Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

STROMENGER, Arthur: „Sozialwissenschaftliche Nebenprodukte“ der Quellenforschung

Arthur Stromenger abgefertigt und versehen worden, wie sys wol verhofft gehabt, das mich nun desto weniger verwundert, weil der könig selbs so bloss an gelt. Alhie khan man durchaus khaines bekhommen, und das mich obvermelts glauben macht, ist, daß Ehg. Albrecht bey aller seiner noth I.Dlt. zue Genoa 10.000 ducaten leichen miessen.40 Von denen zue Saragoza ist der könig statlich empfangen worden. Vor seinem einritt hat er bevolchen, daß der endthaubten köpff, so in der aragonesischen aufruehr41 [...] bey den thöm mit angehenter schrifft ihres verprechen aufgehenckht gewest, weckhgenommen sollen werden. Es ist vor drey tagen ain gaistlicher mit namen Marcello Marchese zue mir khommen und mit mir allerley, sowol die turggenhilff als anders weitleuffig geredt. Mueß daneben gleichwol bekhennen, daß mich gedachter Marcello Marchese etwas spiritum inquietum zu haben bedunckht. Dergleichen leuth sein guet zuhöm, aber inen ist nit allzeit zu folgen. Sein subiecta, die da vil reden und darneben nit erwegen, was sie sagen.42 Ich halt ihn für ain geferlichen mann, der auch von seinem vatter nichts guets reden und, warhait zue sagen, [...] trag ich sorg, seye nit gesundt under dem hietle.43 Der könig hat zimblich oft danzt, [...] ist aber noch nit zum besten auf, dann der ain armb, der vast allzeit offen und (salva reverentia) materi gibt, macht vil zue schaffen, und wan sie Erzherzogin“ war die Mutter der jungen Königin Margarethe, die ihre erst 15 Jahre alte Tochter zur Eheschließung nach Spanien begleitet hatte. Inwieweit familiäre Missgunst oder Hofintrigen bei der Feststellung schlechter Qualität des Gastgeschenkes, offenbar Zobelpelzjacken, eine Rolle spielten, wird nicht mehr zu eruieren sein. Unterstellt wird hier jedenfalls, das Gegengeschenk von Kaiserin Maria sei wertvoller gewesen. 40 Offenbar gab es keine wie immer geartete Planung der bei der Reise der künftigen spanischen Königin und ihrer Mutter zu erwartenden Kosten. Am 12. Mai 1599 berichtete Khevenhüller auch von einem Darlehen des Großherzogs von Florenz an die Königinmutter über 25 000 Kronen. Man verließ sich anscheinend völlig auf Kredite, machte aber trotzdem kostspielige Geschenke. 41 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1599 September 25. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 12/14, f. 61r-63v, Kanzleihand, Ausf. - Khevenhüller bezieht sich auf den Aufstand vom Mai 1591 in Zaragoza, der wegen des Prozesses gegen den Aragonesen Antonio Perez, den früheren Sekretär und Parteigänger der Eboli ausbrach. Die Zahl der Verurteilten überstieg hundert bei weitem. Während Rebellen aus den unteren Schichten verbrannt wurden, enthauptete man die sozial Höherstehenden. Ihre Köpfe müssen beim Einzug Philipps 111. in Zaragoza schon völlig mumifiziert oder skelettiert gewesen sein. Vgl. Älvarez, Felipe II, S. 589-609; Oncken, Geschichte, S. 359- 363. 42 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1599 Oktober 31, Postskriptum November 9. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 12/14, f. 67r-71v, Kanzleihand, Ausf. 43 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1600 Jänner 31. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 13/2, f. 8r-1 lv, eigenh. Ausf. - Betrifft ebenfalls den zuvor genannten Marcello Marchese. 580

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