Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien

Eva Ortlieb hinzuweisen. Wolf berichtete, die Prager Akten lägen noch so zusammen, wie sie angekommen seien, ohne registriert, verzeichnet oder gar eingeteilt worden zu sein.46 Wolf selbst kam in seiner in der Denkschrift vorgeschlagenen und anschließend begonnenen Neuordnung des Reichshofratsarchivs47 ebenfalls nicht bis zu diesem Material. Mit der gesamten reichshofrätlichen Gratial- und Judizialregistratur gingen die auf diese Weise als eigene Serie bestehen gebliebenen Prager Akten nach der Auflösung des Alten Reichs 1806 in die Verwaltung einer ausschließlich für diesen Zweck eingesetzten Hofkommission über.48 1809 wurden die Reichshofratsakten nach Paris gebracht, 1815 gelangten sie zurück nach Wien.49 Nach der Auflösung der reichshofrätlichen Aktenkommission 1840 und einer Folgekommission zur Abwicklung der noch zu erledigenden Auslieferungsansuchen übernahm 1849 das HHStA, in das das Hausarchiv inzwischen übergegangen war, die ehemals reichshofrätlichen Registraturen.50 Damit waren auch die Prager Akten an jene Stelle übergegangen, die seit 1750 Interesse an Teilen des Materials gezeigt und letztlich die Auflösung der Prager Filiale der RK mitbewirkt hatte. Beendet waren die Umzüge und Umordnungen der Reichshofratsakten damit jedoch nicht. 1849 bearbeitete der Archiv-Offizial des HHStA Andreas von Meiller das Material, löste eine Reihe von Abteilungen auf und veranlasste verschiedene Umlegungen.51 Räumlich bedeutete der Übergang an das Staatsarchiv zunächst keine Veränderungen. 1872, 1886 und 1895 jedoch übersiedelten die Reichshofratsregistraturen in verschiedene Gebäude in der Wiener Innenstadt, bevor sie 1902 in den noch heute genutzten Neubau am Minoritenplatz gebracht wurden.52 Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs lagerte man die APA zusammen mit anderen 46 Undat. Denkschrift Wolfs: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 40, Nr. 31. 47 Groß, Reichsarchive (wie Anm. 20), S. 301 f. 48 Zur Tätigkeit der Hofkommission Groß, Reichsarchive (wie Anm. 20), S. 275-280, S. 283-295; Battenberg, Reichshofratsakten (wie Anm. 7), S. 223-225. 49 Blaas, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815. In: MÖStA 14(1961), S. 18-41. Am 11. Februar 1849 teilte das Außenministerium der Direktion des HHStA mit, zum Zweck der Übernahme seien die Reichshofratsregistraturen zur Filiale des HHStA erklärt worden: HHStA Kurrentakten ZI. 13/1849. Endgültig bestätigte der Kaiser die Eingliederung am 6. Mai 1851: ebenda, ZI. 48/1851. 51 Bericht Andreas’ von Meiller an die Direktion des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1851 02 12: HHStA, Kurrentakten, ZI. 18/1851. Den Hinweis auf diesen Bericht verdanke ich ebenso wie Literaturhinweise HR Prof. Dr. Leopold Auer (Wien). Zur Tätigkeit von Meillers im Zusammenhang mit der Übernahme der Reichshofratsregistraturen Groß, Reichsarchive (wie Anm. 20), S. 293 f. Zur Biographie von Meillers Hüter, Franz: Biographien der Archivbeamten seit 1749, in: Gesamtinventar (wie Anm. 20), S. 1-166, hier S. 88-90. 52 Groß: Reichsarchive (wie Anm. 20), S. 280. 606

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