Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv

HILLBRAND, Erich: Das Kriegsarchiv von 1945 bis zur Jahrtausendwende

Erich Hillbrand zu einem Österreichischen Militärarchiv zu vereinen, um durch Freigabe anderer Gebäude und Wohnungen die Raumnot auf diesem Sektor zu lindem. Diese sinn­volle Idee fand jedoch keine Verwirklichung, da der dazu beanspruchte Mitteltrakt der Stiftkaseme vorerst vom sowjetischen, dann vom amerikanischen „Element“ - wie die Quellen es formulieren - beschlagnahmt war.6 So sollte die damals erwo­gene Übernahme der Registratur der Vereinigten Wehrevidenzstellen (vWest) erst im August des genannten Jahres,7 der Militärmatriken sogar erst im Jänner 1984 auf Grand eines Bundesgesetzes erfolgen.* Bei letzteren handelte es sich um die Abteilung IV/4/b des Bundesministeriums für Inneres, deren Eingliederung auf Intervention des Kriegsarchivs erfolgte, nachdem man die Matriken zuerst auf die einzelnen Bundesländer aufteilen, später dem Wiener Stadt- und Landesarchiv eingliedem hätte wollen. Einer Aufteilung standen gewisse Schwierigkeiten entge­gen, in Wien aber hätte niemand Militärmatriken aus den diversen Landesteilen gesucht. Der jeweils betraute Archivar übt übrigens auch standesamtliche Befug­nisse aus und kann in dieser Eigenschaft nur durch den Direktor des Kriegsarchivs vertreten werden.'7 * * 11 Wegen seiner Zugehörigkeit zur Deutschen Wehrmacht musste Kiszling schließ­lich sein Amt niederlegen1" und man betraute damit den seit 1908 im Hause tätigen Josef Mündl". Gleichzeitig ging die nur für wenige Wochen wiedererlangte Selbst­ständigkeit des Kriegsarchivs endgültig zu Ende, denn es war bereits damals als „Abteilung IV“ des projektierten, im Juli des Jahres offiziell gegründeten Österrei­chischen Staatsarchivs12 vorgesehen. In die Zeit davor fallen nicht eindeutig über­MÖStA] 10 (1957), S. 539 - 546; Benedikt, Heinrich: Rudolf Kiszling zum 80. Geburtstag, ln: Die Presse, vom 6.1.1962; Winter, Otto Friedrich: Generalstaatsarchivar i. R. Rudolf Kiszling zum 90. Geburtstag, ln: Scrinium 5 (1972), S. 3 - 7; Broucek, Peter: ln memoriam Rudolf Kiszling. In: Scrinium 14 (1976), S. 3 - 5; Leesch, Wolfgang: Die deutschen Archivare 1500- 1945. München 1992, S. 31 1. 6 KA, Reg. ZI. 1472/45, 1479/45, 1480/45, 1633/45. 7 Ebenda, ZI. 1702/45. * Gemäß ij 71 Personenstandsgesetz [in Hinkunft: PStG]; Bundesgesetzblatt [in Hinkunft: BGBl.] Nr. 60 aus 1983. ‘7 KA, Reg. 48/0-KA/84. 111 Der Erlaß der Staatskanzlei vom 8. Mai traf allerdings erst acht Tage später im Archiv ein. KA, Reg. ZI. 1490/45. Trotz der mit Datum vom 8. Mai 1945 ausgesprochenen Enthebung verfügte der Ministerrat eine solche erst am 2. Februar 1946. KA, Reg. ZI. 288/46. 11 Josef Mündl: * Komom (Ungarn, heute Slowakei), 6.1 1.1887, t Wien, 2.3.1950. Mündl, noch im Jahr seiner Ausmusterung aus der Wiener Neustädter Militärakademie in das Kriegsarchiv ge­kommen, absolvierte 1921-1923 den Ausbildungskurs des Instituts für österreichische Ge­schichtsforschung. Er wurde vorerst provisorisch bestellt; vgl. u.a. Leesch : Archivare, S. 426. 12 Im Rahmen des Behördenüberleitungsgesetzes vom 28. Juli 1945 (Staatsgesetzblatt Nr. 94 aus 1945). Vgl. Mikoletzky, Lorenz: Das Österreichische Staatsarchiv. In: „Schatzhäuser Öster­reichs“. Das Österreichische Staatsarchiv. Wien 1996, S. 5. Obwohl die neue Institution ein Gene­42

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