Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien
Die , Alten Prager Akten’ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats Kisten im Dezember 1771 und im Jänner 1773 in Wien ein.40 In Prag zurück blieben einige Aktenreste.4' Entsprechend den Überlegungen, die wesentlich zur Auflösung der Prager Filiale beigetragen hatten, wurden die angelieferten Akten zügig im Hinblick auf an das Hausarchiv abzugebende Stücke durchgesehen. Bereits im Mai 1773 bat Reichsvizekanzler Colloredo den Mainzer Kurfürsten, wie im Rahmen der in der Wiener RK seit längerem praktizierten Aussonderung habsburgischer Akten üblich,42 um die Genehmigung der Übergabe einer Reihe von Archivalien gemäß beigefügter Liste, in der Stücke aus dem ersten Transport aus Prag berücksichtigt waren.43 Nachweisen lässt sich außerdem, dass Prager Akten der lateinischen Expedition sowie eine Reihe von politischen Akten geordnet und an verschiedene Registraturen abgegeben wurden.44 Für das restliche Material hat Groß auf einen Bericht des Registrators Ignaz Martin Molitor verwiesen, wonach die aus Prag stammenden „process- und anderefn] acten“ zwölf Jahre nach ihrer Ankunft in Wien noch unbearbeitet seien.45 Darüber hinaus wäre auf die Denkschrift des Registranten Nikolaus von Wolf zur Umarbeitung der deutschen Judizialregistratur aus dem Jahr 1792 40 Am 23. November 1771 bzw. am 1. Jänner 1773 informierte der Prager Registrator Hohaus Colloredo über die Absendung des ersten bzw. zweiten Transports im Umfang von acht bzw. sechs Kisten: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 43, Nr. 39. 41 Groß, Reichshofkanzlei (wie Anm. 21), S. 292. Auch um dieses Material hat sich das HHStA nach der Übernahme der reichshofrätlichen Registraturen bemüht, ln einem Pro Memoria regte der damalige Vizedirektor des HHStA Josef Chmel an, das Außenministerium um Nachforschungen über den Verbleib der Akten im ehemaligen Reichskanzleihaus in Prag zu bitten. Der Denkschrift zugrunde lag eine Note des damaligen Direktors der reichshofrätlichen Registraturen Anton Joseph Frhr. von Kalkhoff, der von der Existenz der Prager Archivfiliale erfahren hatte, wobei ihm allerdings die Tatsache des Transports eines Großteils des Materials nach Wien entgangen war. Kalkhoff stellte inoffizielle Nachforschungen an und berichtete, das Reichskanzleihaus sei bis 1807 vom letzten Prager Registrator Hohaus bewohnt, anschließend einem Blindeninstitut übergeben und schließlich an ein Ehepaar verkauft worden: HHStA Kurrentakten ZI. 44/1849. 42 Zu dieser Aktenausscheidungsaktion Groß, Reichshofkanzlei (wie Anm. 21), S. 298-300. Zusätzlich zu den von Groß angegebenen Akten ist auf MEA, Reichsarchiv 5, hinzuweisen, wo sich Stücke der Korrespondenz zwischen dem Mainzer Erzkanzler und dem Reichsvizekanzler um die Genehmigung der Auslieferungen mit den zugehörigen Aktenaufstellungen finden. 43 Colloredo an Kurfürst von Mainz 1773 05 30, mit beiliegenden Stückverzeichnissen; Genehmigung der Auslieferung 1773 06 12: MEA, Reichsarchiv 5. 44 Übernahme- und Abgabeverzeichnis der Prager Akten der Lateinischen Expedition: AB (alt) 124. Reinschrift: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 44a, Nr. 46. Das Verzeichnis kann nur die Akten des ersten Transports vom November 1771 erfassen, die im April 1772 zur Ordnung und Einteilung weitergegeben wurden. 45 Undat. Bericht Molitors: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 36, Nr. 12. 605