Budapest Régiségei 16. (1955)

TANULMÁNYOK - Holl Imre: Külföldi kerámia Magyarországon, XIII-XVI. század 147-197

doch kennt er von ihren Erzeugnissen lediglich einige Tonbecher aus dem XIV. Jahrhundert. So kennen wir ebendiese Formen nicht, die den Gross­teil der Marktware gebildet haben mussten. Die Bezeichnung aus dem Jahre 1288 („die da dränt aus Tahen Heven und Chrug") weist darauf hin, dass die Hauptprodukte Töpfe und Krüge gewesen sind. Nach Molthein beginnt die Bezeichnung der Er­zeugnisse nur im Jahre 1431, obschon die Wörter der damaligen Verordnungen „als das von alter ge­wesen ist" zeigen, dass dies auch früher gebräuch­lich war. Bis 1949 fehlten auch vom ungarischen Fundmaterial die mit Sicherheit aus dem XIII. — XIV. Jahrhundert stammenden Waren. Diesbezüglich ist das früheste Fundmaterial aus der Burg von Buda grundlegend. Auf dem Gebiet der Burg trafen wir acht in Felsen gehauene Gruben an, deren Münzen bestätigen, dass die dortigen Funde aus dem XIII. Jahrhundert stammen. In fünf Gruben befanden sich ausser der bekannten unga­rischen Keramik des XIII. Jahrhunderts auch graue und graphitierte Töpfe. An ihrem Rand ist ein von den bisherigen Marken abweichendes Zeichen sichtbar. Einen Fall ausgenommen, wurde dieses Zeichen nicht mit Stempel verfertigt, sondern noch vor dem Brennen mit irgendeinem spitzen Gegenstand mit der Hand in den Gefässrand ge­schnitten. Die meisten grauen Töpfe wurden mit einem einfachen kreuzförmigen Einschnitt, in manchen Fällen mit einem Krückenkreuz oder dem Buchstaben „A" bezeichnet (Abb. 45 und 57). Wir erachten es als sicher, dass diese Zeichen die ersten Marken der Wiener Töpfermeister gewesen sind. Diese Annahme wird auch durch eine Stelle der Verordnungen aus dem Jahr 1431 unterstützt: ,,ain yeder hafner den schilt Österreich und sein marich slaken und sneiden sol. . ." Das Wort „sla­ken" verweist offensichtlich auf die Eindrückung des Stempels in den Gefässrand, während der Aus­druck „sneiden" eindeutig zeigt, dass dieses in jenem Teil sowieso auf die alten Bräuche hinwei­sendes Statut das Andenken der vor 150 Jahren ausgeübten Praxis noch aufbewahrt hat, nämlich als der Meister den Stempel tatsächlich in den Ge­fässrand eingeschnitten hat. Der grösste Teil der frühen Wiener Keramik (75%) wurde aus hellgrauem Ton verfertigt, die Anwendung des Graphits ist lediglich in 25% der Fälle nachweisbar. Die Herstellungstechnik ist auch weniger entwickelt als bei den späteren Stücken. Zum Formen der Gefässe benutzen die Meister eine Drehscheibe, doch zeigt die Unebenheit der Bodenfläche, dass sie das Abschneiden des fertigen Gefässes von der Scheibe nicht kennen und des­wegen ihre Fläche, um das Haften zu vermeiden, mit Sand bestreuen. Vergleicht man jedoch dieses Material mit der ungarischen Keramik derselben Zeit, so muss man feststellen, dass die Wiener bereits viel weiter fortgeschritten gewesen sind. In Ungarn werden damals noch lediglich mit der Hand geformte, an der Scheibe nur geglättete Gefässe hergestellt. Die entwickeltere Methode kennzeich­net die sich organisierenden städtischen Hand­werker. Unter den Funden von Visegrád, Esztergom und Pomáz sind weitere Wiener Erzeugnisse aus dem XIII. Jahrhundert vorhanden. Aus dem vollstän­digen Fundmaterial sammelten wir bisher 14 ver­schiedene Marken (Abb. 57, Marke 58—62). Dem­nach arbeiten zumindest sechs Wiener Werkstätten im XIII. Jahrhundert für Export, was auf den ent­wickelten Zustand des dortigen Handwerks hinweist. Unter den Fundverbänden kommen auch von den ungarischen Formen abweichende graue Tonkrüge vor; auf der Oberfläche des Henkels sind gekerbte Linien sichtbar, in einigen Fällen auch die Marken 58 oder 60 anzutreffen. Ihre Wiener Herkunft ist auch durch die mit einem Tonkrug aus dem Museum Vindobonense übereinstimmende Henkel­ausbildung unterstützt (S. Molthein : Kunst und Kunsthandwerk 1910, S. 396, Abb. 62). Die genauere Zeitstellung wird dadurch ermöglicht, dass zwei Exemplare zusammen mit dem Wiener Pfennig Albrecht I. (1286 — 1308) zum Vorschein gekommen sind. Wahrscheinlich stammen die in den Fundver­bänden häufig vorkommenden glocken- und schüs­seiförmigen Deckel sowie die Brennäpfe mit Zipfel ebenfalls aus Wien, obwohl auf diesen keine Marken sichtbar sind (Abb. 46). Über die österreichische Keramik des XIV. Jahr­hunderts sind wir noch nicht so gut unterrichtet. Das Zeichen der bisher gefundenen Bruchstücke (Abb. 57, Marke 62/1—66) zeigt eine Entwicklung, die Marke wird mittels eines Stempels verfertigt, Typus 34 von Molthein kommt hier auch vor. Die graphitierten Erzeugnisse sind zu dieser Zeit auch selten. Glasierte österreichische Keramik an der Wende des XIII.—XIV. Jahrhunderts Die Herstellung von glasierten Gefässen, die nach der Auflösung der städtischen römischen Werkstätten an manchen Orten vollkommen auf­gehört hat, ist bei den Töpfermeistern ein Zeichen sowohl der Verstärkung der städtischen Werk­stätte als auch des entwickelten Zustands des Hand­werks. Bleiglasur wird in Frankreich und England im XII.—XIII. Jahrhundert, in Holland um 1200 immer mehr verwendet. Die mitteleuropäischen Angaben berichten über eine weniger entwickelte Lage, obwohl dabei auch das Fehlen der Forschun­gen eine Rolle spielt. Die bekannten einzelnen Exemplare können wegen ihrer Seltenheit, und weil ihr Herstellungsort nicht nachweisbar ist, nicht be­wertet werden. Bei der Erschliessung des Brunnens in einem mittelalterlichen Keller der Bürgerstadt von Buda kamen zusammen mit Funden aus dem XIII. — XIV. Jahrhundert unter ungarischen und österreichischen Keramiken Stücke von vier bleiglasierten (goldgel­ben, bräunlichen, olivengrünen) Dreifüssen mit Griff und eine mit tierkopfförmigen Ausgüssen ver­zierte Kanne zum Vorschein (Disz-Platz 10, Brun­nen im Keller, 1954; Abb. 48—49). Im weiteren 13* 195

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