Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien
Die , Alten Prager Akten’ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats 18. Jahrhundert hinein liegt nahe, sich mit den erhaltenen Inventaren der Prager Filiale der RK zu beschäftigen, die Auskunft über das dort aufbewahrte Material geben. Das früheste dieser Verzeichnisse stammt aus dem Jahr 1578, das jüngste wurde anlässlich der Anwesenheit des kaiserlichen Hofs in Prag im Jahr 1723 durch den Registrator Simon Stock erstellt.61 Die reichshofrätlichen Akten erscheinen darin durchweg alphabetisch nach den Namen der Antragsteller bzw. Kläger. Allerdings wird der Vergleich zwischen den historischen Inventaren und den heutigen APA durch zwei Umstände erschwert. Zum einen sind die überlieferten Bestandslisten äußerst knapp gehalten, wobei sie zusätzlich nicht nur reichshofrätliches Material berücksichtigen, sondern auch die politischen Akten der RK. Die bereitgestellten Angaben reichen oft nicht aus, die betreffenden Verfahren eindeutig mit Aktenkonvoluten der APA zu identifizieren - insbesondere fehlen häufig Angaben zur Laufzeit der Vorgänge. Zum anderen beziehen sich die erhaltenen Verzeichnisse stets nur auf Teilbestände der Prager Filiale, meist orientiert an deren räumlicher Aufstellung (einzelne Truhen, Zimmer, Gewölbe). Trotz dieser Unsicherheiten lassen sich in annähernd jedem der alten Inventare Fälle nachweisen, die noch heute in den APA aufbewahrt werden. Andere der erwähnten Akten haben dagegen keine Spuren in der heutigen Serie hinterlassen. Für das allerdings nur einen Teil der deutschen Expedition der Judizialakten, das sog. kleine Alphabet, berücksichtigende Inventar von 1723 und eine die Buchstaben A und B umfassende Stichprobe liegt das Verhältnis zwischen heute noch in den APA verwahrten und nicht mehr dort auffindbaren Causen bei ca. 7 zu 8. Vergleichsweise leicht zu erklären sind die Verluste, die die APA im Vergleich zu den ehemals in Prag aufbewahrten reichshofrätlichen Akten erlitten haben. Auch nach der Rückverlegung der RK nach Wien wurden zur Erledigung der laufenden Geschäfte immer wieder Akten aus der Prager Filiale benötigt. Auf entsprechende Anforderungen hin hatten die Prager Hausmeister bzw. Registratoren die benötigten Stücke aufzusuchen und an die anfordernde Stelle zu verschicken. Die erhaltenen Verzeichnisse geben immer wieder Hinweise auf solche kleineren Aktentransporte. 61 Die Verzeichnisse bilden heute den AB (alt) 123. Das Verzeichnis von 1723 liegt außerdem in RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 44a, Nr. 46. Zusätzlich zu den auch von Groß erwähnten Verzeichnissen ist auf die recht umfangreichen Aktenlisten hinzuweisen, die als Anlagen einem Bericht der kurmainzischen Beauftragten beigefügt wurden, die nach dem Tod Kaiser Rudolfs II. die RK schlossen und sich dabei auch um Rückführung und Verwahrung der bei Reichshofräten und Sekretären liegenden Akten bemühten: Anselm Kasimir Wamboldt von Umstatt/Kaspar Fleischbein an Kurfürst von Mainz 1612 03 10: MEA, Wahl- und Krönungsakten 12 (alt 8a), fol. 188-357. 609