Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
STROMENGER, Arthur: „Sozialwissenschaftliche Nebenprodukte“ der Quellenforschung
Arthur Stromenger Ehgn., seiner mutter, zu versteen gewen werdt, so ist derselb herr darin also resolvierdt, man erlaubs oder erlaubs nit, daß er darmit fortsezen wolle. Ich glaub, der khönig werdts nit difficultiem. Nach dem obvermelten17 des khunigs cathar hat ain alteration zuegeschlagen und jezo das podagra, das die medici nit fur peß halten, darmit der catarh, so I.Mt. so starckh auf der prust sitzt, dardurch divertiredt werde.18 Nachdem wegen der Infa. dona Catalina, gewesten Hgn. von Saphoy, ableiben vast von allen fürsten das pésame19 dem khunig und den kgl. kindem20 gegewen worden, hat mich gedeucht, ich thette nit, was ich als ain gehorsamister diener schuldig, do ich nit derwegen auch (unangesehen, daß ichs pishero nit in pevelch) von E.Mt. wegen, gepurliche offitia gethan. Und ist auf söliche weg peschehen, daß ich dem don Cristöbal de Mora21 vermeldt, mier seye söliches von E.Mt. zue verrichten allergenedigist anbevolchen worden. Weil aber die prieff wegen der grossen französischen unsicherhaidt so lang unterwegs gewest, daher so vil zeit nach I.F.Dlt. ableiben verstrichen, hab ich pedenkhlich gehalten, söliches jezo zue verrichten, umb willen es allain diente, vergangne endtpfindtlichckaiten zue erneuern. Damit aber I.M. und F.Dlt. nit vermain möchten, daß söliche offitia von E.Mt. anderer Ursachen halber verpliben, pitt ich ihn, wolle es also dem khunig und I.Dlt. vermelden.22 von Innerösterreich, den späteren Kaiser Ferdinand II., der Maria Anna von Bayern heiraten wollte und dies auch tat. Seine Bitte um Erlaubnis hatte eher den Charakter einer ultimativen Forderung. Zwei Jahre später wurde seine Schwester Margarethe spanische Königin als Frau von Philipp III. 17 Lies: oben erwähnten. 18 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1598 April 2. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 12/13, f. 1 lr-14v, Kanzleihand, Ausf. - Bemerkenswert ist die Ansicht der Ärzte, dass sich ein Gichtanfall günstig auf den Bronchialkatarrh des bereits schwer kranken Königs auswirken werde. 19 Beileidsbezeigung. 20 Die erwähnten königlichen Kinder waren Isabella Clara Eugenia, nachmalige Regentin der Niederlande und der spätere König Philipp III. Sie waren Schwester bzw. Halbbruder der verstorbenen Infantin Catalina, verehelichte Herzogin von Savoyen. 21 Cristöbal de Mora war in den letzten Lebensjahren Philipps 11. einer seiner engsten Berater, de facto Minister. 22 Khevenhüller an Rudolf II., Madrid, 1598 April 12. HHStA Wien, Staatenabteilungen, Spanien, Dipl. Korr. 12/13, f. 15r-17v, eigenh. Ausf. - Für Khevenhüller stellte sich hier mangels einer Instruktion des Kaisers das Problem der „Geschäftsführung ohne Auftrag“. Dem König anlässlich des Todes seiner Tochter, der Herzogin von Savoyen nicht zu kondolieren, wäre für Spanien beleidigend gewesen. Andererseits stand der Herzog von Savoyen wegen seiner politischen Unbeständigkeit beim Kaiser nicht allzu hoch im Kurs. Khevenhüller zog sich daher in der von ihm berichteten Weise aus der Affäre. 576