Nyelvtudományi Közlemények 72. kötet (1970)

Tanulmányok - Katz, Hartmut: Zwei Etymologien 147

148 HARTMÜT KATZ dementsprechend dürfte auch die Bedeutung 'scharf, bitter, . . .' von estn. wiha sekundär sein (was offensichtlich auch, nach der Reihenfolge der Be­deutung zu schließen, WIEDEMANNS Meinung war).2 Weiter scheitert jeder Versuch, die Bedeutung 'grün' aus dem Arischen zu importieren, einfach an der Tatsache, daß es im Arischen eben kein visa *'grün' gibt (vgl. auch WALDE—HOFFMANN II, 797). Wollen wir nun weiter fi. viha etc. aus dem Arischen entlehnt sein lassen, dann müssen wir, da ja ein ostseefi. Wort für 'Gift' keinesfalls für Wörter der Bedeutung 'grün' im Finnisch-Permischen zuständig sein kann, diese Sippen eben etymologisch trennen. Andererseits ist das eigentlich nicht unbedingt ein Schade, da die Wörter der beiden Begriffskreise im Ostseefi. ja auch morphonematisch und morphologisch ziemlich sauber geschieden sind, sodaß man ohnehin nicht gezwungen ist, sie etymologisch zu verknüpfen. Das gleiche Schicksal trifft dann natürlich auch das Permische, wo die Bedeutungen 'Zorn, Begierde' mit 'grün' ohnehin nicht so gut zusammen­passen. Aber auch die Zusammenstellung der permischen Wörter für 'Zorn usw.' mit dem fi. viha, die man bisher, soweit ich sehe, kaum ernsthaft in Zweifel gezogen hat, hat einen Schönheitsfehler. Wenn wir weiterhin fi. viha 'Gift' aus den arischen Wörtern derselben Bedeutung entlehnt sein lassen, dann hat sich ja die Bedeutung 'ira usw.' aus dieser entwickelt. Vom Finnischen aus gesehen spricht dagegen nichts, da sich ja auch die Ableitun­gen ziemlich gleichen. Im Permischen ist aber die Bedeutung 'Gift' ja gar nicht belegt. D. h. wir müssen im Ostseefi. und Permischen eine parallele Bedeutungsentwicklung 'Gift' zu 'Zorn etc.' annehmen, woraufhin die Bedeu­tung 'Gift' im Permischen geschwunden wäre. Nun ist eine solche Bedeutungs­entwicklung an sich ja irgendwie plausibel, aber doch keineswegs so simpel und häufig, daß man zur Erklärung dieser Parallelität ohne Zuhilfenahme von Mystik oder Zufall auskäme. Das Dilemma läßt sich m. E. lösen, wenn man ein weiteres arisches Wort in die Debatte wirft, nämlich ai. dvis, das nach Ausweis von MONNIER— WILLIAMS (A Sanskrit-English Dictionary 506) die Bedeutung 'hostility, hatred, dislike' hat. Das Wort ist schon im Rgveda belegt und die Tatsache, daß es ein Wurzelnomen ist, weist auf hohes Älter. Im Awesta ist es ebenfalls belegt: g. daibis, j. tbis 'Feindseligkeit' (Bth. 816, vgl. auch MAYBHOFER, EtWbAi. II, 87). Lautlich macht die Etymologie ja keinerlei Schwierigkeiten; ein vokalischer Auslaut mußte substituiert werden und daß sich da im Fi. -a anbietet, wissen wir aus slawischen und germanischen Lehnwörtern. Nach der Befundlage könnte dieses Lehnwort älter sein als fi. viha 'Gift' usw., was, wenn diese Annahme richtig ist, erklärt, daß lapp. vâëse, das nach E. ITKONEN (a. O.) ein sehr altes Lehnwort sein muß, nur in der Bedeutung 'hate . . .' aus dem Fi. entlehnt wurde. Dann wäre auch, ein verblüffendes Ergebnis, ostseefi. viha 'Gift' eigentlich kein Lehnwort aus dem Arischen visa, sondern wir hätten, da es dann ja schon „viha" 'ira . . .' gab, die Erscheinung vor uns, die E. HAU­GEN (Norw. Language in America, 400) „homologous extension (of meaning)" nennt. Das stünde auch im Einklang mit der Tatsache, daß die beiden Bedeu­tungen im Fi. auch in den Ableitungen zusammen auftreten. 4 2 Die wotischen Belege: viha 'karvas, karhea', gada vihad 'kärmeen myrkky' ST&LÄ — STTHONEN —PoSTi, MSFOu 135 : 91) kann ich nicht beurteilen.

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