Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
LECHNER, Elmar – NIKIRSA, Marija – OSACZUK, Sergij: Bestände des Staatlichen Archivs Chernivtsi/Czernowitz betreffend die Bildungsgeschichte in der österreichischen Epoche der Bukowina (1775–1918)
Bestände des Staatlichen Archivs Chemivtsi/Czemowitz Ernennung der ersten Professoren, statistische Angaben zu den Schülerzahlen in den einzelnen Klassen, Mitteilungen betreffend die drohende Sistierung des Gymnasiums im Kriegsjahr 1809, die Realisierung der materiellen Grundlagen und den Bezug von Schulbüchern und Unterrichtsmitteln (Mineralien für den naturkundlichen Unterricht etc.) aus Lemberg und Wien. Unter den alljährlich gemachten Notizen finden sich auch jene, die sich auf den Besuch des Gymnasiums durch Kaiser Franz I. im Jahres 1817 beziehen; dieser äußerte reges Interesse u. a. an der Zahl und der nationalen Zugehörigkeit der Schüler und an ihrem Fortschritt im Unterricht. Berichtet wird ferner vom gemeinsamen Besuch des Gymnasiums durch denselben Kaiser und den Zaren Alexander I. im Jahre 1823 (fol. 23), von Naturereignissen wie Erdbeben und Epidemien, von der Grundsteinlegung der Hl. Geist-Kirche in Czemowitz und von den Wahlen zum österreichischen Reichstag 1848 (fol. 50). (Dass Direktor Anton Kral in diesem Zusammenhang gewählt wurde, hat er eigenhändig eingetragen.) Diese Chronik wurde vom jeweils amtierenden Direktor geführt; die Liste der Autoren reicht von Johann Nepomuk Glatz bis Stefan Wolf." Das Register Nr. 3 enthält Schülerlisten für die Zeit von 1808-1918, Zeugnislisten für die Zeit von 1850-1918, die Liste der Gymnasialprofessoren des Schuljahrs 1901/02 und Protokolle der Maturitätsprüfungen aus den Schuljahren 1907/08, 1910/11 und 1914/15. Mitteilungen finden sich ebenfalls zum Lehrplan; rund die Hälfte der Unterrichtszeit waren den Erlernen der altklassischen Sprachen Latein und Griechisch gewidmet, doch fand, neben anderen Gegenständen, auch Unterricht in ruthenischer und rumänischer Sprache statt. Register Nr. 5 beinhaltet u. a. sechs, die Prüfung für das Bakkalaureat betreffende Dokumente aus den Jahren 1888-1913. 2. Das Direktorat des philosophischen Lehrkurses: F. 224 Seine gesetzliche Grundlage stellt ein Erlass der Studienhofkommission der Lemberger Hofkanzlei vom 17. Februar 1815 (R. 1, Akte 4, fol. 24) dar. Es führte auch den Namen „Philosophisches Institut“ und war in den Räumen des Czernowitzer Gymnasiums untergebracht. Bis 1818 bestand es aus einem 3-jährigen, ab da aus einem 2-jährigen Kurs. Seine Funktionen bestanden laut Lehrplan in „erweitertem Studium der Philosophie, sowie auch in der Ausbildung der künftigen Theologen, Juristen und des medizinischen Personals.“ (R. 1, Akte 6, fol. 3) Am Institut studierten zumeist Absolventen des Czernowitzer Gymnasiums. Nach dem Studium legten sie die Abschlussprüfungen ab und waren damit zur Fortsetzung des Studiums an einer Universität berechtigt. Unterrichtssprache war Latein und Rumänisch. Lehrgegenstände waren u. a. Philosophie, Physik, Geschichte, Religion, griechische Philosophie, 11 11 Die Liste der Direktoren (bis auf das Jahr 1908) bei Wurzer: Geschichte des k. k. Staatsgymnasiums in Czemowitz, S. 215-222. 555