Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv
DOHLE, Oskar: Das militärhistorische Schriftgut im Salzburger Landesarchiv
Oskar Dohle 1. ) Hofrat Im 16. Jahrhundert entstand aus dem „Rat“, der als Consilium geistlicher und weltlicher Würdenträger bereits seit dem Mittelalter dem Erzbischof zur Seite stand, der „Hofrat“ (consilium aulicum) und der „Hofkammerrat“ (consilium camerae). Der Hofrat war die oberste Gerichts- und Polizeistelle des Erzstiftes. Überdies hatte er die landesfurstlichen Rechte, vor allem im Bereich der Jurisdiktion und der Landesgrenzen zu wahren.2 In dieser Funktion befasste er sich auch mit militärischen Angelegenheiten, wie z. B. 1740 mit Entschädigungen im Zuge von Truppendurchmärschen3 oder 1806/07 mit der Auflösung des Hofkriegsrates.4 Häufig wurden auch militärische Fragen mit einzelnen Pfleggerichten erörtert, meist im Zusammenhang mit Einquartierungen oder Durchmärschen von Truppen, so auch 1697/98 anlässlich des Durchmarsches fremder Truppen durch das Pfleggericht Radstadt.5 Das militärgeschichtlich relevante Schriftgut im Bestand „Hofrat“ ist weitgehend durch Findbücher6 7 erschlossen; es bildet jedoch keinen geschlossenen, einheitlichen Quellenkorpus. 2. ) Hofkammer Mit der Hofkammerordnung von Erzbischof Wolf Dietrich (1587-1612) wurde die Hofkammer zur zentralen Finanzbehörde, die sich in der Folge immer mehr zur zentralen Verwaltungsbehörde des Erzstifts entwickelte. Der diesbezügliche Archivbestand blieb weitgehend von Skartierungen verschont, da diese Schriftstük- ke als Beweis für camerale und seit der Zugehörigkeit zu Österreich aerarische Rechtstitel dienten.' Bereits an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand eine Reihe von Hofkammerrepertorien. Auf Grund ihrer zentralen Stellung innerhalb der erzbischöflichen Verwaltung übernahm die Hofkammer auch militärische Agenden. So reichen die Aufzeichnungen aus dem Bestand „Hofkammer-Hofkriegsrat“, die auch durch ein eigenes Repertorium* erschlossen sind, bis ins Jahr 1525 zurück und beinhalten unter anderem Aufzeichnungen betreffend den Bauern- und Knappenaufstand in Salzburg von 2 Vgl. Mud rieh, Andreas: Das Salzburger Archivwesen, ln: Mittheilungen des k. k. Archivrates, redigiert von Franz Wilhelm. Bd. I - 3. Wien 1914-1917, Bd. 2, S. 36-41. 3 Salzburger Landesarchiv [in Hinkunft: SLA], Hofrats-Akten, Generale 18 (1740). 4 Eb en da , Generale 70 (1806/07). 5 Ebenda, Radstadt 2 (1697/98). 6 Repertorium 11-16/01 (Hofrat Akten), Repertorium 11-16/02 (Hofrat Testamente), Repertorium 11-16/03 (Hofrat Taidinge). 7 K o 11 er: Das Salzburger Landesarchiv, S. 61 -67. * Repertorium 11-19/55 (Hofkammer, Hofkriegsrat). 374