ligaturen. Am Ende des ersten Wortes der 5. Zeileist das kleine I in das G eingemeisselt. In unserer Gegend weist laut A. Alföldi diese Schreib­weise bei der der letzte Buchstabe eines Wortes verkleinert in den vorletzten gesetzt wird, auf die Zeit des Caracalla. Es soll noch bemerkt werden, dass die von ihm behandelten beiden Inschriften der unseren ähnlich in eine Tabula ansata gesetzt sind. Unter den genaue datierbaren Aquincumer Inschriften können wir bei CIL III Nr. 3445 eine der unsrigen ähnliche TP-Ligatur finden. Diese stammt aus 218 u. Z. Nehmen wir die Formeln D M und F C in Betracht, ferner dass der Name des Ver­27 417

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