Budapest Régiségei 16. (1955)
TANULMÁNYOK - Nagy Emese: Zsigmond király budavári Friss-palotája 105-134
EMESE NAGY KÖNIG SIGISMUNDS «NEUER PALAST» IN DER BURG VON BUDA In der Burg von Buda gehörte König Sigismunds (1387 — 1437) „Neuer Palast" zu den grössten und schönsten Gebäuden. Dieses Repräsentationszwecken dienende Gebäude wurde — wie aus den Angaben der Quellen ersichtlich — an der nördlichen, auf die Stadt blickende Seite der Königlichen Burg errichtet. Der Palast, dessen Kellerräume seit Ende des XVI. Jh. als SchiesspulverDepot dienten, wurde 1578 und 1668 infolge einer Explosion zerstört; deshalb lassen die späteren Stiche und Stadtpläne diese Stätte leer. Zwei Stiche jedoch verblieben aus der Zeit vor den Explosionen. Die in der Hartmann-Schedelschen Weltchronik um das Jahr 1470 angefertigte Abbildung und der Stich von Erhard Schön vom Jahre 1541 stellen noch die Gebäude des Neuen Palastes dar. Die Stiche sind — wie die unlängst durchgeführten Ausgrabungen beweisen — authentisch, von 1—2 kleineren, vor allem die Grössenverhältnisse betreffenden Verschiebungen abgesehen. Im Laufeder Ausgrabungen kamen im erwähnten Raum Teile von zwei Gebäudegruppen zum Vorschein: auf der Nordhälfte des Gebietes 3 Gewölbefelder eines Kellers in Ost-West-Richtung; südlich davon auf der Ostseite 4 gewaltige Säulen, die unmittelbar vor dem Felsen stehen, dessen Plateau mit den Kapitellen der Säulen in gleicher Höhe verläuft. Diese Säulen wurden später — zur Zeit des Königs Matthias — verbaut und davon vier Gewölberäume errichtet. Das letzte hiesige Baudenkmal ist der Barock-Pulverturm, in dessen Westwand man die südlichste grosse Säule eingemauert hat. Wenn wir uns jetzt mit den ausführlicheren Beschreibungen des Neuen Palastes beschäftigen, gewinnen wir neben allgemeinen Lobpreisungen auch konkrete Daten. Der Gesandte Seybold, der an der Hochzeit König Matthias' teilnahm, beschreibt die Zeremonien und das Festgelage, die im Neuen Palast abgehalten wurden. Bei dieser Gelegenheit erwähnt er, dass der grosse Festsaal — der Rittersaal — 100 Fuss lang und 25 Fuss breit war (ca. 70x17,5 m) und dass 8 Pfeiler das Gewölbe stützten. Berechnen wir nach diesen Angaben die Pfeilerdistanzen und vergleichen sie mit den in situ Funden, so sehen wir, dass sie mit den Distanzen unserer Säulen übereinstimmen. Messen wir nun die Saallänge (70 m) auf unserer Karte ab, dann erkennen wir, dass der Saal in der Nähe des in Ost-West-Richtung verlaufenden Kellers endet, so dass an dessen Südseite noch Raum für einen Korridor bleibt. Somit ist die Annahme berechtigt, dass der Rittersaal in dem nordsüdlich gerichteten Gebäude zu suchen sei. Der Rittersaal konnte sich — abgesehen von anderen Faktoren — schon deshalb nicht im andern Gebäude befinden, weil die Breite des Kellers bzw. seine doppelte Breite mit den in den Quellen erwähnten Breitenausmassen des Saales nicht überein stimmt;, sondern um 5 m weniger ist. Anderseits ist es nicht wahrscheinlich, dass man den Rittersaal mit der Front zur Stadt nordwärts gebaut hätte, wenn dessen Fenster, eine wunderbare Aussicht auf die Donau bietend, auch ostwärts gebaut werden konnten. Die im Laufe der Aufschliessungen vorgefundenen Säulen konnten aber keinesfalls Säulen des Rittersaals selbst sein. Sie gehörten zum Unterbau, wie dies die unmittelbar hinter ihnen verlaufende Felsen-Oberfläche bezeugt. Aber auch den statischen Forderungen der gotischen Baukunst folgend, entsprachen die Säulenstellungen der oberen Bauteile immer den unteren. Wenn wir nun die vorher erwähnten Stiche betrachten, sehen wir, dass die Stellung der dort geschilderten Gebäude mit derjenigen der im Laufe der Ausgrabungen entdeckten Gebäudereste übereinstimmt. In der Schedel-Chronik schliesst sich dem zweistöckigen Rittersaal (die zwei Stockwerke werden auch von den Quellen bestätigt) links ein kleines Nebengebäude an, was ebenfalls von den Mauerresten der Ausgrabungen bezeugt wird. Der Stich stellt auch einen vor dem Rittersaal auf Bogen ruhenden breiten Erker dar. Seine Säulen wurden bei den Ausgrabungen aufgedeckt. Die Stützelemente des Erkers haben sich den Unebenheiten der Felsenfläche angepasst; sie reichten bis zu der Felsenwand und gewährten somit die einstöckige Ausbildung der Front des Palastes; das Gebäude selbst jedoch erstreckte sich am Felsplateau entlang. Neben der äussersten Säule an der Nordseite ragt der Felsen plötzlich nach aufwärts und steigt immer höher. Hier übernimmt eine geschlossene Wandfläche die Stützrolle der Säulen. Die Breite des Erkers wird von der im Innern des südlichen Felsenvorsprungs befindlichen Säule bestimmt. In der Linie dieser Säule zieht sich die Ostfront des Gebäudes entlang, und zwei Gewölbefelder von hier entfernt, folgt auf der andern Seite des Rittersaals die Hoffront. Der linde Bruch der Achse des Rittersaals entstand, als an der äusseren Mauer der Anbauten zur Zeit des Königs Matthias ein Bruch erfolgte, obwohl der Anbau sich offensichtlich der Richtung der ursprünglichen Front anpasste. Macht man auf Grund des vorher Gesagten vom Rittersaal eine Aufzeichnung, so wird ersichtlich, dass dessen westliches Schiff in Verbindung mit dem Korridor des nach Ost-West gerichteten Gebäudes steht und einen regelmässigen, von zwei Seiten abgeschlossenen mittelalterlichen Hof bildet. Das war eine allgemeine Erscheinung auf den ungarischen Festungen jener Zeit. Einer 133