Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv

TEPPERBERG, Christoph: Das Militärmatrikelwesen in Österreich

matrikelfalle vorzusehen. Außerdem waren allen genannten Zivilgeistlichen umge­hend die mit Zirkularverordnung vom 26. Mai 1869 eingeführten Matrikelbücher und Matrikelbögen auszufolgen.73 Durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1868 erlangten die Stellungslisten eine besondere Bedeutung. Diese Listen, in welchen die alljährlich zur Stellung anstehenden männlichen Personen eines Stellungsbezirkes zu ver­zeichnen waren, wurden auf Grund der Taufbücher der jeweiligen Pfarren erstellt.74 So wurde mit Zirkularverordnung vom 31. August 1875 verfügt, dass vor jeder Stellung auch von den zuständigen Militärgeistlichen Auszüge aus den Taufmatri- ken der Stellungspflichtigen anzufertigen seien.75 Matrikelführung für Personen der Landwehr und der Gendarmerie Die Führung der Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken sowie die urkundlichen Ausfertigungen für Personen der im Jahre 1868 errichteten k. k. Landwehr oblag im Frieden den örtlich zuständigen Zivilpfarren. Im Kriegsfall unterstanden auch die Landwehren der Militärmatrikelführung, die teils von den Seelsorgern des Hee­res, teils von eigenen Landwehr-Seelsorgern besorgt wurde.76 Die Friedensmatrikel­führung für Personen der k. k. Gendarmerie oblag zunächst der Militärgeistlich­keit,77 * 79 wurde aber 1904 ebenfalls den Zivilpfarren übertragen.7* Matrikelführung bei der k. (u.) k. Kriegsmarine Bei der Kriegsmarine waren eigene Marineseelsorger angestellt.7'7 Sie versahen ihren Dienst nach besonderen Vorschriften und hatten gemäß Verordnung des Das Militärmatrikelwesen in Österreich 73 Koh 1 hepp: Gesetz- und Normalien-Sammlung, Bd. 3, S. 282 f„ Nr. 21 I (KM, Abt. 9, Nr. 1173, 19. April 1870). 74 Vgl. Grießl, Anton: Vorschriften in Militär-Angelegenheiten. Für den Seelsorge-Clerus und die Candidaten des geistlichen Standes. Graz 1891. S. 139 f.; Seidl: Matrikenführung, S. 466 - 484. 75 Kohlhepp: Gesetz- und Normalien-Sammlung, Bd. 3, S. 1458 f., Nr. 1093 (KM, Abt. 2, Nr. 4936, 31. August 1875). 76 Vgl. Grießl: Kirchliche Vorschriften, S. 260 und S. 288 - 302; Seidl, Matrikenführung, S. 394 f. und S. 540; Dienstvorschrift für die Militär-Geistlichkeit. Wien 1887, Durchführungsbestimmungen (S. VIII). 77 Verordnungsblatt für die k. k. Landwehr vom 20. März 1876, S. 39, Nr. 7; Kohlhepp: Gesetz- und Normalien-Sammlung, Bd. 3, S. 1635, Nr. 1151. 7* KA, KM Präs. 34-12/2 aus 1904; KA, k. k. Ministerium für Landesverteidigung, Gendarmerie E in genere, Karton 3715/23 (Nr. 21.295/XIX aus 1904). An dieser Stelle möchte ich dem Direktor des Kriegsarchivs, Herrn Hofrat Dr. Rainer Egger, sehr herzlich für die Überlassung seiner No­tizen zum Militärmatrikelwesen danken. 79 N o r ma I - V erord n u n gs b 1 a 11 für S. M. Kr i egs - M a r i n e vom 19. Juli 1869, XXII. Stück, Nr. 77: „Statut für die Marine-Seelsorge“; Schematismus der Militär- und Marinegeistlichkeit. Wien 1909, S. 46 f ; Inventar des Kriegsarchivs Wien, Bd. 1, S. 157 und Bd. 2, S. 55. 79

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