Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
MÜLLER, Mathias F.: Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani
Mathias F. Müller in einigen Fällen sogar auf der ihr gegenüberliegenden Seite abgedruckt. Interessant an ihnen ist aber die Eigenschaft, dass die persönliche Handschrift des überragenden Talentes Albrecht Altdorfers noch nicht vom Zeitstil her gemäßigt erscheint, da hier in der flüchtigen Skizze seine Persönlichkeit noch unverfälschter als im Bild sich auszudrücken vermag, in dem der Formwille oder die Formsprache eines Zeitabschnittes einen manchmal geradezu außerpersönlichen Einfluss auf die Art des Künstlers ausüben kann. So konnten sich die Zeichnungen in ihrer Unmittelbarkeit über Jahrhunderte hinweg den Reiz der Improvisation bewahren, da sie einen augenblicklichen Eindruck wiedergeben und den oft fliehenden Einfall festhalten, da sie in relativ kurzer Zeit entstanden sind und so Eindruck und Einfall äußerst frisch und a ' la prima auf das Papier bringen. Im Übrigen belegen nicht zuletzt die zahlreichen Pentimenti sowie die deutliche Überarbeitung der Skizzen mit breiterer Feder und die scheinbar nur zur bildhaften Illustration durchgeführte, gerade für Altdorfer als Farbkünstler manchmal ungewöhnlich sorglose Kolorierung, dass die Zeichnungen eindeutig als Entwürfe einzustufen sind. Denn die farbliche Überarbeitung folgt nicht immer exakt der Skizze, sodass man vor allem bei den Details stets eine graduelle Divergenz von Zeichnung und der sodann aufgetragenen Farbe bemerken kann.20 - Um sich ein Bild von Reinzeichnungen für den Kaiser zu machen, sei abschließend nochmals auf Albrecht Altdorfers Miniaturentriumphzug in der Graphischen Sammlung Albertina in Wien verwiesen, der zwischen 1514 und 1516 ausgeführt wurde.21 Hier bei der Historia ist es jedoch der persönliche Zauber der originalen Skizze, aus der uns der schon reife Künstler aufs Natürlichste anspricht und uns modernen Menschen heute vielleicht eher entgegenkommt, als ein Bild jener Epoche, das oft die vorbereitende Unterzeichnung, aus der es ja entstammt, im Ausdruck mäßigt. IV. Wenden wir uns nach diesem technischen Befund nun dem stilanalytischen Bereich und der Datierungsfrage zu. Wie eingangs schon angedeutet, trat Hans Mielke in diesem Zusammenhang für eine Frühdatierung um 1508 bis 1510 ein, die er mit detaillierten Stilvergleichen zu erhärten versuchte. Wenngleich er oft nur auf die persönliche Handschrift und einige morphologische Details, nicht aber auf den zeitlich bedingten Stil achtete, möchte ich zunächst diese Vergleichsbeispiele erneut zur Erläuterung aufgreifen und nach verfolgen, da dies deren Beziehung untereinander erhellen kann. 20 Anders Ben es ch - Au er : Historia, S. 111. 21 Vgl. Müller, Mathias F.: Albrecht Altdorfer: die rapide Entwicklung seines Figürlichen Stils von 1514 bis 1516, in den Jahren der Ausführung des Miniaturentriumphzuges für Kaiser Maximilian I. In: Festschrift für Konrad Oberhuber. Mailand 2000, S. 239-254. 16