Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
LECHNER, Elmar – NIKIRSA, Marija – OSACZUK, Sergij: Bestände des Staatlichen Archivs Chernivtsi/Czernowitz betreffend die Bildungsgeschichte in der österreichischen Epoche der Bukowina (1775–1918)
Elmar Lechner - Marija Nikirsa - Sergij Osaczuk 1809) erlassenen Gubernialedikt ist die Rede davon, dass in Zukunft „ein Landesgymnasium mit 5 Klassen und eine philosophische Lehranstalt mit zweijährigem Kurs bestehen sollen.“9 Das Lehrprogramm gliederte sich - wie in der übrigen Habsburgermonarchie - in zwei Stufen: Die drei unteren Klassen waren die - in erster Linie der Erlernung der Gelehrtensprache, also des Latein gewidmeten - „Grammatikalklassen“, die drei oberen die - auch der Erlernung von Realien gewidmeten - „Humanitätsklassen“. Dem Gymnasium schloss sich der - mit dem Schuljahr 1813/14 beginnende - Lehrkurs an. Seine Absolvierung war Voraussetzung für den Besuch einer Universität. Wie an den übrigen österreichischen Gymnasien wurde entsprechend einem kaiserlichen Erlass vom 28. August 1818 das 5-klassige Gymnasium in Czernowitz in ein 6-klassiges umgewandelt. Es trug ab nun den Namen „k. k. Obergymnasium zu Czernowitz“. Im Zuge der Reorganisation des Gymnasialwesens auf dem Hintergrund der revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 wird auch das Czernowitzer Gymnasium - bei Auflassung des philosophischen Lehrkurses - zu einer 8-klassigen Anstalt um- bzw. ausgebaut. 1901 erhält diese den Namen „K. k. I. Staatsgymnasium in Czernowitz“. Der Aktenbestand dieses ersten bzw. ältesten Gymnasiums der Bukowina enthält drei Register.10 Reg. 1 zählt 1 261 Akten, bezogen auf die Jahre von 1808 bis 1918, Reg. 3 deren 103, bezogen auf denselben Zeitraum, und Reg. 5 deren 5, bezogen auf die Jahre 1888-1918. Inhalt des Registers 1 sind Verordnungen, Rundschreiben und Direktiven des Ministeriums für Cultus und Unterricht, der Bukowiner Landes- und Kreisbehörden betreffend die Gestaltung der Lehrmethode, Anordnungen betreffend das Gymnasium in der Zeit von 1808-1818, Lehrpläne und Berichte, Protokolle der Sitzungen des Landesschulrats (und zwar aus den Jahren 1826, 1851-1858, 1865-1867, 1869-1904), Listen der in der Gymnasiumsbibliothek vorhandenen Literatur, Anordnungen betreffend das Gymnasialgebäude Dekrete betreffend Ernennungen, Versetzungen, Pensionierungen, Mitteilung vom Ableben von Lehrkräften, Schülerlisten, statistische Angaben über den Schulbesuch etc. Besonderes Interesse verdient die Akte Nr. 1 (F. 228, R. 1, fol. 1-111). Sie beinhaltet den Bericht über die Geschichte des Gymnasiums in den Jahren von 1808-1861. Es spiegelt sich darin auch die Geschichte des Landeshauptstadt Czernowitz und Österreichs überhaupt wider. Im Einzelnen enthält dieser Akt Angaben betreffend die 9 Ebenda, S. 3. 10 Im Original (Transkription): „opisj“. Reg. 2 enthält ausschließlich Archivalien aus der rumänischen Zeit. 554