Budapest Régiségei 22. (1971)

TANULMÁNYOK - Sz. Póczy Klára: A békásmegyeri villa és az Aquincum környéki gazdaságok a markomann háborúk után 85-102

SZ. K. PÓCZY DIE VILLA VON BÉKÁSMEGYER UND DIE GUTSHÖFE IN DER UMGEBUNG VON AQUINCUM NACH DEN MARKONMANNENKRIEGEN Im Jahre 1961 erschlossen wir anlässlich einer Bergungsgrabung in der Gemarkung von Békás­megyer auf dem Bergabhang unweit der Donau eine römische Villa. Das Gebäude wurde am Rand eines 4 m breiten Schotterweges terrassenförmig auf dem Hügel gebaut. Trotz dem, dass die auf den Fluss blickende Flucht der Räume bereits früher einge­stürzt ist, konnten wir den Umfang des Gebäudes dennoch umgrenzen, da sich die Ruinen der nord­südlich verlaufenden Abschlussmauer an dem halb­kreisförmig abgetragenen Hang feststellen Hessen. Das Gebäude dürfte demnach ungefähr von einer Grundfläche von etwa 12X12 m gewesen sein, vorausgesetzt, dass sich der Ebene zu ein Portikus befand. Dieses dürften jene Säulen verziert haben, deren Bruchstücke in dem herabgestürzten Schutt vorzufinden waren. Die Raumfluchten erstreckten sich auf dem Abhang übereinander in drei Terrassen, einem jeden Trakt gehörten je drei Zimmer an und zwischen der unteren und oberen Terrasse konnte ein Niveauunterschied von einem ganzen Stock­werk beobachtet werden. Unter der Villa fanden wir zwei Keller ; einzelne Räumlichkeiten des Gebäudes wurden durch Heizkanäle, andere durch lebmbe­worfene Öfen geheizt. Das Wasser der nahen Quelle führte man durch einen Kanal in das Wohngebäude. Zur Zeitbestimmung des Gebäudes haben ins­besondere die architektonischen Eigenartigkeiten und das aus der Villa zum Vorschein gekommene Fundmaterial hinzugeholfen. Auf Grund dieser konnten wir feststellen, dass die Villa von Békás­megyer zur Mitte des 3. Jahrhunderts in der Nach­barschaft des nördlich von Aquincum gelegenen vicus Vindonianus erbaut wurde. Im Schutt des einen Raumes lag eine Lanze und eine Trense, die uns darauf aufmerksam machten, dass die Villa zuletzt vom Militär belegt war. Die spätesten Prä­gungen des Münzkomplexes informieren uns davon, dass das Gebäude nach dem Jahre 374, wahrschein­lich im Laufe eines Einbruches der auf dem jenseiti­gen Ufer wohnenden Sarmaten niedergebrannt ist. Wir wissen, dass zu dieser Zeit sämtliche Festungen im Donauknie, darunter auch die Wachttürme bei der Überfahrtstelle von Békásmegyer zerstört wor­den sind. Die Bevölkerung flüchtete sich wahrschein­lich während der Kämpfe und das Gebäude, von dem aus ein grosser Teil des Geländes überblickt werden konnte, wurde vom Militär bezogen. Die Villa versah daher ihre letzte Funktion als Festung. Die Abhandlung zählt auf Grund der bisher im Raum von Aquincum freigelegten bzw. durch Geländebegehungen und inschriftliche Denkmäler die lokalisierbaren Villenreste und Gutshöfe auf. In mehreren Fällen werden in der ersten Hälfe des 3. Jahrhunderts auch die wahrscheinlichsten Villen­besitzer, Gutsbesitzer dem Namen nach erwähnt. Beim Vergleich des Grundrisses der Gebäude­denkmäler stellte es sich heraus, dass sich im wesentlichen zweierlei Gebäudetypen in der Umge­bung wiederholen. Der eine Typ ist ein Herrenhaus mit Mittelflur und an der Front mit Portikus. Von dem Korridor öffneten sich nach rechts und links je zwei oder drei Räume. Bei einer schmuckhafteren Variante dieses Typs finden wir in der Achse des Gebäudes einen im Hintertrakt mit Apsis versehenen Saal. Beim anderen Gebäudetyp wurde die Apsis in der Querachse ausgebildet und das Gebäude an der Seite von einem Portikus gesäumt, auch der Eingang war von der Seite her. Beide Gebäude­typen kommen in der Zivilstadt von Aquincum bzw. auch in den Canabae vor. Die Dimension der Gebäude und ihre bescheidene Ausführung weisen darauf hin, dass sie von einer Familie mit einem bloss auf wenigen Personen bestehenden Personal bewohnt waren. Der Abstand der Villen voneinan­der weist darauf hin, dass sie im Zentrum der 4—8 km 2 betragenden, mittelgrossen Wirtschaften ge­standen haben dürften. Von allen Herrenhäusern in der Umgebung von Aquincum wurde festgestellt, dass diese lediglich in der den Markomannenkriegen folgenden Bauperiode errichtet wurden und bis Ende des 4. Jahrhunderts bewohnt waren. Der Grundriss der Villen und der Wirtschafts­gebäude, samt ihrer Einrichtung und Ausführung wiederspiegeln der abweichenden Wirtschaftsorgani­sation entsprechend getreu die Ansprüche der Besitzer und die Aufgabe, welche die Villa im Zen­trum des Gutes erfüllen musste. Die Bedeutung der sich auf die Villenwirtschaften in der Umgebung von Aquincum beziehenden Feststellungen können wir daher dann ermessen, wenn wir sie mit den Besitzverhältnissen in der übrigen Teilen der Pro­vinz in Parallele stellen. Fassen wir die aus den Forschungen ziehbaren Beobachtungen zusammen und geben wir in grossen Zügen einen Umriss, so können wir sehen, dass zu Ende des 1. und in der ersten Hälfte des 2. Jahrhun­derts in der Umgebung des Balaton, des Neusiedler­sees und des Mecsekgebirges ein Teil der Gutsbe­sitze den Umfang eines Latifundiums haben. Die Villen wurden von ihren Besitzern luxuriös einge­richtet und bereits aus ihren Grundriss ist es ersicht­lich, dass sie den italischen Mustern mit Peristyl folgen. Nach den Markomannenkriegen konnten sich diese Grossgrundbesitze lange Zeit hindurch nicht von den Verwüstungen des Krieges erholen. 101

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