Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien

Die .Alten Prager Akten’ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats den erwähnten Verzeichnissen des Prager Materials zählt darüber hinaus eine nur zwei Folien umfassende Aufstellung derjenigen Aktenstücke, die ein nicht namentlich genannter Amtsträger in Prag hinterlassen habe.76 Überhaupt gehörte zu den häufig gerügten Mängeln der RK, dass Sekretäre und andere Personen die von ihnen jeweils benötigten Stücke mit nach Hause nahmen und nicht unbedingt wieder in die zugehörige Akte einlegten. Im Prager Filialarchiv blieben solche zurückgebrachten Reste offenbar häufig unberührt. Ihrem Bericht über die Schließung der RK nach dem Tod Kaiser Rudolfs II. fügten die beiden kurmainzischen Beauftragten Wamboldt und Fleischbein Listen der von verschiedenen Persönlichkeiten abgegebenen Akten bei. Sie wurden nicht wieder in die Registratur eingestellt, sondern in dem Zustand, in dem sie zurückgebracht worden waren, verpackt und versiegelt.77 Die Rede ist außerdem von zwei Truhen, die der Reichshofrat Johann Frhr. von der Reck in Prag zurückgelassen habe.78 Auch die Prager Registratoren Pipius, Rubner und Hohaus haben mehrfach über die Unordnung in den Akten berichtet, die die pünktliche und vollständige Übersendung der angeforderten Stücke nach Wien enorm erschwere.79 Hohaus entschuldigte sich außerdem dafür, dass die Akten für den Transport nach Wien nicht ordentlich hätten verpackt werden können, da dafür nicht ausreichend Zeit zur Verfügung gestanden habe.80 Über den schlechten Ordnungszustand der reichshofrätlichen Registraturen, denen die APA zum damaligen Zeitpunkt bereits angeschlossen waren, wird darüber hinaus im Zusammenhang mit der Verschleppung nach Paris und dem Rücktransport berichtet.81 Die damals entstandenen Verluste und Verreihungen betrafen allerdings ebenso wie mögliche Schäden an Substanz und Ordnung durch die erwähnten Umzüge der reichshofrätlichen Akten in verschiedene Gebäude des Staatsarchivs, die Auslagerung während des Zweiten Weltkriegs und die Benützung nicht mehr die APA allein, sondern das gesamte Reichshofratsarchiv. 76 AB (alt) 123. 77 Wie Anm. 61. 78 Bericht Gerhard Ostermayers an den Reichsvizekanzler 1620 07 19: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 42, Nr. 36, fol. 3-11, hier 3r. Der Bericht Ostermayers wurde vom Kaiser an den Mainzer Kurfürsten weitergeleitet: Ferdinand II. an Kurfürst von Mainz, Datierung fehlt, Antwort des Kurfürsten 1620 08 16: MEA, Reichshofkanzlei und Taxamt 12. 79 Vgl. etwa Bericht Pipius’ 1646 03 10: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 42, Nr. 36, fol. 234- 237; Bericht Rubners 1758 09 08: ebenda 44a, Nr. 46; Berichte Hohaus’ 1768-1771: ebenda, 43, Nr. 38, Nr. 39. 80 Bericht Hohaus’ 1771 11 23: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 43, Nr. 39. 81 Vgl. v. a. die Berichte des damals die Registratur leitenden Wolf an den Präsidenten der reichshofrätlichen Aktenkommission 1817 und 1818: RHR, Hofkommission 41. Blaas: Tätigkeit (wie Anm. 49). 613

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