Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien
Die .Alten Prager Akten’ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats Stücke ausgesondert und an das Hausarchiv abgetreten werden. Im Gegenzug wollte man der RK die von v. Rosenthal in böhmischen Archiven aufgefundenen Reichsakten übergeben.27 Reichsvizekanzler Rudolph Fürst Colloredo leitete den Vorschlag an den Mainzer Kurfürsten, als Reichserzkanzler Leiter der RK, weiter. Dabei regte er an, die Prager Akten nach Wien bringen zu lassen, um sie dort auf die angeforderten österreichischen Stücke hin durchsehen zu können.28 Zudem forderte er beim Prager Registrator Rubner ein Gutachten über Umfang und Kosten des Transports der österreichischen Akten nach Wien an.29 Dass das erwähnte Tauschprojekt nicht zu Stande kam, geht - zusätzlich zu den von Groß angegebenen Belegen - aus einem Bericht Rubners hervor, wonach die von v. Rosenthal für die Abgabe vorgesehenen Akten - 235 Faszikel,30 also vermutlich weit mehr als in der Spezifikation für die RK angegeben - wieder eingeteilt worden seien.31 Darüber hinaus lässt sich zumindest eines der in der Note des ,Directorium’ angeforderten Aktenkonvolute - zu denen neben politischen Akten auch Verfahren von und gegen Erzherzoge gehörten - noch heute in den APA nachweisen.32 Nach Groß wurde die Frage des Rücktransports der Prager Akten nach Wien im Jahr 1768 erneut virulent, wiederum im Zusammenhang mit der angeregten Aussonderung habsburgischer Akten. Auch auf Kurmainzer Seite jedoch stellte man bereits in den 1750er Jahren Überlegungen an, die beiden Kanzleiabteilungen in Wien zu vereinigen. Auf diese Weise sollten vor allem die Unterkunftskosten für die Prager Filiale eingespart werden.33 Vergleichsweise konkret wurden die Pläne zur Zusammenführung der verschiedenen Filialen der RK im Zusammenhang mit der preußischen Bedrohung 27 Note des .Directorium in publicis et cameralibus’ an die RK 1750 06 27 mit den beiliegenden Listen der aus der Prager Filiale erbetenen sowie der angebotenen Stücke aus böhmischen Archiven: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 44a, Nr. 46. 28 Colloredo an Kurfürst von Mainz 1750 07 11 : MEA, Reichskanzlei und Taxamt 62. 29 HHStA, Kurrentakten, ZI. 24/1750. 30 Bericht des Prager Registrators Rubner 1750 03 28: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 43, Nr. 39. 31 1750 09 09: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 44a, Nr. 46. 32 Österreich Erzherzog Ferdinand/Stadt Hagenau contra Dietrich von Schönburg, wegen Holzschlags im Hagenauer Forst: AB 1/16 fol. 205v (RHR, APA 128); dieses Verfahren wird erwähnt als Punkt 2 der Beilage B zu der in Anm. 27 nachgewiesenen Note an die RK. 33 Kurfürst von Mainz an Colloredo 1754 08 09: MEA, Reichsarchiv 5. 1756 bezeichnete der kurfürstlichmainzische Resident von Brée, der die Prager Archivfiliale im Auftrag des Kurfürsten besichtigt hatte, den Transport nach Wien als wünschenswert, angesichts der geringen Einkünfte des Taxfonds aber als zu teuer: von Brée an Kurfürst von Mainz 1756 01 14: ebenda. 603