Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52. (2007)
DÖBERL, Mario: Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Nachdruck, in Zukunft die veranschlagten Summen einzuhalten.200 Dies sollte im folgenden Jahr abermals misslingen. Für die Erhaltung der Stadtwägen wurden 1841 59 148 fl. statt der genehmigten 50 000 fl. ausgegeben, für die Reisewägen 7 255 fl. 38% kr. statt 6 000 fl. und für die Zuggeschirre 10 744 fl. 13'/2 kr. statt 8 000 fl.201 Anfang Juni 1842 teilte der Kaiser seinem Oberststallmeister, wie schon so oft zuvor, seinen Ärger über die hohen Ausgaben mit.202 Während Ferdinand I. vermutlich bereits die Abschaffung der hofeigenen Wagenproduktion erwog, dachte Wrbna noch an eine personelle Konsolidierung der Hofsattlerei. Er hatte den Kaiser Ende 1841 ersucht, die Zahl der fest angestellten Sattlergesellen von vier auf acht zu erhöhen, da die als Tagelöhner beschäftigten Sattler keine Livree tragen durften, was sich bei den zahlreichen Hoffeisen und -feierlichkeiten unvorteilhaft auswirke. Gleichzeitig bat Wrbna Ferdinand I., die Bezahlung für die als Tagelöhner in der Hofsattlerei arbeitenden Handwerker von 48 kr. auf 54 kr. anzuheben.203 Wrbnas Vorschläge erhielten vom Kaiser keine Zustimmung.204 Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof 10. Neuerliche Systemumstellung: Das Ende des Wagenbaus in der Hofsattlerei Der hohen Ausgaben für Erhaltung und Herstellung der Hofequipagen überdrüssig, befahl der Kaiser am 16. Juli 1842 seinem Oberststallmeister, eine umfassende Reform der Hofsattlerei einzuleiten, die das Ende des hofeigenen Fahrzeugproduktion und die Rückkehr zum vor 1820 bestandenen System bedeutete: Mit Rücksicht auf die alljährlich sich ergebende Erhöhung des Aufwandes für die Herstellung der Hofwägen und in Erwägung der Fortschritte, welche von den Privat- Gewerbsleuten diesfalls in Vervollkommung ihrer Erzeugnisse gemacht werden, finde Ich anzuordnen, daß die bisher in größerem Umfange bestandene Hofsattlerei sobald als möglich beschränkt und bis dahin zurückgeführt werde, daß sich daselbst mit gänzlicher Ausschließung jeder neuen Arbeit bloß mit den vorkommenden kleinen Reparaturen und Ausbesserungen beschäftiget werde. Mit der Vollziehung dieses Meines Auftrages ist unmittelbar und so schnell als möglich vorzugehen, zugleich sehe Ich aber auch Ihren Anträgen entgegen, wie die Ausführung dieser beschlossenen Einrichtung gesichert und die Beistellung der Hofwägen für die Zukunft auf die solideste und entsprechendste Art durch Privat-Gewerbsleute bewirkt werden soll. Zu dem Ende haben Sie Mir Ihre wohlerwogenen Vorschläge über die künftige Einrichtung der bloß 200 Kaiser Ferdinand I. an Oberststallmeister Wrbna, Ischl 1841 September 7, HHStA, OStA, A, 29, ZI. 3 816 aus 1841,unfol. 201 Oberststallmeister Wrbna an Kübeck, Präsident der allgemeinen Hofkammer, Wien 1842 Februar 24, HHStA, OStA, B, 73, ZI. 743 aus 1842, unfol. 202 Kaiser Ferdinand I. an Oberststallmeister Wrbna, Schönbrunn 1842 Juni 4, HHStA, OStA, A, 30, ZI. 2 477 aus 1842, unfol. 203 Oberststallmeister Wrbna an Kaiser Ferdinand I., Wien 1841 November 24, HHStA, OStA, C, 116, ZI. 2 289 aus 1842, unfol. 204 Kaiser Ferdinand I., Schönbrunn 1842 Juni 16, ebenda. 159