Budapest Régiségei 18. (1958)
TANULMÁNYOK - Szűcs Jenő: A középkori építészet munkaszervezetének kérdéséhez 313-363
gehende Folgerungen. Demgegenüber steht die auffallende Tatsache, dass kein einziger unmittelbarer Beweis, keine einzige inländische Angabe die These, dass sich Hütten in Ungarn betätigt hätten, unterstützt. Immerhin muss man den diesbezüglichen Teil der Regensburger Satzungen mit dem grössten Vorbehalt zur Kenntnis nehmen und dem Umstand Rechnung tragen, dass der Artikel _ gerade zu einer Zeit verfasst wurde, als die Österreichische Partei mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Rechtsanspruch auf Ungarn gegenüber dem nationalen Königtum von Matthias zu beweisen suchte. Was aber die Steinmetzzeichen betrifft, so beweisen diese lediglich die Organisiertheit der Arbeit. Die Organisation der Pressburger Werkstatt schliesst die Möglichkeit vollständig aus, dass wir mit einer Art Filiale der Wiener Haupthütte zu tun hätten. Die unwiderlegbarsten Beweise aber werden erbracht durch die Person des Obergespans Rozgonyi, des »directors« der Bauarbeiten und des Beauftragten des Königs, János Kakas sowie durch die Tatsache, dass in ihrer Person die oberste Leitung der ganzen Arbeitsorganisation in den Händen des Königs vereinigt und der Bauleiter der »Baumeister des Kaisers« war. Das schliesst natürlich nicht die Übernahme gewisser Baumethoden und die Beeinflussung von Kunst-und Stilrichtungen aus. Durch die Pressburger Bauwerkstatt wird die Ansicht unterstützt, dass die königlichen Bauunternehmungen in Ungarn ihrem Charakter nach eher den französischen nahe stünden. Ähnlich der Entwicklung in Frankreich spielten auch bei uns die königlichen Werkstätten die führende Rolle in der Architektur, im Unterschied zur Entwicklung in Deutschland, wo infolge der politischen Zerrissenheit diese Rolle vom Bauhüttensystem übernommen wurde. Demnach würde es sich als überflüssig erweisen, eigens Beweise dafür zu erbringen, dass zwischen der Bauwerkstätte und den Zünften überhaupt kein Zusammenhang bestand ; class liegt auf der Hand. Die Zunfthandwerker konnten gar nicht Anspruch darauf erheben, ihren Betätigungskreis auf die Monumentalbauten auszudehnen. Dennoch wollen wir versuchen Vergleiche zwischen dem Pressburger Burgbau und dem charakteristischen Gebiet des Zunftbauwesens, dem städtischen Hausbau, zu ziehen. Im Mittelalter drücken die Hauspreise im allgemeinen die Baukosten eines Hauses aus, die man erhält, indem man vom Verkaufspreis den Preis des Grundstückes abzieht. Der Durchschnittspreis der besseren Häuser in der inneren Stadt betrug in den dreissiger Jahren des 15. Jahrhunderts in Pressburg 243 Goldgulden, in Buda beiläufig 200—-600 Goldgulden. Grösser als diese waren die Paläste der reichsten Patrizier der Stadt und die der hohen Würdenträger, deren Preise häufig 1000 Gulden überstiegen ; 1403 betrug der Preis des grössten zweigeschossigen Palastes in Buda 10 000 Gulden. Vergleichen wir aber konkret die Proportionen der Pressburger Bautätigkeit mit den Baukosten eines grossen städtischen Bürgerhauses. Aus Sopron (Ödenburg) kennen wir ein aus dem Jahre 1520 stammendes .Kostenverzeichnis. Von Ende März bis Ende Juli belief sich der für Arbeitslöhne und Baustoffe ausgegebene Betrag auf 31 Goldgulden und 15 Denare. Die Menge der verwendeten Baustoffe deutet an, dass es sich um den Bau eines grösseren Patrizierhauses gehandelt haben dürfte. Während der ganzen Sommerperiode können die Gesamtauslagen mit etwa 54 Goldgulden beziffert werden, das bedeutet aber, dass der Pressburger Burgbau in seinen Proportionen ungefähr neunzigmal grösser war als der Bau eines grossen Bürgerhauses. Auf die Frage, wie sich der Pressburger Burgbau zu den in jener Zeit stattgefundenen grösseren baulichen Unternehmungen in MittelOsteuropa verhielt, bieten sich zum Vergleich die Bauten des Wiener Stephansdomes und des Prager Veitdomes. Die Bauberichte des ersteren kennen wir aus den Jahren 1404—1430, jene des letzteren von 1372—1378. Vor allem muss bemerkt werden, dass beide Bauorganisationen in weitestem Mass mit dem der Pressburger Bauhütte übereinstimmen. Die administrative Leitung versahen in allen drei Fällen ähnliche Bauämter, der Unterschied liegt nur darin, dass dieses Amt in Wien einer städtischen, in Prag einer kirchlichen, und in Pressburg einer königlichen Oberbehörde unterstand. Unter der Anleitung der Baumeister verrichten ähnliche Facharbeitergruppen die Arbeiten, beaufsichtigt vom Polier oder von Polieren, und Fuhrleute und Tagelöhner vervollständigen die Organisation. Die Jahresausgaben des Wiener Kirchenbaus bewegten sich zumeist zwischen 900—1200 Pfund Denaren, der Jahresdurchschnitt der Jahre von 1404—1430 beträgt 941 Pfund Denare. Im folgenden vergleichen wir die Arbeitsorganisation und die Ausgaben des Jahres 1429 mit denen von Pressburg, als die Jahresauslagen den Durchschnitt übertrafen und 1106 Pfunde, 5 Schilling betrugen (nach Abzug der mit dem Weingarten der Kirche zusammenhängenden Auslagen und einiger anderer mit dem Kirchenbau in gar keinem Zusammenhang stehenden Posten von der Endsumme. Auf ungarischen Goldgulden umgerechnet, entsprach dieser Betrag (damals waren 180 Wiener Denare einen Goldgulden wert) 1475 Goldgulden und 3 Schillingen. Es stellt sich also heraus, dass die jährlichen Kosten des Wiener Kirchenbaus — in einem Jahr, in dem den Durchschnitt übertreffender Betrag aufgewendet wurde — etwa 3 1 / 4 mal geringer waren als die Gesamt362