Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

STROMENGER, Arthur: „Sozialwissenschaftliche Nebenprodukte“ der Quellenforschung

„Sozialwissenschaftliche Nebenprodukte“ der Quellenforschung Der présidente aus Castilla hat sumariter weckh und seinen dienst lassen miessen [...] Also will auch verlauten, man werde des königs peichtvater schupfen33 34 35. E.Mt. khan ich allerunderthenigist wol vergwissen, daß ob dieser, des königs resolution, sich mit der königin allain mit zehen übel armierter gallem aufs möhr zue begeben, wenige zuefrieden [sind]. Der jung herr hat sie aber nit darvon abweisen wollen lassen. Die beschwerlichen sterbleuff sein aller ortthen diser landt also beschaffen, daß der könig nit wais, wo aus.36 E.Mt. solle ich aus allerunderthenigister gehorsambister pflicht nit verhalten, daß man bey disen geferlichen läuffen für prestantissimum remedium halt, piedras bezbares de las occidentales in das wasser oder tranckh, so man ordinariter trinckht, ganzer zu legen und darin stehen zue lassen.37 Der könig ist von Valentia auf Dénia zu verraist, daselbs sich mit Atün vischen belustigt. Darauf I.Mt. an ainem fieber gefallen, aber paldt nach toppeiter aderlass widerumb aufgesezt. Die zeit ist jämmerlich hays, der herr jung und neulich verheyrat, darzue nit am mässigisten.38 Das mecht etwo mit der weil nichts guets abgeben. Ich waiß mich nit aigentlich zu erindem, ob E.Mt. ich vor disem allerunderthenigist avisiert, daß die verwittibt erzherzogin zue ihren alhiesein der kaiserin vier zimer zöbl verehrt. Zway zimblich, die zway aber schlecht, welche I.Mt. mit vil andern Sachen reichlich bezalt.39 Ich glaub auch, I.Dlt. sein zue Barcelona vom könig nit so statlich mit gelt 33 Im Sinne von: krankes Gesicht. 34 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1598 Dezember 29. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 12/13, f. 52r-54v, eigenh. Ausf. 35 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1599 Mai 19. OÖLA Linz, Herrschaftsarchiv Kammer, Khevenhüller-Briefbücher Nr. 5, 1590-1599, f. 407v-409r. - Schupfen: ln der Bedeutung: jemanden von einem Platz wegstoßen. Hier: Seiner Position entheben. Grimm Bd. 15, Sp. 2009. 36 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1599 Juli 14, Postskriptum August 3. OÖLA Linz, Herrschaftsarchiv Kammer, Khevenhüller-Briefbücher Nr. 5, 1590-1599, f. 419v-422v. - Spanien wurde damals von einer Seuche, viele Quellen sprechen von Pest, heimgesucht. Der junge König zog aus Furcht vor Ansteckung vor, mit seiner gerade erst angetrauten Gattin zunächst wenig seetaugliche Schiffe zu nehmen anstatt gleich die Reise über Land zu wählen, die ihm wenig später in Richtung Madrid ohnedies nicht erspart blieb. 37 Ebenda. - Hier ist klar gesagt, welche Medizinalwirkung den Bezoarsteinen zugeschrieben wird, über deren Ankaufsmöglichkeiten Khevenhüller wiederholt berichtete. 38 Ebenda. - Mit der Bemerkung „nit am mässigisten“ dürften lediglich die Ess- und Trinkgewohnheiten des jungen Königs gemeint gewesen sein. 39 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1599 August 14, Postskriptum August 23.0ÖLA Linz, Herrschaftsarchiv Kammer, Khevenhüller-Briefbücher Nr. 5, 1590-1599, f. 422v-424r. - Die „verwittibt 579

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