Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien

Die .Alten Prager Akten’ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats RHR67 - in Prag dorthin transportiert worden waren.68 Allerdings finden sich - mit Ausnahme von 1645 - für keines der Jahre, in denen der RHR gemäß der erhaltenen Dekrete zur Übersiedelung nach Prag dort amtierte, besonders viele Verfahrensakten in den APA. Zudem müssten die nach ca. 1620 dort zurückgelassenen Akten so gesondert abgelegt worden sein, dass sie nicht zum Gegenstand späterer Verzeichnungsbemühungen geworden sind. Die erhaltenen Repertorien zum Prager Filialarchiv jedenfalls erfassen, soweit sich dort überhaupt Datierungen finden, nur ausnahmsweise Stücke aus der Zeit nach ca. 1617. Ausgeschlossen ist eine solche gesonderte Aufbewahrung und entsprechend die Übergehung in den Inventaren keineswegs. Dort berücksichtigt wurden, wie erwähnt, nur Teilbestände der Akten. Dass die genannten Repertorien in hohem Maß unvollständig sind, belegt beispielsweise die Einschätzung des kurmainzischen Residenten Gerhard von Brée, der 1756 im Auftrag des Kurfürsten das Prager Reichskanzleihaus besuchte. Er bestätigte die Existenz des Stockschen Repertoriums, das allerdings nur die Judicialia erfasse. Welche Art von Akten darüber hinaus noch in Prag lägen, wisse seiner Auffassung nach „dato niemand“.69 Denkbar ist jedoch auch, dass zu einem späteren Zeitpunkt - nach der Übersiedelung nach Wien - weiteres Material unter die aus Prag stammenden Akten geraten ist. Möglicherweise haben die APA ihre heutige Gestalt erst in der Zeit der reichshofrätlichen Aktenkommission durch Mathias Nowotny bekommen. Nowotny hatte seine Tätigkeit 1823 als Diurnist der Kommission begonnen und war 1834 zum Registranten ernannt worden.70 In den Folgejahren bemühte er sich nachdrücklich um die Neuordnung und Neuaufstellung der Reichshofratsakten nach ihrer Rückkehr aus Paris und legte zahlreiche Fundbehelfe an, darunter den noch heute verwendeten AB 1/16 (alt 41) zu den APA (1832-1849). Sein Repertorium nannte Nowotny ausdrücklich „Register der im Jahre 1772 von Prag nach Wien überbrachten so genannten alten 67 Vgl. die kaiserlichen Dekrete an den RHR, sich für die Übersiedelung nach Prag bereit zu halten, die sich etwa für die Jahre 1621, 1638, 1645 und 1652 erhalten haben: RHR, Verfassungsakten, RHR 4, Nr. 5, fol. 6, 15-20, 148-153, 46-47. Für den Hinweis auf die Dekrete danke ich Dr. Michael Hochedlinger (Wien). 68 Im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Übersiedlung von RK und RHR nach Prag wird erwähnt, für den Transport der Reichsarchivalien würden 12 schwere Wagen benötigt: RHR, Verfassungsakten, RHR 4, Nr. 5, fol. 25-26. 69 Bericht von Brées 1756 01 14: MEA, Reichsarchiv 5. 70 Ernennung zum Diurnisten: HHStA Kurrentakten ZI. 4/1823; Ernennung zum Registranten: ebenda ZI. 45/1852. Hüter: Biographien (wie Anm. 51), S. 97 f. 611

Next

/
Thumbnails
Contents