Budapest Régiségei 16. (1955)
ANYAGKÖZLÉS - Horler Ferenc: Középkori kőfaragó- és elhelyező jelek a budavári lakónegyed épületein 373-386
FERENC HOHLER MITTELALTERLICHE STEINMETZ- UND VERSETZZEICHEN AN DEN GEBÄUDEN IM WOHNVIERTEL DER BURG VON BUDA Das Sammeln und die Aufarbeitung der mittelalterlichen Steinmetzzeichen gehört zu den am meisten vernachlässigten Gebieten der Geschichte unserer Baukunst. Einige Forscher halten eine eingehende Beschäftigung mit denselben für nicht notwendig, doch gibt es heute schon viele Fachleute, die ihre Bedeutung hoch einschätzen, nicht nur in bezug auf Bauorganisierung, sondern auch hinsichtlich der Struktur, Architektur und Symbolik der mittelalterlichen Baukunst. Ausser den SteinmetZ2eichen kennen wir noch zahlreiche Steinmetz-, Versetz- und Zusammenfügungszeichen. Man musste die einzelnen Bauelemente, die Quader und Pfeilerteile, die Rippenund Gewölbeelemente auf ihren ursprünglich geplanten Platz anbringen. Zur Erleichterung dieser Operation dienten die in die Oberfläche des Steins eingravierten Versetzzeichen. Diese unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der praktischen Bedeutung als auch strukturell von den eigentlichen Steinmetzzeichen, obzwar die Grenzlinien, besonders in der Spätgotik, ziemlich verwischt sind. Diese Versetzzeichen hat man nicht an der frontalen Seite des Steinblocks angebracht, sondern an den Fügungsflächen, wo sie den am folgenden Bauglied ersichtlichen Gravierungen entsprachen. Da es sich hier um die einfache Zusammenstellung der einzelnen Steinstücke handelte, ergab sich von selbst, dass das römische und gotische Zahlsystem oder das Majuskelsystem gebraucht wurde. Derartige Zeichen sind daher als Stellungszeichen zu betrachten. Im Wohnviertel der Burg von Buda, d. h. in dem ausserhalb des mittelalterlichen königlichen Palastes liegenden Stadtteil haben die in den letzten 5 Jahren durchgeführten wissenschaftlichen Forschungen in den Wohnhäusern 90 bisher unbekannte mittelalterliche Steinmetz- und Versetzzeichen ergeben. Um diese Sammlung zu vervollständigen addieren wir die bereits früher gefundenen und besprochenen 15 Steinmetz- und Versetzzeichen hinzu. Wir erhalten demnach 105 Stück. In den Wohnvierteln der Burg kamen an folgenden Gebäuden Steinmetzzeichen zum Vorschein: 1. Am Turm der ehemaligen Maria-MagdalenenKirche (später Garnisonskirche) bei Steinen, die beim Abbau des Barock-Kirchenschiffes vorgefunden und als Mauersteine an mittelalterlichen Steinschnitzwerken benutzt wurden — insgesamt 56 Stück (Abb. 1 : 1-56). 2. An dem südlichen sogenannten Marien-Tor der Marienkirche (Matthias-Kirche) fand man an den inneren Pfeilern und am Sanktuarium 29 Steinmetzzeichen (Abb. 2 : 1—29). 3. An den Sitznischen des Haustors in der Szentháromság-Gasse 7—9 Stück (Abb. 3 : 1-9). 4. An den Sitznischen des Hauses in der ÜriGasse 24 5 Stück (Abb. 4 : 1-5). 5. In der Országház-Gas se 2 an den Sitznischen 3 Stück (Abb. 5 : 1-3). 6. Im Erdgeschoss des Hauses Úri-Gasse 64, am Sockel des mittelalterlichen Pfeilers mit Arkadenbogen 1 Stück (Abb. 6 : 1). 7. Im Hofe des Hauses Úri-Gasse 36 ist in ein Schild ein Meisterzeichen gehauen (Abb. 6 : 2). Insgesamt sind also auf dem Gebiet der Wohnviertel der Burg 105 Stück Steinmetzzeichen bekannt. (Die Beschreibung der in den Hausfluren des Wohnviertels von Buda befindlichen Sitznischen siehe: L. Gerevich, „Gotische Häuser in Buda". Budapest Régiségei [Budapests Altertümer] Band XV, S. 123.) Folgende Steinmetzzeichen werden ausführlich behandelt: am mittelalterlichen Turm der MariaMagdalenen-Kirche, am Haupttor und am Fusse des Turmes befinden sich am ursprünglichen Ort 20 Steinmetzzeichen (Abb. 1 : 1 — 19 und 56). Die 19 Steinmetzzeichen (20—37 u. 55) gehören zu den Steinen, die man bei dem Abbau des Kirchenschiffes gefunden hatte, als die Mauern der neuen Barockkirche aufgebaut wurden. Die 17 Steinversetzzeichen (38—54) stammen ebenfalls von den Steinen des Abbaus und erscheinen auf den Fügungsflächen. Unter ihnen verdient das Zeichen 50 eine besondere Beachtung: es stellt als Stellungszeichen eine mittelalterliche Quaderstein-Hebeschere dar. Sämtliche hier besprochenen Steinmetz- und Stellungszeichen der Maria-Magdalenen-Kirche stammen von Steinen, die bei der gotischen Kirche aus dem XV. Jh. verwendet wurden. Die Gravierung 55 tauchte bei der Erforschung der südlichen Seitenkapelle an einem Säulenfragment auf. Sie besteht aus folgenden Teilen: einem Monogramm, einer Zusammenschreibung des Vor- und Familiennamens:„ANDREA SZAN1SZLAY",darunter der Jahreszahl: „A. D. 1585" und schliesslich einem Steinmetzzeichen hinter dem Namen. Wahrscheinlich ist es die Marke eines Steinmetzes, der später in der Kirche zu tun hatte. Von den 29 Steinmetz- und Steinstellungszeichen der Marien-Kirche (Abb. 2) hat FI. Horváth bereits 1935 die Versetzzeichen 1 —10 behandelt. Die Zeichen 11 —15 entnahmen wir dem Zeichnungen-Nachlass von F. Schulek. Er zeichnete sie 25 Budapest régiségei . 385