Budapest Régiségei 16. (1955)

ANYAGKÖZLÉS - Schauschek János: Adatok az aquincumi ipari technikához 301-324

JÁNOS SCHAÜSCHEK BEITRÄGE ZUR GEWERBE-TECHNIK IN AQUINCUM Bei eingehender Untersuchung der zum grössten Teil älteren Fundbestände des Museums von Aquin­cum ist es uns gelungen, die Gebrauchsbestim­mung mehrerer Gegenstände und ihren Platz im Gewerbe festzustellen. Unsere Gegenstände haben wir aus den verschie­densten Gebieten des alltäglichen Lebens entnom­men; sie legen — vom einfachen Werkzeug an bis zu den Baukonstruktionselementen — Zeugnis ab von der Höhe der Entwicklung der industriellen Technik des Altertums und veranschaulichen die Verhältnisse des alltäglichen Lebens. 1 1. Kalenderstein oder Vorrichtung für Zeitangabe Bei der Anfertigung des Museum-Inventars ist ein ausserordentlich interessantes Stück von rätsel­hafter Bestimmung zum Vorschein gekommen. 3 Der aus hartem Kalkstein gehauene Stein ist das Teilstück einer Platte, die von kleinen geraden, in ihrem oberen Teil von halbzylindrisch gewölbten Nischen durchbrochen wird. Über den Nischen sind Nummern angebracht. Über der mittleren Nische steht die Nummer Villi, rechts von ihr die Nummer X, weiter rechts sind die erste Ziffer der Nummer XI und auf der linkén Seite der zwei letzten Ziffern der Nummer VIII sichtbar. Der obere Teil der Platte ist roh bearbeitet, die Kante aber ist abge­glättet. Die Masse betragen: 23x11,8x9 cm. Unserer Ansicht nach hat der Stein wahrschein­lich zu Zeitangaben gedient, war bzw. ein öffent­lich aufgestellter Kalenderstein. 4 Die Ergänzung des Steines können wir uns mit ziemlicher Klarheit vorstellen. Die durchschnittliche Breite der Nischen beträgt 4 cm, die Breite der sie trennenden kleinen Pilaster ist ebenfalls 4 cm. Wenn wir nun 15 Nischen von 4 cm Breite und 16 Pilaster von derselben Breite in einer Reihe annehmen, so muss die Länge des Steines 124 cm gewesen sein. (Wenn wir 16 Nischen annehmen, dann ergibt sich eine Länge von 132 cm) (Abb. 1). Da der Stein äusserst wenige Anhaltspunkte gibt, so ist die Anordnung der Nischen in mehreren Reihen übereinander eben­falls vorstellbar. Unserer-Meinung nach waren auf dem Stein 31 Nummern angebracht, und-zwar die römischen Ziffern von I—XXXI. Dieselbe Zahl von Nischen war in den Stein gemeisselt. Die Be­stimmung der Nischen war, den jeweiligen Tag des Monates mittels eines bestimmten in ihnen untergebrachten Zeichens anzugeben. Der mas­sive Stein lässt darauf schliessen, dass er als Kalender für öffentliche Zwecke benutzt wur­de. Er mag auf dem Marktplatz, auf dem Forum oder in der Gerichtshalle gestanden haben. Nur ein ein­ziges Beispiel ähnlicher Art können wir aus dem Museum von Würzburg anführen. 5 (Abb. 3). In bezug auf Aquincum, ja sogar ganz Pannonién, stellt unser Stein einen in seiner Art einzig da­stehenden Fund dar. Der Stein mag eine einfachere Abart der in den Grossstädten verwendeten Stein­kalender gewesen sein, welche die Termine des alltäglichen Lebens bestimmten.' 6 2. Klammern und Hakennägel für Deckenbefestigung Die römische Baukunst bediente sich bei den Deckenbekleidungen flacher grosser Ziegel mit ein­gekerbten Oberflächen. 7 Die flachen isolierenden Ziegel wurden vor allem zu Deckenbekleidung verwendet. Im allgemeinen betrugen ihre Masse 36 x 46 cm. Auf je einer Seite der Ziegelplatte sind 4 kleine Kerben paarweise ange­bracht. Zur Befestigung der Ziegel dientenfbeson­dere Nägel, sog. Hakennägel. 11 Auch im Muséum von Aquincum haben wir solche hakenförmige Eisennägel vorgefunden. 12 Das eine Ende dieser Nägel ist zweispaltig geschmiedet, die zwei Ver­zweigungen stehen senkrecht auf dem Schaft. Das andere Ende des Nagels ist plattgehämmert und in die so entstandene Fläche sind zwei Löcher für die zur Befestigung dienenden kleineren Nägel geschla­gen (Abb. 4: 1—2). Ihre Grössen sind verschieden: 10-15 cm. (Abb. 2, 2 A-B). Jeder Hakennagel fasste zwei Ziegel zusammen (Abb. 2, 3 A—B). Die Ziegel, welche durchschnittlich 40 cm breit waren, mussten mit der Breite der Deckenbalken und deren Anordnung genauestens übereinstim­men. Die Balken waren ungefähr 16 cm breit, und lagen dicht nebeneinander. Von Mittellinie zu Mit­tellinie war die Weite — durch die Ziegelbreite gegeben — 40 cm. Wenn wir nun je 16 cm für die Breite der Deckenbalken annehmen, so war der Abstand der Balken voneinander 24 cm (40 —(8+8) = 24). Die senkrechte Gabelung des Nagels reichte über den Ziegel hinweg, fasste und hielt je zwei benachbarte Platten zusammen. Als alle Platten be­festigt waren, folgte der Verputz, der mittels der schon erwähnten Kerben den Platten gut anhaftete. Vitruvius erwähnt diese Deckenkonstruktion bei den Badeanlagen 13 (Abb. 2:4, 5, 6). Schliesslich möchte ich noch einen anderen in Aquincum gefundenen • Ziegeltypus anführen, der ebenfalls Deckenziegel gewesen sein dürfte. Wir halten diesen Typus für einen Deckziegel einfacherer Art, der durch die Löcher in den Ecken unmittelbar an die Decke genagelt wurde. Zu seiner Befestigung dienten gewöhnliche, zwei­gespaltene Hakennägel. (Abb. 4:7, Abb. 2:7). Viele Nägel dieser Art sind in Aquincum erhalten geblie­ben (Abb. 4:3—6). Der zuletzt beschriebene Ziegel und Nageltypus ist als ein Versuch der Anpassung an die provinzialen Verhältnisse anzusehen. Bei der zuerst beschriebenen Methode wurden die Ziegel 21 Budapest régiségei 321

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