Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium
SCHWARCZ, Iskra: Die diplomatischen Beziehungen Österreich-Russland in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts
DIE DIPLOMATISCHEN BEZIEHUNGEN ÖSTERREICH - RUSSLAND IN DER ZWEITEN HÄLFTE DES XVII. JAHRHUNDERTS ISKRA SCHWARCZ Nach einer langen Phase von 37 Jahren wurden im Jahr 1654 die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und dem Heiligen Römischem Reich wieder aufgenommen. Warum? Unter welchen Umständen? Welche Interessen haben die beiden Staaten dabei verfolgt? In der Historiographie gibt es viele Publikationen über einzelne diplomatische Missionen (z. B. über den Aufenthalt Peters des Großen in Wien), leider fehlt noch immer eine grundlegende Untersuchung für die ganze Periode, analog zur Arbeit von Walter Leitsch über Moskau und die Politik des Kaiserhofes im ersten Hälfte des XVII. Jh.1 Die Quellenbasis bieten die Akten und die diplomatischen Berichte, die im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien2 und im Archiv drevnih aktov (RGADA) in Moskau erhalten geblieben sind. Ein Teil der Dokumente ist in der Sammlung „Denkmäler der diplomatische Beziehungen des alten Russland“ veröffentlicht.3 Wichtig für das Thema sind auch die Reiseberichte der kaiserlichen Diplomaten wie die von Baron Mayerberg4, Carl Valerius Wickhart, Johann Georg Korb5 und die russischen Reiseberichte wie das Tagebuch des Stolnik Pjotr Tolstoi (1697/99).6 Das Ende des Dreißigjährigen Krieges und die Friedensverträge von Münster und Osnabrück(1648) brachten ein neues europäischen Staatensystem: Es basierte auf Gleichrangigkeit und Souveränität. Der magnus dux Moscoviae wurde in den Westfälischen Friedensverträgen 1648 (Instrumenta Pacis Westphalicae) als Verbündeter 1 Leitsch, Walter: Moskau und die Politik des Kaiserhofes ira XVII. Jahrhundert. Graz-Köln 1960. 2 Österreichisches Staatsarchiv, Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv [in Hinkunft: HHStA, Wien], 3 Pamjatniki diplomatiieskih snoäenij drevnej Rossii s deriavami inostrannymi (PDS). Bd. I1I-IX, S. Petersburg 1854 - 1868. ln der Literatur sind zwei Namensformen des Gesandten bekannt - Meyerberg und Mayerberg. Hier wird die Form Mayerberg verwendet. Die Unterschrift in der Briefkorrespondenz aus Russland ist ,,[...]Augustinus de Maijem“. In: HHStA, Wien, Russland I, Karton 11, Konv. 2, fol. 91'., fol. 121'. u. a. 5 Adelung, Friedrich: Augustin Freiherr von Meyerberg und seine Reise nach Russland nebst einer von ihm auf dieser Reise veranstalteten Sammlung von Ansichten, Gebräuchen, Bildnissen. S. Petersburg 1827; Wickhart, Carl Valerius: Moscowittische Reiß-Beschreibung. Wien s. a.; Korb, Johann Georg: Tagebuch der Reise nach Russland. Graz 1968. 6 Müller, Klaus (Hg.): Itineraria rossica. Altrussische Reiseliteratur. Leipzig 1991, S. 254-287. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50/2003 29