Budapest Régiségei 16. (1955)

TANULMÁNYOK - Györffy György: Kurszán és Kurszán vára : a magyar fejedelemség kialakulása és Óbuda honfoglaláskori története 9-40

Die von Anonymus erwähnte Burg Kurzan war noch im XIV. Jahrhundert im Gebiet von Óbuda bekannt. Diese Burg wird 1332 unter dem Namen „... loci antiqui castri Kurchan vocati ..." und 1373 unter dem Namen „inter antiqui castri Kurchan vocati ..." erwähnt. Aus den bei der Geländefahrt figurierenden fixen Punkten kann festgestellt werden, dass Kur­zans Burg mit den Trümmern des südlich vom Innenteil des alten Óbuda erschlossenen römischen militärischen Amphitheaters identisch ist. Dieses grosse kreisförmige römische Gebäude erschien einem nomadischen Fürsten geeignet, dort sein Lager aufzuschlagen. Vom Gesichtspunkt der Geschichte von Buda­pest aus ist dies ein entscheidendes Moment. Es zeigt nämlich, dass der Hauptfürst der landnehmen­den Ungarn, ,,Kundus Sohn Kurzan", bereits zur Zeit der Landnahme den natürlichen Mittelpunkt des Landes, Buda (das spätere Óbuda), zu seiner Residenz gewählt hat. Es ist nicht unmöglich, dass die Arpaden nach dem Tode Kurzans absichtlich eine neue Residenz an der Stelle des heutigen Fehér­vár bzw. Esztergom gewählt haben. Durch die zen­trale Lage von Buda ergab sich jedoch unvermeid­lich, dass die Hauptstadt des Landes nach einer mehr als drei Jahrhunderte langen Schwankung wieder Buda wurde. Die günstigen Möglichkeiten für die Überque­rung der Donau verliehen Óbuda zur Zeit der Land­nahme und in den frühen Jahrhunderten der unga­rischen Geschichte grosse Bedeutung. Die land­nehmenden Ungarn überquerten die grossen Flüsse nicht in Booten, sondern in Fellschläuchen, die Pferde und Rinder Hessen sie hinterher schwimmen. Wie solch eine Überquerung vonstatten gegangen ist, wird am besten in Ibn Fadhlans Beschreibung über seine Reise im Jahre 922 veranschaulicht, in der er die Überquerung der südlich des Uralgebirges laufenden Flüsse Bagindi und Ural in Fellbooten schildert. Für diese Art von Überquerung war auf einem 100 km langen Donauabschnitt lediglich die neben Óbuda liegenden Reede von Megyer geeig­net. An diesem Abschnitt ist die Donau am breite­sten, voll mit Sandbänken, ihre Strömung ist hier am langsamsten, so dass selbst die vom Wasser bis Óbuda vertriebenen Schläuche das Ufer erreichen. Nach der Verbreitung der Überquerung mit steuerbaren Ruderbooten wurden die für Überque­rung mit Booten geeigneteren Reeden von Pest und Jenő häufiger benützt als die breite, mit Sandbänken volle Reede von Megyer, und demzufolge verschob sich der Schwerpunkt der Stadtentwicklung nach Süden, wo sich diese Reeden befanden. Dieser Um­stand wirkte sich nicht nur auf die Gestaltung der beiden Pest aus, sondern im XIII. Jahrhundert auch auf die der Burg. Dieser Gesichtspunkt erklärt, warum Óbuda be­reits bei der Landnahme notwendigerweise die Fürstenresidenz geworden ist. Wir können den Zeitpunkt der Niederlassung von Kurzan und seiner Sippe in Óbuda spätestens 38 in das Jahr 900 datieren. Die Sippe besetzte beide Ufer der Donau in einer Entfernung von 50—80 km um Buda. Die Schlüsselstellung dieser Sippe, die ihr eine Überlegenheit über die anderen Stämme sicherte, war nicht von Dauer. Nach dem Tode Kurzans im Jahre 904 wurde Árpád 907 bereits in Óbuda beer­digt. Árpád besetzte also nach dem Tode Kurzans die Residenz des Hauptfürsten sowie die eine Schlüssel­stellung bedeutende Reede von Megyer und ergriff die Obergewalt. Diese Machtübernahme bedeutete den Anfang der Kämpfe, die Árpáds Nachkommen um die Niederwerfung der Stammeshäupte führten, und die erst König Stephan durch die Bezwingung von Koppány, Gyula und Ajtony beendete. Wie diese Machtübernahme vor sich gegan­gen ist, können wir aus Beschreibungen nicht erfahren, doch ist der Prozess durch Projizieren der Siedlungsverhältnisse auf eine Landkarte dar­zustellen. In unseren Urkunden aus dem XIII. Jahrhundert erscheinen auf der inneren Linie des das Land umge­benden unbewohnten Grenzstreifens, in den Grenz­ödländern das den Namen des Kündü tragende „Kék-kend" oder ,,Kend"-Volk (populus Keyckend, populus Keykquend, Quendi) und zahlreiche, dessen Andenken bewahrende Ortsnamen „Kend". Aus ihrem Wohngebiet geht zweifellos hervor, dass die Kenden den Verteidigungsdienst im Grenzödland versehen haben (s. Landkarte). Aus den von den kendischen Volks- und Ortsna­men gebildeten Eigenschaftswörtern können wir Schlüsse auf die gesellschaftliche Position der Ken­den ziehen. In der Zusammensetzung kékkend (Blauer Kend) kann er mit den Namen der führenden türkischen Sippe kök türk (Blauer Türk) und der Sippe von Dschingis Chan kökä mongol (Blauer Mongol) in Parallele gestellt werden. Dementsprechend ist die Bedeutung des Namens Kékkend ursprünglich: der herrschende, der himmlische, der blaue Kend. Die­ser Name stellt einen ausschlaggebenden Beweis dar, dass die Kékkenden die Völker des Haupt­fürsten, " des himmlischen ebenbürtigen Kendes oder Kundus gewesen sind. Ein kendischer Orts­name erscheint 1358 in der Form von Wosvereu^ek alio nomine kendnek (Schmiedstuhl, mit anderem Na­men Kendstuhl), was bedeutet, dass das fragliche kendische Dorf in der Gegend durch sein Schmie­dehandwerk berühmt gewesen ist. Dies erinnert uns daran, welch eine grosse Rolle das Schmiede­handwerk in der Ausgestaltung der Köktürken gespielt hat, bei denen dies auch als ein sakra­lisches Handwerk der Herrscherdynastie galt. Über die gesellschaftliche Position der übrigen Kenden im XIII. Jahrhundert wissen wir, dass die Bewohner des im Komitat Sáros liegenden Kende Betreuer der königlichen Hetzmeute (liciscarii), die Bewohner von Kendi im Komitat Nyitra, die von Szarvaskend im Komitat Vas und die von Kendesapa im Komitat Valkó hingegen Burgvölker waren.

Next

/
Thumbnails
Contents