Budapest Régiségei 17. (1956)

TANULMÁNYOK - Gerevich László: Buda szerepe a magyarországi gótikus építészetben és az európai stílusáramlatokban 45-72

ster Linie dank des Königshauses und der Kir­chenfürsten durch. Zahlreiche Beispiele bewei­sen, wie weitgehend König Béla IV. die Verbrei­tung des Dominikanerordens fördert ; die Gesin­nung des Königs kommt aber am unmittel­barsten darin zum Ausdruck, dass er seine Lieblingstochter, Margarethe, zur Nonne des Dominikanerordens bestimmt und selbst Tertia­ner des Ordens wird. Während der grossen Bautätigkeit im Burggebiet von Buda ersteht als eines der ersten Gebäude das Kloster der Dominikaner. Dieses Mutterhaus war damals der wichtigste Sitz für die Tätigkeit des Dominikanerordens und 1254 wurde daselbst die Generalversammlung abgehalten. Der Or­den tat sein Möglichstes, um Béla IV. in seinem grossen städtebauenden Programm zu unter­stützen. Diese geschichtlichen Hintergründe lassen es verständlicher erscheinen, dass die Errungenschaften des reiferen gotischen Stils durch die Bautätigkeit dieser zwei Orden un­mittelbar nach Ungarn gelangen. Ziemlich frühzeitig und die Nachbarländer übergehend, dringt diese Welle gotischen Stils nach Ungarn vor und befruchtet das ganze Land ; ihr Ein­fluss ist von Dauer und führt im wesentlichen zur Umgestaltung der spätromanischen Bau­formen. Das Nonnenkloster der Margaretheninsel wird gemäss den strengen Bauvorschriften des Ordens erbaut, was eine diesbezügliche Ur­kunde besonders hervorhebt. Der einschiffige, geradlinig abschliessende Chor war gewölbt. Er ist eines der frühesten Beispiele des Klo­sterkirchentypus' der Dominikaner in Europa. Er bildet einen hellen, leicht übersehbaren, für Predigten vorzüglich geeigneten einschiffigen Innenraum, welcher in der Idee schon die We­senszüge jener Raumsysteme enthält, die ein Produkt der Weiterentwicklung der Spätgotik darstellen. Der zweischiffige Raum der Jako­binerkirche von Toulouse ist ein wichtiges Bei­spiel für das Raumsystem der Hallenkirche, bei der wir es statt des früheren unterordnen­den Prinzips der Raumvereinheitlichung mit einer weiteren Station in der Richtung zur sym­metrischen Gleichordnung der einzelnen Räume zu tun haben, mit einem Problem, das letzten Endes die Renaissance löst. Die um die Mitte des 13. Jahrhunderts geschaffene Steinmetzwerkstatt von Buda, wel­che unter dem richtunggebenden Einfluss des Dominikaner- bzw. Franziskanerordens stand, gehörte zu den Vorkämpfern der mitteleuro­päischen gotischen Entwicklung. Diese Bauwerk­statt mag auch den königlichen Palast errich­tet haben ; besser ist uns aber die Marienkirche der Burg von Buda bekannt, welche in den Jahren zwischen 1255—69 gebaut wurde. Ihr Ursprung ist auf Grund des Vorhergehenden unschwer festzustellen ; im Rheinland und in Frankreich gibt es zu jener Zeit nicht wenig Klosterkirchen verwandten Grundrisses. So ver­fügte z. B. die umgebaute Dominikanerkirche in Strassburg ebenfalls über einen ähnlichen Chorgrundriss (jedoch ohne Pseudoquerschiff), schloss mit den sieben Seiten des Zwölfecks ab und ragte mit einem Gewölbejoch vor die gerade abschliessenden Seitenschiffe. Diese t Kirche wurde im Jahre 1254 begonnen, ungefähr um dieselbe Zeit also wie die Marienkirche von Buda. Die Einweihung der mit diesen Bauwerken verwandten Kölner Minoritenkirche fand aber im Jahre 1260 statt. Daraus ist ebenfalls ersichtlich, dass auch die um diese Zeit erbauten reifsten Klosterkirchen der Werk­stätte von Buda nicht vorangegangen sind. Die Westfassade der Kirche wurde natürlich anders entworfen, da es sich nicht um eine Ordens-, sondern um eine Pfarrkirche handelte. Auch der plastische Schmuck des Kirchen­innern erhellt die Entwicklung der gotischen Werkstatt von Buda. Die Denkmäler der ersten Steinmetzwerkstatt lassen erkennen, dass sich auch die älteren Steinmetzen, die noch am Bau der spätromanischen Kirchen Ungarns be­teiligt waren, den neuen Aufgaben widmen. Durch die romanischen Ranken- und die flachen graphisch wirkenden Pflanzenornamente wird dies klar erwiesen. Die zweite Steinmetz Werk­statt hingegen löste sich schon von den roma­nisierenden Traditionen los. Ihr Hauptaugen­merk ist auf die lebenstreue Nachahmung der Natur gerichtet, Weintrauben-, Reben- und Eichenblätter umspielen in erhabenem Relief die von architektonisch funktionellem Gesichts­punkte wichtigsten Partien. Wollen wir den Urkunden bezüglich der Erbauung der Kirche Glauben schenken — und wir haben allen Grund dazu —, so unterliegt es keinem Zweifel, dass sich der wichtigste Schritt der französischen Gotik in der Richtung der Weiterentwicklung, nämlich Naturtreue und plastische Form, auch bei uns kundtat. In Mitteleuropa erscheint dieses in erster Linie an Nprdfrankreich anknüpfende Pflanzenornament zuerst in der Matthiaskirche (früher Marienkirche) der Burg von Buda. Beson­ders wichtig ist dies, wenn wir in Betracht zie­hen, dass sich die gotische Schule nicht nur durch Erbauung von Kirchen, sondern auch auf dem Gebiet der ersten Budaer Privatpa­läste und Wohnhäuser auszeichnete, welche um diese Zeit in rascher Aufeinanderfolge ent­standen und — was durch manche Einzelfunde bekräftigt zu sein scheint — als Denkmäler derselben Bauwerkstätte angesehen werden können. Es wäre eine optische Täuschung, bzw. hiesse die Architekturgeschichte ganz unrich­tig beurteilen, werteten wir die Baukunst des Mittelalters allein oder in erster Linie an Hand kirchlicher Denkmäler, obwohl wir uns dessen bewusst sind, dass die schwierigsten Aufgaben der Steinbaukunst vom 11. —14. Jahrhundert 63

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