Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium

ZENČEV, Vladimir: Der Beginn der russisch-österreichischen Beziehungen

Heeresausrüstung schon von Karl V. eingeführt worden und der gesamte übrige Handel völlig frei sei. Das Ende des 16. Jahrhunderts war gekennzeichnet von der zunehmenden Bedro­hung Europas durch die Türkei und den Versuchen, eine breite antitürkische Koali­tion auf die Beine zu stellen. Die Habsburger rechneten damit, Russland in ihre Reihen aufnehmen zu können und unternahmen dahingehend energische Schritte. 1589 schlug der Reichsgesandte Nicolaus Warkotsch dem Zaren die Schaffung eines Bündnisses gegen die Türken unter Teilnahme des Papstes und des spanischen Königs vor. Die russische Diplomatie begrüßte ein solches multilaterales Bündnis, betonte jedoch im Bestreben, den gesamten europäischen Raum zu aktivieren, dass ein Bündnis nur zwischen dem Reich und Russland im Kampf gegen die Türken nicht ausreichend sei. Warkotsch war 1593 und 1594 ein zweites und drittes Mal in Moskau. Im Namen des Kaisers ersuchte er eindringlich um jedwede Hilfe gegen die Türken und um Fernhaltung der Krimtataren vom Krieg. Er versprach, den Papst und den spanischen König davon zu überzeugen, gemeinsam mit Russland in das antitürkische Bündnis einzutreten, Russland mit Schweden zu versöhnen und Schweden sogar in das Bündnis einzubeziehen. Es soll hier eine wenig bekannte Tatsache erwähnt werden. Als Antwort auf die eindringlichen Bitten des Kaisers um Hilfe im Kampf gegen die Türken in Form von Geld und Waren verfügte Moskau 1595, der Reichsarmee als Hilfe Zobel- und andere Pelze im Wert von 44 000 Rubeln zu schicken, eine für die damalige Zeit höchst bedeutsame Summe. Der den Transport begleitende Adelige Michail VeTjaminov wurde auch damit beauftragt, ausländische Bergbauspezialisten und Metallurgen für die Arbeit in Russland ausfindig zu machen. Die antitürkische Koalition kam nicht zu Stande. Einerseits mieden der Papst und Spanien ein Bündnis mit Russland, andererseits trat Russland selbst in eine höchst schwierige Phase politischer Unordnung, in die „Zeit der Wirren“ (smutnoe vremja) ein. Interessant sind auch die Sonderbeziehungen Moskaus mit den österreichischen Erzherzogen. 1586 informierte der Bruder Rudolfs II., Maximilian, mit Spezial­sendschreiben den Herrscher Boris Godunov und die Leiter des Posol’skij prikaz davon, dass er vom Kaiser zum Verwalter und Regenten des germanischen Teils der deutschen und italienischen Gebiete ernannt worden sei. Als Antwort wurden ihm Glückwünsche übermittelt. 1599 unterrichtete Boris Godunov den damaligen Erz­herzog und späteren Kaiser Maximilian von seiner Wahl zum Zaren. Im für Russ­land so schwierigen Jahr 1612, als das ganze Land nach dem Bürgerkrieg und der ausländischen Intervention in Trümmern lag, schlug der aus Persien über Russland zurückkehrende Reichsgesandte Josef Gregorowicz (Jusuf Grigor’ev) dem Fürsten Dmitrij Pozarskij, der den Kampf um die Rettung Russlands anfuhrte, vor, Maximi­Der Beginn der russisch-österreichischen Beziehungen 25

Next

/
Thumbnails
Contents