Budapest Régiségei 13. (1943)

ÉRTESÍTŐ - Auszüge = Estratti = Summaries 485-575

LÁSZLÓ GERO DIE ST. NIKOLAIKIRCHE IN DER BURG. Auf dem Schlossberg von Ofen stand einst das Kloster und die Kirche des Dominikaner­ordens nach dem Hl. Michael benannt, von denen heute nur noch einige Überreste sicht­bar sind. (S. die Lichtbilder und Lagepläne im Text.) Am besten ist der Turm und der Chor erhalten geblieben. Die Klosterkirche wurde vermutlich um 1250 erbaut, als nach dem Mongolensturm unter König Béla IV. auf dem Schlossberg von Ofen die Stadt im Schutz der königlichen Burg entstand. Der erste Prior, Pater Paul aus Bologna, war ein Ungar. Im Spätmittelalter stand hier die Univer­sität des Königs Matthias, die von ent­scheidender Einwirkung auf das Ofner und auf das gesamte ungarische Geistesleben war. Die im Pussboden des Chors gefun­denen prunkvollen und wohlerhaltenen Grab­steine (jetzt in der Steinsammlung der Pischerbastei) zeugen von dem hohen Ent­wicklungsgrad der Bildhauerwerkstatt der Dominikaner. Neben dieser war auch eine Illuminatorenschule tätig, deren hervorra­gendes Mitglied, Péter Váci, das Werk »Summa theologia« von Thomas v. Aquin, das zur Zeit in der Bibliothek der Haupt­kathedrale zu Gran aufbewahrt wird, aus­geschmückt hat. Die Dominikanerschule in der Burg um­fasste sämtliche Kunstzweige und stellte ein kennzeichnendes mittelalterliches Gemisch von meditativen mönchischen Kunstbestre­bungen, speziellen Ordenstraditionen und Baulogensystemen, sowie von Zunftorgani­sationen dar. Während der Türkenherrschaft (1541 — 1686) wurde die Kirche als Stall benutzt. Nach der Rückeroberung von Ofen erbau­ten die Jesuiten ihr neues Kollegium aus den Steinen der Kirche. An der Stelle des Klosters wird ein Lebensmittelmagazin er­richtet, das später zu einer Schule umge­baut wird. Nach der Verlegung der Mädchenschule konnte hier eine seit langem geplante For­schungsarbeit beginnen. Nach der Beseiti­gung des Turnsaals wurde die Nordmauer der einstigen Kirche in ihrer vollständigen Ausdehnung und Höhe blossgelegt, darin zwei romanische Fenster, die von Rund­bögen abgeschlossen waren. Der untere Teil der Mauer weist starke Beschädigungen auf. Um so interessanter sind in dem aus gemischten kleinen Steinen hergestellten Mauerkörper die aus grossen Bruchsteinen bestehenden Fensteröffnun­gen. Die bearbeitete Stirnfläche und die Grenz­linie der roh behauenen Teile der in situ erhaltenen Leibungssteine ermöglichte die Feststellung der ursprünglichen Abschrä­gung, die bei der Wiederherstellung berück­sichtigt wurde. Das obere, hervorstehende Profil des sich oberhalb der Fenster­öffnungen hinziehenden Frieses wurde roh abgeschlagen. Da sich jenseits der Kirchenmauer Büro­räume befinden, vermauerten wir die Fenster 524

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