Nyelvtudományi Közlemények 91. kötet (1990)
Tanulmányok - Leskinen, Heikki: Die Beziehungen der nördlichen osfi. Sprachen 155
158 HEIKKI LESKINEN 1. Nordurfinnisch. Im Lichte der archeologischen Erkenntnisse und der Ergebnisse der Lehnwortforschung kann wohl für einigermassen sicher gehalten werden, daß die Wurzeln der Nordgruppe der osfi. Sprachen für das südwestliche Küstengebiet Finnlands mindestens bis in die Bronzezeit zurückreichen. Wenn es hier, wie es aussieht, eine finnisch-ugrische Sprache sprechende Bevölkerung schon seit der kammkeramischen Steinzeit gegeben hat, dann ist diese zur neolithischen Steinzeit, also um 2000 v.Ch., in den Einflussbereich der von Süden her eindringenden Streitaxtkultur geraten (Moora 1956). Dieser wahrscheinlich urbaltische Einfluß könnte bereits den Zerfall der frühurfinnischen Sprach- und Kulturgemeinschaft ausgelöst haben (Carpelan 1984. 100-101). Die endgültige Trennung in Urfinnisch und Urlappisch dürfte jedoch durch germanischen Substratseinfluss verursacht worden sein, der das finnische Küstengebiet besonders während der sog. skandinavischen Bronzezeit betroffen hat (Posti 1953, Koivulehto 1984, Meinander 1954, Salo 1969). Die rückläufige Entwicklung im südwestfinnischen Kulturgebiet während der vorrömischen Eisenzeit hat warscheinlich wenigstens teilweise Auswanderungen nach sich gezogen. Schon im Zusammenhang damit konnten alte Nordurfennismen und u.a. frühe germanische Entlehnungen ausser in den Süden auch in den Osten gelangen. Die eigentliche Expansion des Nordurfinnischen in Richtung Osten setz allerdings erst mit der Verbreitung der Eisenkultur in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung ein. Sie erreicht die Westküste des Ladoga-Sees im 8. Jh. n. Chr., und ihr Einfluß erreicht während der Wikingerzeit vermutlich auch die Umgebung des Warägerzentrums auf der Südostseite des Ladoga (zuletzt Lehtosalo-Hilander 1984.317-324). 2. Südurfinnisch. Da es nachweislich enge Kontakte zwischen Südwest-Finnland und Estland während der gesamten vorhistorischen Zeit gegeben hat, sind vom Südurfinnischen ständig sprachliche Einflüße auf das Nordurfinniche ausgegangen und umgekehrt. Ein großer Teil davon hat sich dann duch Besiedlungs- und Kulturwanderungen nach Osten ausbreiten können und hat auf diese Weise die Einheitlichkeit der Nordgruppe und des ganzen osfi. Sprachgebiets gefestigt (Terho Itkonen 1972. 96, 1983. 222). Wesentlich schwieriger ist zu entscheiden, ob das Südurfinnische direkt mit Sprachformen des Ladoga-Gebiets südlich des Finnischen Meerbusens in Berührung gekommen ist. Im Prinzip muß dies für durchaus möglich gehalten werden. In den gegenwärtigen Sprachen der Ostgruppe kann ich allerdings kaum solche auf die Südgruppensprachen verweisenden Merkmale beobachten, die sich nicht entweder als Bewahrung des alten gemeinsamen Bestandes oder als durch relativ späte kontakté verursacht interpretieren Hessen. Nyelvtudományi Közlemények 91. 1990.