Budapest Régiségei 17. (1956)

TANULMÁNYOK - Gerevich László: Buda szerepe a magyarországi gótikus építészetben és az európai stílusáramlatokban 45-72

L. OEREVIÖB DIE ROLLE BUDAS IN DER GOTISCHEN BAUKUNST UNGARNS UND DIE EUROPÄISCHEN STILSTRÖMUNGEN Die Gotik Ungarns stand unmittelbar oder mittelbar unter dem Einfluss franzö­sischer Kunst und in Deutschland oder Mittel­europa geschaffener regionaler Schulen. Trotz dieser fremden Einflüsse blieben ihre heimi­schen Züge erhalten. Übernahme, Auswahl und Verwendung des Formenschatzes wurden durch ungarische Kunstformen und den im Lande herrschenden Geschmack bestimmt. Das Sich­behaupten der Eigentümlichkeiten sowie zahl­reiche geschichtliche Belege bilden Beweise für eine innere Entwicklung. In Ungarn machen sich die Auswirkungen der gotischen Baukunst zu einer Zeit geltend, da diese durch den Orden der Zisterzienser in den mittleren Teilen Europas Verbreitung findet. Sie erscheint fast gleichzeitig in den verschiedenen Zentren und gelangt über Deutsch­land und Osterreich nach Ungarn. Der zister­ziensische Stil nimmt seinen Ausgang von Bur­gund und setzt sich über Maulbronn nach Mitteleuropa fort. Diese zisterziensische Rich­tung gotischer Bauweise hatte nichts von der reichen gotischen Ausschmückung der ersten gotischen Kathedralen noch von der Mannigfal­tigkeit der Formelemente des Stils. Entspre­chend dem Programm der Zisterzienser ent­behrt diese Baukunst jedes Zierats und ist auch in der Ausgestaltung des Innenraumes von strengster Einfachheit. Sie zeichnet sich jedoch durch vollkommene Kenntnis des go­tischen Baustils und unumwundene Anlehnung an denselben aus. Die charakteristischen Merk­male des Stils sind Kreuzrippe, Schlussstein und Bündelpfeiler. Durch diese Bauglieder werden Druck und Schub in logischer Fol­gerichtigkeit abgeleitet. Stilistische Probleme, bauplastische Verzierung werden zugunsten der technischen Probleme ganz vernachlässigt. In Mitteleuropa treten schon gotische Konstruk­tionssysteme in Kirchen auf, deren Ausschmük­kung und sogar Grundriss typisch spätroma­nisch sind. Die hervorragendsten datierbaren Denkmäler dieses Stils finden sich grösstenteils in Ungarn vor. Gotische Konstruktion und romanischer Ornamentstil wirken in den ver­schiedensten Mischungsverhältnissen und Ver­bindungen zusammen und rufen einen eigen­artigen Typus ins Leben. In dieser Über­gangsperiode stehen somit Konstruktion und Dekoration in Widerspruch miteinander. Die­selbe Feststellung kann auch für Deutschland und Südfrankreich gelten. Die Technik geht in Ungarn der Stilbildung der darstellenden Künste um Jahrzehnte voraus. Jahrzehnte nach den ersten Bauwerken, die den Einfluss des zisterziensischen Stils verraten, enstanden un­sere schönsten Kirchen mit spätromanischer Ausschmückung. Dieses frühe Auftreten der gotischen Konstruktion motivierte die Bezeich­nung Übergangsstil. In Ungarn tritt dieser in den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts in Pannonhalma in Erscheinung ; dem Chor mit Rippengewölbe und gekuppelten Säulen der Palastkapelle von Esztergom mag ebenfalls gotische Bauweise zugrunde gelegen haben. Ne­ben diesen Beispielen können wir auch in den entlegensten Teilen des Landes mit dem Wirken der zisterziensischen Bauschule rechnen. Diese Richtung verliert sich jedoch — trotz der Entwicklung der Konstruktion — im dekora­tiven System der überschwänglichen Phantasie des spätromanischen Schönheitsideals und lässt sogar die romanische basilikale Anlage mit drei Apsiden unberührt. Bedeutendere Chöre mit geradem Abschluss sind uns aus Pannonhal­ma, Bélapátfalva und Árpás bekannt. Ihr Einfluss konnte sich aber nicht voll entfalten, da man dem heimischen Geschmack und den ro­manischen Traditionen Zugeständnisse machte. Eine ausschlaggebende Wendung in der Bau­kunst Ungarns erfolgte um die Mitte des 13. Jahrhunderts, als Ungarn von einer zweiten grossen gotischen Stil welle erfasst wurde. Nach dem Einfluss, den die Baukunst der Zisterzienser und später der schottischen Kon­gregation der Benediktiner ausübte, sind es die Dominikaner- und Franziskanermönche, die die Führung übernehmen, der Stil ihrer Kirchen und Klöster wirkt umformend auf die lokalen romanischen Traditionen, bzw. trägt dazu bei, dass sich die lokalen Überliefe­rungen in der Richtung zur Gotik entfalten. Die Architektur der Bettelorden entwickelt Baustil und Überlieferungen der Zisterzienser weiter. In ganz Europa gerät nun die Initiative in die Hände der Dominikaner und Franzis­kaner. Im Gegensatz zu den zisterziensischen Konversen spielen schon die weltlichen Mei­ster die Hauptrolle. Die Baukommission, an welcher auch schon Bürger teilnehmen dürfen, wird von einem Beauftragten des Ordens ge­leitet. Noch vor dem Mongoleneinfall kommt es in Ungarn zum Bau der ersten Ordensklöster (Dominikaner vonPest,Kosice— Kassa,Veszprém usw.). Ihre geschichtlich entscheidende Rolle ent­faltet sich aber in der Rekonstruktionsperiode nach dem Mongoleneinfall und setzt sich in er­62

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