Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

BALLA, Tibor: Die ungarischen Soldaten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Ersten Weltkrieg

an der türkischen Front mehrere Artillerie-, technische- und Sanitätseinheiten (6 000 Soldaten, davon etwa die Hälfte ungarisch).16 Während des Weltkrieges hatten mehr als acht Millionen Männer, das ist ungefähr ein Drittel der männlichen Bevölkerung der Monarchie und 100 000 Frauen die Uniform angezogen.17 Aus dem Gebiet der Länder der Ungarischen Heiligen Stephanskrone rückten während des Krieges 3.382 000 Mann ein. Weitere 800 000 waren in Kriegsfabriken, in Bergwerken oder sonst wie auf Grund der Landsturmpflicht beschäftigt. Demnach wurden insgesamt 4,2 Millionen Menschen aus Ungarn, das sind etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung der Donaumonarchie, von der k. u. k. bewaffneten Macht beansprucht.18 Die Standfestigkeit der ungarischen Truppen und ihre Kriegserfolge Während des Kriegs blieben die Streitkräfte Österreich-Ungarns, trotz ihrer multi­ethnischen Vielsprachigkeit, entgegen den gegnerischen Erwartungen, einig und standhaft im Kampf gegen den Feind. Obwohl sie zur Durchführung einer siegreicher Offensive immer wieder die Hilfe deutscher Truppen benötigten (z. B. beim Durchbruch von Gorlice-Tärnow am 2.-5. Mai 1915 oder beim Durchbruch von Karfreit am 24. Oktober 1917), war diese Streitmacht zu einer entschlossenen Verteidigung an allen Fronten durchaus selbst im Stande. Die ungarischen Verbände kämpften auf allen Kriegsschauplätzen, insbesondere aber auf dem russischen und auf dem italienischen Kriegsschauplatz. Ihre Leistungen fanden meist allgemeine Anerkennung, ihre Standhaftigkeit zeigte sich auch in den hohen blutigen Verlusten, ihre Ausdauer und ihre Disziplin wurde von den Feldherrn und Politikern fast durchwegs gelobt. Das k. u. k. Armeeoberkommando (die österreichisch-ungarische oberste Heeresleitung) hielt neben den deutsch-österreichischen und bosnischen Einheiten die ungarländischen k. u. k. und Honvéd-Divisionen für die zuverlässigsten, hervorragendsten und kampferprobtesten Truppen. Deshalb stellte man diese nicht selten an die gefährlichsten Frontabschnitte und Durchbruchstellen, wo sie dann auch höhere Verluste als die Soldaten anderer Nationen der Monarchie erlitten. Zahlreiche hervorragende Waffentaten des Weltkrieges sind mit den Namen ungarischer Soldaten untrennbar verbunden, einige von ihnen wollen wir daher unbedingt erwähnen. Die ungarischen Soldaten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Ersten Weltkrieg 16 Magyaroszâg az elsö vilâghâborüan. Lexikon A-ZS (Ungarn im Ersten Weltkrieg. Lexikon A-Z), hrsg. von Jolän Szijj. Petit Real. Budapest 2000, S. 42 f, 163 und 505. 17 Deâk : a.a.O., S. 240 f. 18 B erk 6 : a.a.O., S. 73 f. 291

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