Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium
ZENČEV, Vladimir: Der Beginn der russisch-österreichischen Beziehungen
V. G. Zencev Liebe“ verbleiben wolle. Im nächsten Jahr weist Ivan den Vorschlag, seinem Sohn Fedor die polnische Krone zu übertragen, zurück, rät jedoch den Polen, den Sohn Maximilians, Erzherzog Ernst, zum König zu wählen, was auch mit den Plänen des Kaisers übereinstimmt. 1576 schickt Ivan Groznyj dem polnischen und litauischen Adel Sendschreiben, in denen er eindringlich die Einberufung eines Sejms und die Wahl von Erzherzog Ernst zum König empfiehlt. Er bestärkt sie dahingehend, dass dieser gemeinsam mit dem Kaiser und dem Papst alle Rechte und Freiheiten des polnischen und litauischen Volks bewahren werde. Beide Höfe waren bestrebt, die Wahl des französischen Prinzen Heinrich von Valois zum polnischen König zu hintertreiben (1573-1574) und 1580 Stephan Bätho- rys Wahl zum polnischen König noch einmal in Frage zu stellen. Beide Unternehmungen endeten jedoch erfolglos. Die gemeinsamen Anstrengungen, um auf Polen Einfluss auszuüben, setzten sich weiter fort. Unter Zar Fedor, dem Sohn Ivan Groz- nyjs, wurde nach dem Tod Stephan Bäthorys 1588 dem Kaiser ein Brief des Zaren überbracht, in dem dieser gemeinsame Maßnahmen zur Wahl eines von ihnen zum polnischen König vorschlug. Dieser Vorschlag kam zu spät, denn zum polnischen König war bereits der schwedische Prinz Sigismund III. Vasa gewählt worden. Die erfolgreiche Entwicklung der Beziehungen zwischen Russland und dem Reich wurde durch den Krieg um Livland im Baltikum erschwert, den Ivan Groznyj einige Male führte (1576, 1577, 1578). Der Habsburger Hof wandte sich an den Zaren mit Bitten, die Streitkräfte aus Livland abzuziehen, das Land nicht zu verwüsten usw. Von russischer Seite kamen immer wieder gleich lautende Antworten: Livland und Kurland hätten sich schon von alters her unter dem Einfluss Moskaus befunden und müssten dem Russischen Staat einverleibt werden. Der Kaiser wurde vor einer militärischen Einmischung im Baltikum gewarnt. In den letzten Herrschaftsjahren Ivan Groznyjs erinnert sich Russland, vom erfolglosen Livländischen Krieg erschöpft, an das von Maximilian II. vorgeschlagene Bündnis und wendet sich 1580 an den neuen Kaiser Rudolf II. mit der Bitte, zwischen dem Wiener und dem russischen Hof einen Vertrag nach dem von seinem Vater vorgeschlagenen Muster abzuschließen. Der Kaiser wird gebeten (und das wird noch wiederholt geschehen), das Handelsverbot mit Russland für Kriegsausrüstung und strategisches Material (Blei, Zinn, Kupfer usw.) aufzuheben. Rudolf II. gab eine ausweichende Antwort, sich darauf berufend, dass er ohne Einwilligung der Reichsfürsten diese Fragen nicht lösen könne, machte aber deutlich, dass die Einverleibung gewisser livländischer Gebiete durch Russland einer positiven Lösung im Wege stünde. Die Vorschläge Moskaus wurden 1582 vom päpstlichen Gesandten Possevino wiederholt. Dieses Mal versprach Rudolf II., nachdem er erneut den Verkauf von Kriegsmaterial verweigert hatte, die Bündnisfrage, das Livland-Problem und eventuelle Heereslieferungen auf dem Reichstag zu erörtern. Das offene Problem des Handels mit Kriegsmaterial beunruhigte Moskau sehr und wurde auch in einem Brief des Zaren Fedor gestellt, in dem er Rudolf II. vom Tod Ivan Groznyjs unterrichtete. Die Antwort lautete dahingehend, dass das Verbot für den Verkauf von 24