Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv
DOHLE, Oskar: Das militärhistorische Schriftgut im Salzburger Landesarchiv
Oskar Dohle 10. ) Geheimes Archiv Nach 1810 war das vordringlichste Bestreben der bayerischen Regierung für die 1806 nach Wien verlagerten Archivalien des „Geheimen Archivs“ in Salzburg Ersatz zu schaffen. Aus diesem Grund entstand eine Sammlung, fälschlicherweise abermals „Geheimes Archiv“ genannt, von Akten, Urkunden und Büchern, vornehmlich bestehend aus den Resten des domkapitlischen und chiemseeischen Archivs, den Restbeständen der Archivalien der Geheimen Hofkanzlei, des Hofrates, der Hofkammer und dem Archiv des St.-Ruperti-Ritterordens. Abschriften vorhandener Urkunden und Büchern, die für Salzburg und Berchtesgaden relevant waren, ergänzen den vorliegenden Archivkörper.24 Die 1910 erfolgte Neuordnung der Schriftstücke und ihre Repertorisierung25 trug wesentlich zur Übersichtlichkeit bei, sodass nun die Rubrik XXI „Kriegswesen“ einen sehr faktenreichen Querschnitt über militärische Entwicklungen in Salzburg von 1523 bis 1809 bietet. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang die vergleichsweise ausführlichen Beschreibungen der Maßnahmen im Zuge der Franzosenkriege,26 wobei der Schwerpunkt hier auf den Jahren 1797 bis 1800 liegt. 11. ) Pfleg- und Landgerichte Im 18. Jahrhundert war das Erzstift Salzburg in 32 Pfleg- und Landgerichte unterteilt.27 Die diesbezüglichen Archivalien, ebenfalls durch eine Reihe von Findbü- chem erschlossen,28 umfassen den Zeitraum von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die weitgehend einheitliche Einteilung der Akten gliedert sich nach den Agenden der jeweiligen Zentralbehörde, daher gibt es hauptsächlich im Zuständigkeitsbereich des Hofkriegsrates militärgeschichtlich relevante Schriftstücke, vor allem bezüglich Werbung, Truppeneinquartierungen, Durchmärsche fremder Truppen durch das Gebiet des jeweiligen Pfleg- und Landgerichtes sowie Angaben über Befestigungsanlagen. 24 Vgl. M ud r i c h : Das Salzburger Archivwesen, S. 72 - 74. 25 Repertorium 11-06/01 (Geheimes Archiv). 26 SLA, Geheimes Archiv, XX1/41 - XXI/60. 21 Die unterschiedlichen Bezeichnungen sind damit zu begründen, daß dem „Pfleggericht“ der „Pfleger“ (Aufseher über die jeweilige erzbischöfliche Hauptburg) Vorstand, der als höchster Beamter fungierte. Diesem unterstand das Gericht unter der Leitung des „Landrichters“, ln einem „Landgericht“ fehlte die Burg und somit der „Pfleger“, wodurch in diesem Fall der „Landrichter" an der Spitze der Beamtenschaft stand; vgl. Koller: Das Salzburger Landesarchiv, S. 101 - 102. 28 Repertorium 21-1 1/01 bis 21-11/38. 378