Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium

SCHWARCZ, Iskra: Die diplomatischen Beziehungen Österreich-Russland in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts

Iskra Schwarcz Eine Woche später, am 17. Juni verließ Marselis, wie der Kaiser in einem Schrei­ben äußerte, „sehr zufrieden“ Wien.53 Im Jahr 1667 wurde der Waffenstillstand von Andrussovo geschlossen und die Ukraine wurde zwischen Polen und Russland längs des Dnjepr geteilt. Das Mos­kauer Reich bekam die Stadt Kiev für zwei Jahre und gab sie in der Folge nicht mehr heraus. Die Zaporozer Sic am unteren Dnjepr kam unter das gemeinsame Protektorat.54 Die Gesandtschaft von Ivan Zeljabuzskij kam in den selben Jahr nach Wien, um die Nachricht über den Frieden zu überbringen. Mit der Zeit änderte sich die Grundlagen der diplomatischen Verhältnisse. Die beiden Länder hatten nicht nur gemeinsame Nachbarn, sondern auch einen gemein­samen Feind - das Osmanische Reich. Das Osmanische Gefahr brachte eine Annä­herung in den Interessen der beiden Staaten. Im Jahr 1663 setzten sich die Osmanen mit einem starken Heer unter der Leitung des Großwesirs Fazil Ahmet Küprülü in Bewegung und zogen durch Ungarn nach Norden. Die Eroberung der Festung Neu­häusel öffnete den Weg nach Österreich. Der Wiener Hof war noch nicht bereit eine aktive Politik im Osten zu führen und der Kaiser nützte den Sieg des Feldmarschall Montecuccoli bei dem Dorfe St. Gotthard (1664) um schnell wieder einen Waffen­stillstand auf 20 Jahre zu schließen. Damit wurde die Konflikt beendet, aber die Gefahr an der Ostgrenze noch nicht abgewendet. Bald waren sowohl Polen (1672-1676) als auch Russland (1677-1681) in Kriege mit dem Osmanischen Reich verwickelt. Der nach der Mission von Mayerberg ins Stocken geratene diplomatische Verkehr mit Russland erhielt jetzt einen neuen Anstoß. Hier wichtig zu erwähnen sind: die russische Gesandtschaft von Paul Mine- sius und die kaiserliche Gesandtschaft von Annibale Francesco Bottoni und Johann Carl Terlinger von Guzmann. Nach dem osmanischen Einfall im Jahr 1672 in Polen, der Eroberung von Käme - nec Podol’skij in der Ukraine und der befürchteten Gefährdung von Kiev suchte der Zar Aleksej Mihajlovic durch Gesandtschaften an Westeuropa um Unterstützung. Es wurde eine Reihe von diplomatischen Missionen abgefertigt. Andreas Vinius ging nach England, Frankreich und Spanien, E. Ukraincev nach Schweden, Däne­mark und Holland, der Schotte im russischen Dienst Paul Minesius nach Brander­burg, Sachsen, zum Kaiser nach Wien, und weiter nach Venedig und zum Papst nach Rom.55 Am 15./25. April 1673 wurde Minesius vom Kaiser in Wien empfan­gen.56 Mit den darauf folgenden kaiserlichen Gesandtschaften wurden die diplomati­sche Beziehungen zwischen Wien und Moskau wieder aufgenommen. Ebenda. Kappeker, Andreas: Kleine Geschichte der Ukraine. München 1994, S. 68. 55 Kruse he, Josef: Die Entstehung und Entwicklung, Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven. N.F. Bd. VIII (1932), S. 151 f. 56 Őarykov, N.V.: PosoPstvo v Rim i sluZba v Moskve Pavla Menecia (1637-1694). SPb. 1906, S. 30. 36

Next

/
Thumbnails
Contents