Budapest Régiségei 13. (1943)
ÉRTESÍTŐ - Auszüge = Estratti = Summaries 485-575
LÁSZLÓ GERKVICH DAS MITTELALTERLICHE GRÄBERFELD VON CSÜT. Die am Ende des XIX. Jahrhunderts schwungvoll einsetzende Erforschung der Völkerwanderungszeit verzweigte sich im XX. Jahrhundert immer mehr. In oft mühevoller, wissenschaftlicher Kleinarbeit wurden wertvolle Forschungsergebnisse zusammengetragen, die nach und nach ein abgerundetes geschichtliches Bild dieser unruhvollen Zeit ergaben. Auch die Archäologie der Denkmäler der Landnahmezeit trug nicht unwesentlich dazu bei, geschichtliche Ereignisse längst vergangener Jahrhunderte gegenwartnahe zu bringen. Die Gegenstandswahl der mit der Romantik des vorigen Jahrhunderts beginnenden Erforschung des Mittelalters war am Anfang durch das romantische Element bestimmt. In den Vordergrund traten die allgemein bewunderten vStücke der mittelalterlichen Kunst. Der unschätzbares Material sammelnde Positivismus dieses Jahrhunderts richtete sich unter dem Einfluss der Romantik zunächst auf die grossen repräsentativen Denkmäler, so vor allem auf die Baukunst. Hinter den Ausmassen der Denkmäler der Hochkultur, hinter diesem gleichsam qualitativen archäologischen und kunsthistorischen Interesse trat die Erforschung der quantitativen, die Gliederung der Kunst bezeugenden Denkmäler zurück. Diese Lücke wurde bis zur Gegenwart nicht ausgefüllt. Die riesigen, Bändefüllenden Materialsammlungen der Denkmäler der Völkerwanderungszeit stellen in Bezug auf Menge und auf Genauigkeit der sachlichen Bearbeitung jene Denkmäler in den Schatten, die sich auf die Jahrhunderte des ungarischen Mittelalters beziehen. Und doch könnte die systematische Erschliessung und Vergleichung dieser Denkmäler aus dem XI — XV. Jahrhundert neben dem Urkundenmaterial ein hinsichtlich der Gliederung, der rassischen Zusammensetzung, des Kulturniveaus der Bevölkerung, sowie der ausländischen Einflüsse und für das XL und XII. Jahrhundert bezüglich des Fortlebens des Geschmacks und der Kunstübung der Landnahmezeit entscheidendes Denkmälermaterial ergeben und Probleme klären, an die andere Forschungsbereiche gar nicht herankommen können. Unter dem geringfügigen Fundmaterial gibt es nur sehr selten Denkmäler, deren Fundumstände zuverlässliche Angaben liefern. Die Schlussfolgerungen sind mit der grössten Vorsicht zu ziehen. Vorläufig können wir nur die augenfälligsten Formen der Stil- und Geschmacks Wandlungen erfassen . Die reichhaltigen Gräber der Landnahmezeit werden zur Zeit der Árpádén durch Gräber mit bescheideneren Beigaben abgelöst. Dies bezieht sich nicht nur auf die Zahl, sondern auch auf die Ausführung der Schmuckgegenstände. Vor allem ändert sich ihr Stil und Charakter. Beim ungarischen Volk tritt die Übernahme des westlichen Christentums und der westlichen Kultur nicht nur in der Bildung, in der Baukunst und im Denken der Grossen in Erscheinung, sondern auch die unteren Volksschichten zeigen in der For men wähl der Ornamentik einen ausgeprägten, an den Westen sich anlehnenden Schönheitssinn. Doch verarmt die reiche 500