Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium

SCHWARCZ, Iskra: Die diplomatischen Beziehungen Österreich-Russland in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts

Iskra Schwarcz 1657 militärische Hilfe in Polen leisteten24 und dass für die Moskoviten die Lage in der Ukraine nach dem Tod Bogdan Chmel’nickijs im Juli 1657 zu einer neuen poli­tischen Orientierung führte und sie zum Einlenken veranlasste. 1660 fand der Nor­dischen Krieg ein Ende im Frieden von Oliva, einem kleinem Kloster bei Danzig und in Kardis wurde 1661 ein Friedensvertrag zwischen Schweden und Russland auf der Grundlage des Status quo unterschrieben. In folgenden Jahren wurde der Krieg mit Polen fortgesetzt. Dabei zog der Mos­kauer Hof die Konsequenzen aus der Niederlage von Kardis und suchte einen dip­lomatischen Ausweg für die Regelung des Konfliktes. Die Mayerbergs Gesandt­schaft (1661-1663) gehörte zu den Vermittlungsversuchen des Kaisers, um eine Lösung des russisch-polnischen Problems zu finden. Die Verhandlungen waren langwierig und von Auseinandersetzungen wegen der Titulaturfragen überschattet. In September 1661 stellte sich heraus, dass der König von Polen sich hartnäckig jedem Vermittlungsangebot widersetzte. Und auch die zweite diplomatische Aufga­be - für eine antiosmanische Koalition zu werben - konnte Mayerberg nicht erfül­len. Der Zar ließ ihn wissen, dass er schon mit zwei Feinden, dem König von Polen und dem Chan der Krim, genug zu schaffen habe und er könne sich nicht noch ei­nen dritten Feind schaffen.25 Die Gesandtschaft blieb bis zum Frühjahr 1662 in Moskau und reiste am 5. Mai 1662 nach Wien ab. Die Wiederbelebung der Beziehungen benötigte sehr viel Mühe von beiden Sei­ten. In den Jahren von 1654 bis 1699 wurden insgesamt 24 russische und 11 kaiser­liche diplomatischen Missionen durchgeführt. (Beilage 2) Es gab drei Rangklassen der Gesandten:- die Boten, russ. Gonec- die Abgesandten, Kleingesandten, russ. poslannik,- die Großgesandten oder Legaten, manchmal großer Legat genannt, russ. po­sol’.26 Der Bote war kein Gesandter. Er war nur verpflichtet, Briefe von einem zum an­dern Herrscher zu überbringen. Allerdings haben die russischen Boten auf Weisung ihrer Regierung stets die gleiche Behandlung wie die Abgesandten verlangt und besaßen oft Instruktionen und den Auftrag, auch Verhandlungen zu führen.27 Es ist kein Zufall, dass die Boten oft von einem Dolmetscher oder einem Tolmac begleitet 24 Opitz, Eckardt: Österreich und Brandenburg im Schwedisch-Polnischen Krieg 1655-1660. Vorbe­reitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern. Boppard am Rhein 1969, S. 8 f. Meyer, Klaus: „Kayserliche grossmächtigkeit“. Titulaturfragen bei der Verhandlungen zwischen Kaiser und Zar 1661/62. In: Rossica externa, Marburg 1963, S. 120. 26 Krusche, Josef: Die Entstehung und Entwicklung der ständigen diplomatischen Vertretung Brandenburg-Preußens am Carenhofe bis zum Eintritt Russlands in die Reihe der europäischen Großmächte. In: Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven. Bd. VIII (1932), S. 176 f. 27 Krusche: Die Entstehung, S. 177. 34

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