Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
STROMENGER, Arthur: „Sozialwissenschaftliche Nebenprodukte“ der Quellenforschung
„Sozialwissenschaftliche Nebenprodukte“ der Quellenforschung derselb fluß etwas stöllt, so erzaigen sie von stund an fieber. Das sein nun alte reliquias von ungesunden ammen ersogen.44 Der kaiserin, meiner allergenedigisten frauen, hat Mathia de Albuquerque, so khurzlich als vice rey aus der portugesischen India khommen, ain gar herrlichen scheen, aber ungefaßten orientalischen piedram Besbar verehrt, und weil mich gedeucht, seye der schenist, so ich gesehen, habe ich von stundan I.Mt. gehorsambist ersuecht, sollen denselben in alleweg E.Mt. schickhen, das ich verhoff, bey Jacoben currier beschehen wher.45 Sunst sein die Raguser nit allzeit sichere leuth was die levantischen Sachen betrifft, tragen gemainickhlich auf beeden achslen.46 Was aber [...] petrifft, dem könig aus Franckhreich mit seiner florentinischen praut an haimbfteren einen eintrag ze thuen oder possen zu reißen, sehen I.Mt. nit [...] , daß die haimbfierung auf dem mör mit starckher gallem comitif unberüert weniger anderer als ihr aigner land sein wert. Solle mans nun intentiem und darmit nit [...] zue pegerten orth khomen, wur es E.Mt. ihn mehr wög prejudiciem und verkhlainerlich sein. Darzue, so deucht I.Mt., daß in gedachter florentinischer praut wenig, als daß ir frau muetter von 44 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1600 Februar 7. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 13/2, f. 21r-23v, eigenh. Ausf. - Khevenhüller gibt keinen Hinweis, worauf sich diese Diagnose stützt. Dass eine eiternde Wunde durch die vom König fast 20 Jahre früher getrunkene Milch einer erkrankten Amme verursacht wurde, ist fast auszuschließen. Es dürfte sich (in übertragenem Sinn) um ein „Ammenmärchen“ handeln. 45 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1600 März 3. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 13/2, f. 30r-33v, eigenh. Ausf. - Es fällt auf, dass Khevenhüller den Kaiser auf besonders wertvolle Dinge aufmerksam macht, die anderen Personen gehören und die er geschenkweise für den Kaiser bekommen möchte. War dies zuvor bei einem der den Brüdern Fugger gehörenden Pferden der Fall, so ist die Vorgangsweise hier die gleiche. Ob dies ein Charakterzug Khevenhüllers oder allgemein üblich war, bleibt offen. 46 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1600 Mai 22. OÖLA Linz, Herrschaftsarchiv Kammer, Khevenhüller-Briefbücher Nr. 6, 1600-1605, f. 31r-33v, Kanzleihand. 581