Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

MÜLLER, Mathias F.: Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani

Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani Grünpeck und Altdorfer im Detail sich gestaltete muss vorerst noch offen bleiben. Wir wissen nicht, ob Grünpeck etwa an Altdorfer persönlich herantrat, oder ob die Zusammenarbeit vielleicht über Vermittlung von Johann Stebins zu Stande kam. Gewiss ist jedoch, dass damals für die gebildete Schicht Altdorfer als wichtigster und angesehendster Künstler in Regensburgs galt und daher in die humanistischen Zirkel der Reichsstadt voll integriert war. Ebenso liegen die Gründe für den endgültigen Abbruch der Arbeiten an der lateinischen Autobiografie noch völlig im Dunklen, mit Bestimmtheit lässt sich aber schon jetzt sagen, dass als Ergebnis der redaktionellen Arbeiten und somit als Endprodukt ein auf Pergament ausgeführtes Prachtwerk mit sorgfältig ausgeführten ganzseitigen Illustrationen von Albrecht Altdorfer vorgesehen war. Deshalb ist die Historia auch als Primärquelle für die Geschichtswissenschaft von immanenter Bedeutung, da ihre bildhaften Illustrationen ähnlich dem Weißkunig offenbar auch als hauptsächliche Informationsträger fungierten. Die Belege für die Genese des Werkes - ohne zunächst den Stil der Zeichnungen zu berücksichtigen - sind also sehr eindeutig: bei dem vorliegenden Exemplar handelt es sich um ein weit gediehenes Konzept, dem aber schon eine Reihe von Manuskripten vorhergegangen sind.19 Auch bei der Ausführung der Zeichnungen konnte man schon auf einige der Holzschnitte für den Weißkunig zurückgreifen, wenngleich der Künstler, Albrecht Altdorfer, diese schöpferisch neu interpretierte und seine eigene meisterliche Handschrift einbrachte. Denn auch die Zeichnungen in tiefschwarzer Tinte sind, wenn man so will, Konzepte, da sie dem quadratischen Schriftspiegel nicht exakt entsprechen. Die Umrandung schneidet vor allem in den oberen und zum Teil unteren Bildhälften ein, aber auch in der Breite gibt es leichte Differenzen. Außerdem wurden die Zeichnungen in einem äußerst schnellen Malstil mit spitzer Feder nicht auf feinem Pergament, was die Voraussetzung für ein Endprodukt für den Kaiser wäre, sondern auf Papier ausgeführt. Zudem ist die Kolorierung äußerst flüchtig ausgefallen und hat sich Auer: Historia, Nr. 17 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 76, Benesch - Auer: Historia, Nr. 14 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 171 bzw. 374, Benesch - Auer: Historia, Nr. 22 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 55, Benesch - Auer: Historia, Nr. 24 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 134, Benesch - Auer: Historia, Nr. 26 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 225, Benesch - Auer: Historia, Nr. 29 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 373, Benesch — Auer: Historia, Nr. 33 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 71, Benesch - Auer: Historia, Nr. 35 mit Schultz: Weisskunig, Abb. S. 91. 19 Vgl.Benesch - Auer: Historia, S. 12; Wies flecker, Hermann: Joseph Grünpecks Redaktionen der lateinischen Autobiographie Maximilians I. In: Mitteilungen des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung. Bd. 78. (1970), S. 416-431; Zusammenfassend Müller, Jan-Dirk: Kaiser Maximilian I. In: Verfasserlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Bd. 6. Berlin-New York 1985, Sp. 213-215. 15

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