Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien
Die , Alten Prager Akten’ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats erfolgten oder aber in den ersten Jahren nach der Abgabe der Reichshofratsregistraturen an das HHStA 1849, in das Nowotny übernommen worden war.86 Die Art der Ausscheidungen spricht für die zweite Variante. Feststellen lassen sich drei verschiedene Gruppen. Einige wenige Akten wurden in andere Serien der reichshofrätlichen Registratur (v. a. Decisa, aber auch Antiqua, Judicialia miscellanea, Obere Registratur) eingeteilt. Eine zweite, ebenfalls kleine Gruppe von Umlegungen betrifft Abgaben an das HHStA (Vermerk: „Dr. von Meiller ins Staatsarchiv genommen“) und das Ministerium des Inneren („Extradirt an das Ministerium d. I.“). Andreas von Meiller reklamierte offenbar vor allem Glückwunsch-, Kondolenz- und Dankschreiben an den Kaiser bzw. von einzelnen Kaisern, außerdem Empfehlungsschreiben sowie Korrespondenz mit Reichsfürsten in Familienangelegenheiten. Sie wären heute in der Familienkorrespondenz des Habsburg- Lothringischen Hausarchivs im HHStA (Behelf X/2) aufzusuchen. An das Ministerium des Inneren gingen durchweg Adelssachen. Diese Akten kamen, sofern sie nicht beim Justizpalastbrand 1927 vernichtet wurden, in die Abteilung Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA) des Österreichischen Staatsarchivs, wo sie sich heute zum Teil nachweisen lassen.87 Die mit Abstand meisten Ausscheidungen aus den APA betrafen Lehenssachen bzw. Angelegenheiten der Gratialregistratur, die in andere, einschlägige Serien umgelegt wurden. Die entsprechenden Vermerke lauten etwa „bei den Confirmationen“, „bei den Geleitsbriefen“, „bei den Lehens-Expectanzen“ oder „bei den Schutz- und Schirmbriefen“. Eine Stichprobenhafte Überprüfung dieser Fälle hat zu dem Ergebnis geführt, dass sich die meisten der von Nowotny notierten neuen Lagerungsorte mit heutigen Beständen identifizieren lassen und viele der umgelegten Causen dort auch auffindbar sind. Die drei Gruppen von Umlegungen entsprechen weitgehend denjenigen Vorschlägen, die Andreas von Meiller anlässlich der Eingliederung des Reichshofratsarchivs in das HHStA erarbeitet hat und mit denen er die zahlreichen bestehenden Aktenserien in vier Großgruppen (Judizial-, Feudal-, Gratial- und Kanzleiregistratur) zusammenfassen wollte.88 Allerdings ist keine der Umlegungen vollständig durchgeführt worden. Noch heute finden sich in den APA Gnadensachen wie Anträge auf Schutzbriefe, die Bestätigung von Privilegien und Verträgen oder Patente. Auch Lehensangelegenheiten, Adelssachen und Korrespondenzen eher familiären Inhalts fehlen nicht völlig. 86 HHStA, Kurrentakten, ZI. 13/1849. Hüter: Biographien (wie Anm. 51), S. 97 f. 87 Zur Übergabe von Adelsakten aus den Reichshofratsregistraturen an das Ministerium des Inneren Groß: Reichsarchive (wie Anm. 20), S. 293, S. 294 f. Frank, Karl Friedrich von: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806. 5 Bde. Schloß Senftenegg 1967-1974. 88 Anm. 51. 615