Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium

SCHWARCZ, Iskra: Die diplomatischen Beziehungen Österreich-Russland in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts

Der Beginn der russisch-österreichischen Beziehungen Im Jahre 1675 reisten Annibale Francesco Cavaliere Bottoni und Johann Carl Terlinger von Guzmann als Gesandte des Kaisers Leopold I. zum Zaren Aleksej Mihajlovic und kamen am 20. August 1675 in Moskau an. Am 9./19. Oktober 1675 wurde ein Vertrag betreffend des Zeremoniells und der Titulaturen im diplomati­schen Verkehr zwischen Österreich und Russland geschlossen. Einige Tage später, am 12./22. Oktober 1675, wurde auch ein Geheimer Präliminarvertrag als Grundla­ge eines in Aussicht genommenen Bündnisses betreffend des Vorgehen gegen die Osmanen und Polen und die Haltung Russlands im Kriege Leopolds I. gegen Frank­reich und Schweden unterschrieben. Es folgten die Gesandtschaften von Ivan Buturlin 1679, Mihail Tarasov 1680 und Nikifor Senjukov 1682. Und wie W. Leitsch konstatierte: „Kurz vor der zweiten Belagerung Wiens (1683) war der Moskauer Staat schließlich auch zu einem mögli­chen Verbündeten gegen das Osmanische Reich aufgerückt.“37 Als die Heilige Liga nach der zweiten Belagerung Wiens eindrucksvolle Erfolge hatte, schloss sich der Moskauer Staat durch ein Bündnis mit Polen indirekt der Heiligen Liga an.38 Dazu beigetragen haben die diplomatische Mission des Boten Johann Eberhard Hövel im Jahre 1684 und die Gesandtschaft von Christoph Baron von Zirowa Zyrowsky und Sebastian Reichs-Freiherr von Blumberg 1684-1686. Nach langen Verhandlungen wurden schließlich am 26. April 1686 in Moskau ein „ewiger Frieden“ und ein Bündnisvertrag zwischen Polen und Russland unterzeich­net. Polen verzichtete auf alle ukrainische Gebiete links des Dnjepr, die sich dem russischen Staat angeschlossen hatten, sowie auf Kiev mit einem schmalen Territo­rium am rechten Dnjeprufer gegen Kompensationszahlungen und Russland ver­pflichtete sich im Rahmen der Heiligen Allianz die Krimtataren anzugreifen und auf diese Weise das osmanischen Heer zu schwächen.39 Im Jahr 1687 wurde die diplo­matische Gesandtschaft der Bojar B. Seremetev und I. Cadaev über Warschau nach Wien geschickt, um die gewünschte Allianz nun tatsächlich abzuschließen.40 Leider, scheiterten die folgenden Unternehmungen gegen die Krimtataren in den Jahren 1687 und 1689 völlig und auch Österreich erlitt nach dem Erfolge von 1688 auf 1689 schwere Verluste und musste 1693 Belgrad den Osmanen zurückgeben. Die Beziehungen in der Heiligen Liga wurden von Misstrauen überschattet. Die russischen Versuche nach dem Sieg von Azov (1696) die Kontroversen aufzuräu­men und die Allianz zu beleben, brachten im Jahr 1697 einen Vertrag mit dem Kai­ser und Venedig. Es war offensichtlich, dass die Machtkonstellation in Europa ver­ändert war und für die Ligapartner andere Interessen von größerer Bedeutung wa­ren. 37 Leitsch, Walten Die russisch-österreichischen Beziehungen im 16. und 17. Jahrhundert. In: Alfred Stimemann, Gerhard Wilflinger (Hg.), Russland und Österreich. Wien 1999, S.79. 38 Ebenda. 39 D r u % i n i n, M. N. (Hg.): Ocerki istorii SSSR. Period feodalizma XVII v. Moskva 1955, S. 536. 40 Diese Gesandtschaft behandelt Ch. Augustynowicz im gleichen Band. 37

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