Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

MÜLLER, Mathias F.: Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani

Mathias F. Müller Albertina, meiner Meinung nach ebenfalls um 1515 entstanden,31 32 da dessen Beine auch schon parallel im Raum verankert sind und dessen Körper insgesamt auf der zentrisch angelegten Wasserfläche verkürzt erscheint und somit räumlich plausibel erfasst ist. Dies alles fehlt noch in der frühen Baseler Zeichnung, wodurch sie zwar nicht als Zuschreibungskriterium, wohl aber als Datierungskriterium ausscheidet. Gerade die Fläche vor dem Kornfeld, auf der das Liebespaar lagert, müsste zumindest ähnlich scheibenartig horizontal wie die Wasserfläche im Christophorusblatt gestaltet sein, sollte das Baseler Exemplar mit dem aus der Albertina und den Historiazeichnungen zeitgleich sein. Der Raum des Hl. Christophorus und der Blätter der Historia, aus individuellen Kompositionselementen und Gestalten multivalent aufgebaut, fehlt noch in der Baseler Zeichnung, wo nur ein Hintereinander der einzelnen Bildteile bzw. eine einfache perspektivische Flucht zu erkennen ist. Schlussendlich möchte ich noch einen letzten Vergleich Hans Mielkes anführen, der uns schon in Richtung der von mir vertretenen Schaffensperiode der Historia hinführt, die darüber hinaus mit dem Zeitpunkt des Kontaktes von Altdorfer mit dem kaiserlichem Auftraggeber um 1514 zusammenfällt. Denn vor diesem Zeitpunkt ist er nie für den Kaiser tätig gewesen. Mielke verglich etwa die Darstellung des Bergmassivs der Szene König Maximilians Jagdeifer aus der Historia32 (Abb. 8) mit dem Holzschnitt Maximilian als Jäger vom Ehrenbogen,33 34 der meiner Meinung nach 1514 entstand (Abb. 9). Allein bei der Landschaftsauffassung sieht man, dass wir es in dem Holzschnitt noch mit Kulissen zu tun haben, die gegeneinander in den Schachtelraum hineingeschoben werden und an dessen vorderster Kante Maximilian, ebenfalls in die Bildparallelität gedreht, gleichsam entlang schreitet, wohingegen bei der nur ein Jahr später entstandenen Darstellung aus der Historia der Tiefenraum sich schon kontinuierlich um die Figuren herum erstreckt. Es ist sogar eine Art Talboden zu erkennen, der sich in einem Bogen in die Tiefe zu erstrecken scheint. Diese räumliche Entwicklung ist nicht nur auf die neuen Kompositionselemente, sondern auch auf die raffiniertere Lichtführung zurückzuführen, die dem Bildraum seinen vereinheitlichenden Charakter verleiht: die Figuren stehen nun im Raum, ähnlich der Zeichnung Bethlehemitischer Kindermord,34 die im zeitlichen Umkreis zu seinen späten Holzschnitten für den Ehrenbogen gleich im Anschluss daran wohl um 1515/16 31 Winzinger: Altdorfer - Zeichnungen, Nr. 21 ; M i e 1 k e : Altdorfer, Nr. 29. 32 Benesch - Auer: Historia, Nr. 35; Mielke : Altdorfer, Nr. 30 h. 33 The New Hollstein. German Engravings, Etchings and Woodcuts. 1400-1700. Albrecht and Erhard Altdorfer. Rotterdam 1997, Nr. w. 81. 34 Winzinger: Altdorfer - Zeichnungen, Nr. 46: Der Kindermord von Bethlehem, er dat. um 1512/14. 20

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