Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium
SCHWARCZ, Iskra: Die diplomatischen Beziehungen Österreich-Russland in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts
Iskra Schwarcz rockdichters Ivan (Dzivo) Gundulic, war auch in Ragusa geboren und in den Fünfzigerjahren des XVII. Jh. war er Kapitän der kaiserlichen Truppen in Wien.11 Paolo Golielli, Kroate, türkischer Dolmetscher in der Hofkanzlei, bat den Kaiser um Erlaubnis, an der Mission teilzunehmen, weil die Sprache der Moskoviten seiner Muttersprache ähnlich war.17 18 Lorenz Churelich, der zukünftige Heroldmeister des Kaisers, wurde in Illyrien geboren und seine Muttersprache war auch eine slawische Sprache. Der Erzbischof Petr Parcevic, der im Jahre 1657 als kaiserlicher Gesandter zum Hetman Bogdan Chmel’nickij geschickt wurde, war ein Bulgare. Sebastian Glavinich, der die Gesandten Augustin von Mayern (Freiherr von Mayerberg) und Horatius Gulielmus Calvucci als Kaplan begleitete, wurde in Istrien geboren, besaß die erwünschten Sprachkenntnisse und war nach der Rückreise als Dolmetscher am Hofe tätig. Er erscheint in den diplomatischen Akten im Jahr 1665, 1667, 1673, 1682 und 1687, nämlich immer, wenn russische Gesandtschaften in Wien weilten.1’ (siehe Anhang) Die Gesandten Allegretto Allegretti und Theodor Lorbach bekamen zwei Instruktionen: die eine, nach gründlicher Beleuchtung der Streitfrage zwischen Moskau und Polen-Litauen die Vermittlung des Kaisers vorzuschlagen; und die andere - geheime - mit der strengen Weisung, nur über Zeit und Ort zu verhandeln und jede weitere Verpflichtungen des Kaisers abzulehnen.20 Die Gesandtschaft verließ die Stadt Wien am 25. Juni 1655 und reiste über Dresden, Lübeck, Reval und Nowgorod nach Moskau. Während man in Wien mit der Vorbereitungen für die Reise beschäftigt war, änderte sich die politische Situation in Zentraleuropa grundlegend. Die Einmischung Schwedens in den russisch-polnischen Konflikt brachte eine gefährliche Zuspitzung. Im Sommer 1655 fiel der schwedische König Karl X. Gustav, der „Nordische Alexander“ wie er in der barocken Literatur oft genannt wurde, in Polen ein.21 Die Polen waren von der Offensive völlig überrascht und die Schweden fanden kaum Widerstand. Im Spätherbst 1655 war ganz Polen in der Hand der Schweden und König Johann Kasimir floh nach Schlesien. Weniger als ein Jahrzehnt nach dem „mühselig“ erreichten Westfälischen Frieden war Europa in einen neuen großen Krieg gestürzt. 17 Schwarcz, Iskra: Vena-Moskva: diplomaticeskie otnosenija v seredine XVII veka. In: Slavjane i ih sosedi. Vyp. 9. Slavjane i nemcy. Moskva 1999, S. 182. Mehr über F. Gundulic: Deanovic, Mirko: Frano Dziva Gundulida i njegov put u Moskvu 1655 g. In: Starine, kn. 41, Zagreb 1948, S. 7-59. 18 HHStA, Wien, Russica, Karton 8, Konv. 2, fol. 147'. 19 Weczerka, Hugo: Sebastian Glavinich und seine Schilderung des Moskowitischen Reiches. In: Rossica externa. Marburg 1963, S. 135. 20 Pribram: Österreichische Vermittlungs-Politik, S. 425. 21 Dieser „Nordische Alexander“ hatte mit dem antiken Alexander gemeinsam, dass er in relativ jungen Jahren starb und innerhalb einer kurzen Regierungszeit die ihm überschaubare Welt durcheinander brachte. 32