Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

POLSTER, Gert: Die elektronische Erfassung des Wolfschen Repertoriums zu den Prozessakten des Reichshofrats im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv

Rezensionen Danach folgen die bereits oben erwähnten Dokumente, wobei jedem ein Kopfregest vorangestellt ist und danach in einer kurzen erklärenden Darstellung auf die Umwelt und den Hintergrund eingegangen wird. Der eigentliche Einstieg beginnt schon 1843, als man die Notwendigkeit der Einrichtung eines Konsulates in Jerusalem erkannte (tatsächlich traf der erste Konsul Josef (Giuseppe) Graf von Pizzamano am 1. März 1849 in Jerusalem ein, obwohl er schon am 27. September 1847 zum Vizekonsul ernannt worden war. Die Wirren des Jahres 1848 hatten seinen Dienstantritt derart lange verzögert) und schon wenige Jahre danach die dazu gehörenden Konsulats-Agenzie in Jaffa, wo sich auch der Landungsplatz für die Schiffe des Österreichischen Lloyd befand, in den Rang eines Vizekonsulates erhob (1871). Viele der verwendeten Dokumente sind den Beziehungen zwischen den jüdischen Bewohnern der Gegend, dorthin ausgewanderten Gruppen und deren Schutz durch die k. (u.) k. Behörden gewidmet, doch finden sich dazwischen in großer Zahl auch solche, die sich etwa mit der Gründung des Pilgerhauses und mit dem Betrieb des Malteser Spitals in Tantur befassen. Mehrere Dokumente durchleuchten die Schwierigkeiten der jüdischen Siedler von Petach-Tikva und anderen Orten, Einreiseverweigerungen seitens der türkischen Behörden bis hin zu organisierten aktiven Gewalttaten nach der Annexion Bosniens- und der Herzegowina im Jahre 1908, wobei von einer „spontan“ auftretenden „türkischen“ Menge das k. k. Postamt in Jaffa gestürmt und teilweise schwer beschädigt, Postbeamte misshandelt und der Postkarriolwagen, nach schweren Beschädigungen ins Meer gestürzt wurde. Der Angriff gegen die Levantepostanstalt konnte aber nicht drüber hinwegtäuschen, dass gerade die k. k. österreichische Post im Heiligen Land den effizientesten Dienst aufgebaut hatte. Noch kurz vor dem 1. Weltkrieg weis ein anderes Dokument darüber zu berichten, dass schon seit Jahren immer wieder Überfälle auf jüdische Leichenkondukte auf dem Weg zum Ölbergfriedhof unternommen wurden. Zu den positiven Dokumenten zählt die Einrichtung eines Kaiser-Jubiläums- Fonds im Jahre 1898 durch die unter dem Schutz des Konsulats stehenden galizischen und ungarischen Judengemeinden, mit welchem jährlich eine arme Braut aus einer der Gemeinden ausstaffiert werden sollte, um ihr so eine standesgemäße Hochzeit zu ermöglichen. Der Fond bestand bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs. Besonders interessant war 1914 die Order aus Wien, den Plan eines Geschäftsmannes aus Jaffa zu prüfen, in Jerusalem eine österreichisch-ungarische Handelsstraße zu errichten, die von Firmen aus der Monarchie erbaut und betrieben werden sollte. Kurz danach verhinderte der Ausbruch des 1. Weltkriegs derartige wirtschaftlich weit vorausdenkende Pläne. 678

Next

/
Thumbnails
Contents