Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

POLSTER, Gert: Die elektronische Erfassung des Wolfschen Repertoriums zu den Prozessakten des Reichshofrats im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv

Rezensionen Regierung: Im März wurde die im Zuge des polnischen Aufstands verhängte Aufhebung des Belagerungszustandes über Galizien beschlossen, womit auch in diesen Teilen der Monarchie wieder Normalität einkehren sollte, und in Venetien versuchte man durch von der Verwaltung eingeleitete Reformen die Bevölkerung von den Vorzügen der Habsburgermonarchie zu überzeugen. Die Regierung Rainer- Schmerling konnte allerdings die Früchte ihrer Tätigkeit nicht mehr ernten, denn nachdem sie das Vertrauen des Monarchen verloren hatte, musste sie im Juli 1865 ihren Rücktritt einreichen. Der Band bietet einen interessanten Überblick über die politischen Entscheidungsprozesse beziehungsweise über das, was von den damaligen Entscheidungsträgern als politisch relevant erachtet wurde, und führt uns die Schwächen und Probleme des beginnenden konstitutionellen Zeitalters vor Augen. Die Protokolle werden wie auch in den früheren Bänden durch ein umfangreiches Register aufgeschlüsselt und einleitend stellt der Bearbeiter die zentralen Themen, die im Ministerrat behandelt wurden, in einen größeren historischen Zusammenhang und leitet damit zur darauf folgenden Regierung Belcredi über, deren Ministerratsprotokolle im Rahmen des Editionsprojekts bereits erschienen sind (VI. Abteilung). Andreas Gottsmann, Wien Dietrich, Elisabeth: Übeltäter, Bösewichter. Kriminalität und Krimi­nalisierung in Tirol und Vorarlberg im 19. Jahrhundert. Österreichischer Studienverlag: Innsbruck, Wien 1995. 251 S. Das Buch ist eine ausgezeichnete Grundlage für weitere Forschungen. Die historische Kriminologie, also die Frage, wer in einer Gesellschaft aus welchen Gründen straffällig wird und wie sich das im Vergleich zu anderen Gebiete verhält, kann ohne Detailarbeiten nicht recht weiter kommen. Die Faktenlage ist diffizil zu erheben, Statistiken sind oft problematisch, die Bearbeitung von Prozessakten mühsam und doch unersetzlich. Mit Recht weist die Autorin darauf hin, dass viele Detailbereiche noch unerforscht sind und viele Fragen offen bleiben müssen. Folgerichtig kann und will das Buch keine neue große Theorie vorlegen, dafür ist es eine umfassende und geduldig aufbereitete Studie über die Grundlagen. Das erste Kapitel beschreibt die Methoden- und Quellenprobleme und den Stand der Forschung. Das Zweite leuchtet den gesetzlichen Rahmen aus, vom Strafgesetz über die für die Strafverfolgung zuständigen Behörden Gendarmerie, Polizei und Gerichte bis zum Strafvollzug. Das Hauptkapitel beschreibt getrennt nach den Deliktgruppen in großen Linien den Stand der Kriminalität im Kronland Tirol, also in den Gerichtssprengeln Innsbruck, Bozen, Trient, Rovereto und Feldkirch - wobei die amtliche Statistik nur teilweise die Unterscheidung nach Gerichtssprengeln auswies - und vergleicht ihn mit „Westösterreich“, das war Cisleithanien ohne 676

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