Budapest Régiségei 16. (1955)

TANULMÁNYOK - Györffy György: Kurszán és Kurszán vára : a magyar fejedelemség kialakulása és Óbuda honfoglaláskori története 9-40

Im Hinblick darauf, dass der unter den land­nehmenden Fürsten von Anonymus erscheinende Kundus Sohn Kurzan, (Cundu filius Cur^an) mit dem fraglichen Fürsten Kusan zu identifizieren ist, und wir den Namen Cundu als personifizierte Würdenbezeichnung betrachten müssen, halten wir Kusan für den Kündü des ungarischen Doppel­fürstentums, neben dem Árpád die Würde des die Angelegenheiten des Stammesbundes führenden Gyula getragen hat. In den deutschen Annalen erscheint im Zu­sammenhang mit der Landnahme und den darauf­folgenden Ereignissen Cussal, Chussal, Cusa, König bzw. Fürst der Ungarn. Dieser Cussal ist mit dem Kündü Kusan identifizierbar. Laut Aventinus kamen die Ungarn unter der Führung von Cussal Rex aus Skythien und zogen nach Ungarn. Im weiteren berichtet er über König Cussals Tötung am Fluss Fischa. Als diesbezüg­liche Quelle benutzte Aventinus die Annales Iuvavenses, in denen irrtümlich beim Jahr 901 erwähnt wurde, dass Cusa Rex und seine Schaar in der Schlacht an der Fischa unterlag. Die im grossen und ganzen denselben Text ent­haltenden Annales Alamannici, Annales Einsiedel­nenses, Annales Heremi und Annales Sangellenses maiores erzählen beim Jahre 904, dass die Bayern die Ungarn hinterlistig zu einem Schmaus ein­geladen hätten, wobei sie den Fürsten Cussal und sein Gefolge ermordeten. Auf Grund dieser Quellen, die hinsichtlich der Anfänge der Herrschaft des Arpadenhauses un­voreingenommen sind, können wir feststellen, dass der Kündü Kusan, der Hauptfürst der Ungarn, an der Landnahme teilgenommen und in den darauffolgenden Jahren bis zu seinem im Jahre 904 erfolgten Tode eine leitende Rolle gespielt hat, als er im Zusammenhang mit den Friedens­verhandlungen mit den Bayern an der Fischa getötet worden ist. Die zweite Quellengruppe, die ungarischen Chroniken, bewahrte zwar in den Volkssagen und Stammesüberlieferungen ein von dynastischen Standpunkten unbeeinflusstes historisches Material auf, welches jedoch entweder durch Änderungen der Spielleute oder durch Einfügung in die Chroni­ken eine den Interessen des Arpadenhauses ent­sprechende Modifikation erfuhr. Laut der Erzählung des die Landnahme symboli­sierenden Bodenerwerbes, der Sage vom weissen Pferd, töteten die Ungarn, als sie von Adlern getrieben die Schneegebirge überschritten, in Transsylvanien den Fürsten Almos, Árpáds Vater. Árpád schickte von hier einen Gesandten, Cund's Sohn Cusid, nach Pannonién, der vom Fürsten Svatopluk für Pferd, Sattel und Zaum den Boden, das Gras und das Wasser Ungarn-Pannoniens erwarb. Nach der quellenkritischen Forschung gelangte die Sage aus den im XI. Jahrhundert geschriebenen Gesta Ungarorum , in unsere umfangreicheren Chroniken. Auffallend ist, dass die Sage lediglich %mi ungarische Teilnehmer der Landnahme er­wähnt, und zwar Álmos' Sohn Árpád und Kün4s Sohn Kusid. Offensichtlich kann Künds Sohn Kusid mit dem von Anonymus unter dem richti­geren Namen überlieferten Kundus Sohn Kurzan, dem landnehmenden Fürsten, identifiziert werden. In der Sage kommt also Kündü, der Hauptfürst, bzw. sein Sohn vor; eigentümlicherweise jedoch nicht als Herrscher an dem dem Hauptfürsten gebührenden Platz, sondern zum Gesandten Árpáds degradiert. Diese Degradierung erfolgte natürlich nachträg­lich, und zwar mit dynastischer Tendenz, teils um die einzig dastehende Rolle Árpáds hervorzuheben, teils um die Rolle des Hauptfürsten, des Kundus, zu eliminieren. An einer anderen Stelle findet man den Hinweis auf Árpáds verhältnismässig sekundäre Rolle. Nach der Sage vom weissen Pferd schreibt nämlich die Chronik: „Fürst Árpád trug in Skythien die spezielle Würde, und seine Sippe übte den recht­mässigen und altbewährten skythischen Brauch aus, an der Spitze ins Feld zu schreiten und sich bei der Rückehr als letzter zurückziehen zu müssen ..." Durch diese Feststellung erniedrigt der Chronist Ár­pád und seine Sippe in den Rang der unterwor­fenen oder sich angeschlossenen Stämme, diese bil­deten nämlich die Vor-und Nachhut bei dem ins Feld ziehenden Heer. Kurzans selbständige aussen­politische Aktion im Jahre 904 könnte vielleicht ein schwaches Anzeichen sein, dass Árpáds Macht nach 896 beschränkt wurde, eventuell lediglich auf die Führung der sich angeschlossenen Stämme, worauf die zitierten Worte der Chronik hin­weisen. Dieser Zustand änderte sich jedoch nach Kur­zans Tode im Jahre 904. In der Chronik kommen noch einmal Künd und sein Sohn Kusid vor, und zwar bei der Auf­zählung der sieben landnehmenden Heerführer. Demnach war Künd der vierte Heerführer, dessen Söhne Kusid und Cupian (Kaplony) in der Nyir­Gegend ihr Lager aufschlugen. Dem im XIII. Jahr­hundert zusammengestellten Namensverzeichnis der Heerführer, das wir in der Chronik finden,, kann jedoch keine historische Glaubwürdigkeit zugeschri­eben werden. Anonymus führt in seinem Werke „Gesta Ungarorum" Cundu bzw. seinen Sohn Cur^an an der vierten Stelle unter den sieben ungarischen landnehmenden Heerführern an. Nach ihm belehnte Árpád Cundu, den Vater Kurzans mit Land von der Stadt des Königs Attila bis zu den hundert Hügeln und seinen Sohn mit einer Burg, der Burg Kurzan, um sein Volk zu beschützen. . Kurzans Name wird auch in der ungarischen Urkundenliteratur aufbewahrt. Im XIII. Jahr­hundert stand die Sippe- Kartal oder Korean in den Komitaten Pest und Pilis in Blüte. Der Grund­besitz der Sippe lag im XIII. Jahrhundert teils dort, wo nach der Beschreibung Anonymus' Árpád Kurzan mit Land belehnte, teils am linken Ufer der Donau im Komitat Pest (s. Landkarte).

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