Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien
Eva Ortlieb Prags 1757. Zwar sei, so ein Bericht an den Mainzer Kurfürsten, das Taxamt augenblicklich nicht in der Lage, den Transport der Akten nach Wien zu bezahlen; dennoch solle der Reichsvizekanzler um die Ausarbeitung eines entsprechenden Plans gebeten werden.34 Am 23. September 1768 schließlich teilte die Österreichische Hofkanzlei der RK mit, der Kaiser habe den Transport der Prager Akten nach Wien und ihre Durchsicht im Hinblick auf habsburgisches Material beschlossen. Gemäß dem Vorschlag der Österreichischen Hofkanzlei erklärte sich der Kaiser zugleich mit der Übernahme der Kosten einverstanden.35 Zu weiteren Verzögerungen bei der Übersiedelung kam es zum einen aus finanziellen Gründen, da der Mainzer Kurfürst das kaiserliche Zahlungsangebot ablehnte und die Transportkosten stattdessen aus dem Taxfonds bestritten werden mussten. Grund für diese Entscheidung war nicht nur die von Groß erwähnte Sorge vor einem Übergewicht österreichischer Behörden, sondern vor allem die befürchtete Präjudizierlichkeit einer kaiserlichen Finanzierung des Transports für die erzkanzlerischen Rechte bezüglich der RK.36 37 Zum anderen verzögerte der Platzmangel in der RK in Wien einen raschen Abtransport des Prager Materials. Bereits in ihrer Antwort auf die Note der Österreichischen Hofkanzlei, in der sie von der kaiserlichen Entscheidung verständigt wurde, hatte die RK darauf hingewiesen, dass sie ohne die Zuweisung zusätzlicher Räume die Akten aus Prag nicht übernehmen könne.31 Erst nachdem die Wohnung des Reichshofratstürhüters, der sich heftig gegen seine Ausquartierung zur Wehr setzte,38 frei gemacht war, konnte der Transport beginnen.39 Die Akten aus Prag trafen in zwei Transporten im Umfang von insgesamt 14 1757 04 06: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 42, Nr. 37. 35 Note der Österreichischen Hofkanzlei an die RK 1768 09 23, inliegend der Vortrag der Hofkanzlei vor dem Kaiser 1768 09 16: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 44a, Nr. 46. Vgl. auch die Beilagen zum Schreiben Colloredos an den Kurfürsten von Mainz 1768 10 12: MEA, Reichsarchiv 5. 36 Sowohl Colloredo als auch von Brée rieten von der Annahme des kaiserlichen Angebots ab: Colloredo an Kurfürst von Mainz 1768 10 12: MEA, Reichsarchiv 5; von Brée an Kurfürst von Mainz 1768 11 16: ebenda. Billigung des von Bréeschen Gutachtens durch den Kurfürsten 1768 12 13: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 43, Nr. 39; Billigung des Gutachtens Colloredos (mit Ausnahme des vorgeschlagenen Transports von Prozessakten aus Wien nach Prag) 1768 12 13: ebenda, 44a, Nr. 46, auch MEA, Reichsarchiv 5. 37 Note der RK an die Österreichische Hofkanzlei 1768 10 06: Colloredo an Kurfürst von Mainz 1768 10 12, Beilage: MEA, Reichsarchiv 5. 38 RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 44a, Nr. 46. 39 Colloredo verständigte den Kurfürsten von Mainz am 5. November 1771, dass die Wohnung des Reichshofratstürhüters nun zur Verfügung stehe und der Transport der Prager Akten beginnen könne: MEA, Reichsarchiv 5. 604