Budapest Régiségei 13. (1943)
ÉRTESÍTŐ - Auszüge = Estratti = Summaries 485-575
In den ersten fünf Zeilen deckt sich diese Abschrift mit derjenigen von Mommsen und von Domaszewski. Im Weiteren haben wir folgende Änderungen und Ergänzungen hinzugefügt : 6. Zeile. In der Lücke vor VS ist für zwei Buchstaben Platz ; wir lesen [PRI]VS, da R und I in Ligatur geschrieben sein konnten. Es festigt uns in dieser Annahme das Adverb INDE in der folgenden Zeile, das den Sinn von [prijus ergänzt. Vergleiche man dazu Donat, zti Terent., Eun. 567 : prius est commoveri, inde amari. Am Ende der 6. Zeile stand nicht reficij, sondern REFECll, wie es unsere Photographie (Abb. 1) deutlich zeigt ; so konnte der abgeschlagene Buchstabe am Wortende nur T gewesen sein. Es fällt sehr auf, dass vor dem Prädikat refecift] kein Subjekt steht, wie es auch unten ersichtlich wird, dass auch der zweite, koordinierte Satz kein Subjekt aufweist : der Mann, der die Inschrift verfasste, verstand zwar gut lateinisch, konnte aber schon einen solchen komplizierteren Satz nicht ordentlich fertigbringen. Als Subjekt muss die Legion hinzugedacht werden, die die Restaurierungsarbeiten vollendet hat. Eine ernstere Schwierigkeit bereitet die Lesung und Ergänzung der inhaltlich zusammengehörenden Zeilen 7 und 8. Das erste Wort in Z. 7 wird im Corpus EXHIBER gelesen, doch kann auch unsere Abbildung veranschaulichen, dass der letzte Buchstabe ein I ist. Nach exhiberi hat man IN// gelesen ; man erblickt jedoch nach IN ein D und nach diesem die schwachen Spuren eines E. Und da in Ermangelung eines Bindewörtchens ein solches Adverb eben hier angebracht ist, ferner da ein inde durch das ,[ prijus in der vorhergehenden Zeile geradezu gefordert wird, halten wir diese Lesung als gesichert fest. Inde steht hier im Sinne »mox, deinde, deinceps, postea«.' 2 Das Bruchstück des Wortes . . .episse am Ende von Z. 7 kann nur i Die bisherigen Aufsätze dieser Reihe sind in der Zeitschrift Pannónia (1, 1935, 184 ff., 280 ff. = Pannonia-Bibliothek Nr. 14) und in der Archaeologiai Értesítő (1939, 101 ff., 1940, 195 ff., 1941, 30 ff.) erscheinen. 2 Vgl. Thes. linguae I y at. 7, 1112. von dem infinitivus perfecti eines zusammengesetzten Derivates des Zeitwortes capio herstammen ; wir werden gleich versuchen, dieses Verbum näher zu bestimmen. 8. Zeile. Am Anfang der Zeile las man nur MIL ; auf unserem Bilde kann man jedoch ganz deutlich einen kleinen T-Buchstaben nach dem L wahrnehmen, mit einem winzigen senkrechten Strich oben in s ner Mitte, also I und T in Ligatur. Danach folgt ein I und ein B in normaler Grösse. Diese ergeben zusammen also militib ( us ), Hier allein ist ein Platz für das Prädikat des zweiten Satzes, dessen erste 3 oder 4 Buchstaben weggebrochen, bzw. abgewetzt sind. Was die noch vorhandenen Buchstaben dieses Zeitwortes anbetrifft, so liest sie das Corpus als ILE. Das vermeintliche I scheint mir aber von einem vertikalen Hieb herzurühren ; das L muss ein I darstellen, wie dieser Buchstabe auch in Z. 4, im Worte destitutas als L geschrieben ist ; die grösste Schwierigkeit bereitet dann das vermeintliche E. Dieses scheint mir ein missratenes T mit gebogenem Querstrich zu sein, ähnlich wie in Z. 5 das T von porticibus, nur noch schräger gelungen. Wenn diese Annahme sich bewährt, haben wir den Bruchteil des zweiten Prädikates . . .IT vor uns. Danach weist die Lesung des Inschriftencorpus die Buchstabengruppe /EIAI IVLI auf, die wir als . .idie kal. luli abgeschrieben haben. Die senkrechte Haste des K hat zwar auch die I Y-förmige Endung unten, wie wir es oben für zwei I-Buchstaben festlegen dürften ; die beiden kleinen schrägen Striche, die aus der Mitte dieser Haste ausgehen, sind einigermassen deutlich. Das Prädikat zog also die nähere Zeitbestimmung [prjidie kal(endas) luli (as) mit sich. Eine Handhabe zum Verständnis dieser beiden Zeilen bietet uns der Ausdruck (thermas) exhiberi militib (us) dar. Einige Parallelen zu diesem Sprachgebrauch vermerken wir nach dem Thesaurus. 3 Script. hist. Aug., Vita Ant. Pii 7, 6 : balneum . . . sine mercede populo exhibuit. Vita Heliog. 3 Thes. l.I^at. V 2, 1432. 490