Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

AGSTNER, Rudolf: Die diplomatische und konsularische Präsenz von Österreich(-Ungarn) im Afrika südlich der Sahara

die Behandlung der Südtirol-Frage durch die Vereinten Nationen kaum so erfolgreich hätte betreiben können, war die Errichtung von mehreren Botschaften dort vordringlich geworden. Dabei nahm man sich die Niederlande, Schweden und die Schweiz zum Vorbild und übersah, dass seefahrende Nationen wie die Niederlande und Schweden von vornherein ein größeres Netz an Botschaften und Konsulaten in afrikanischen Hauptstädten, meist zugleich auch Hafenstädte, unterhalten mussten. Aber auch die Schweiz, mit ihrem wesentlich besser dotierten Eidgenössischen Politischen Departement, war kaum zur Nachahmung geeignet. Am 17. Juli 1961 berichtete Kreisky im Verlauf der Sitzung der Afrikakommission19, dass die geplante Errichtung mehrerer diplomatischer Vertretungsbehörden Österreichs in Afrika aus budgetären Gründen in nächster Zeit nicht möglich sein werde. In der anschließenden Debatte wurde von den Mitgliedern der Afrikakommission der Wert von ständigen diplomatischen Vertretungen in den Entwicklungsländern betont und die Verzögerung der Errichtung diplomatischer Vertretungen bedauert. Eine ganze Reihe von Staaten bemühe sich, rechtzeitig Vertretungen in Afrika zu schaffen, denn wer diesen Staaten bei ihren ersten Schritten helfe, werde sie sich auch später als Absatzmärkte sichern können. Bemerkenswert erscheint, dass in der Debatte vor allem Israel und dessen Entwicklungshilfe an afrikanische Staaten bewundert wurde.20 Trotzdem befasste Kreisky am 19. September 1961 den Ministerrat mit einem Vortrag „betreffend Errichtung österreichischer Vertretungsbehörden in Afrika,“21 der aber zurückgezogen wurde. Er fand sich noch auf den Tagesordnungen der Ministerratssitzungen vom 3., 10. und 17. Oktober 1961, die Beschlussfassung wurde aber jeweils „auf 1 Woche zurückgestellt,“22 und die Angelegenheit in der Folge nicht weiter betrieben. Im Verlauf der Budgetdebatte im Nationalrat am 4. Dezember 1961 führte der Abgeordnete Peter Strasser (SPÖ) zur Gruppe ,Äußeres“ u. a. aus: Der Budgetrahmen 1962 wird es leider nicht zulassen, die in jeder Hinsicht anzustrebende Eröffnung neuer Vertretungsbehörden, vor allem in den jungen afrikanischen Staaten vorzunehmen, obwohl gerade diese jungen Völker und Staaten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen erwarten. Österreich muß in höchstem Maße daran interessiert Die diplomatische und konsularische Präsenz von Österreich(-Ungam) im Afrika südlich der Sahara 19 Bestehend aus Vertretern der Bundesministerien für Auswärtige Angelegenheiten, für Unterricht, für Handel und Wiederaufbau sowie der Bundeswirtschaftskammer und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes; Näheres nicht bekannt. 20 Österr. Zeitschrift für A u ßen pol i t i k , Jahrgang 1, 1960/1961, S. 403-404. 21 AdR, BmfaA, Abt. II-Pol ZI. 30 451-4 (Pol) 61. 22 Beschlussprotokolle der Sitzung des Ministerrates 16/Pkt. 23, 18/Pkt. 25, 19/Pkt. 35 und 20/Pkt. 29. 43

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